Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
ich das verstehen?“, fragte er ruhig.
„Haben die großen Antennen etwas ausgesendet, das uns aggressiv oder krank macht?“
Alle schwiegen und starrten Rippel neugierig an.
„Ähm – so was ist möglich“, fing Ben vorsichtig an. „Wie gesagt, Strahlung kann unser Gehirn beeinflussen. Ich habe gehört, dass bestimmte Frequenzen uns nicht gut tun -“
„Das ist eine gewagte Behauptung“, sagte Rippel scharf und fixierte Milli über Bens Kopf hinweg. „Eine sehr gewagte Behauptung.“
„Ähm, also …“, versuchte es Ben noch einmal. „So gewagt wiederum auch nicht. Eine Schwingung von zum Beispiel 6,5 Hertz kann unter Umständen sehr schlechte Laune machen -“
„Dann haben die uns bestrahlt!“, rief Milli. Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde und biss sich auf die Lippen.
Rippel hatte sie scharf beobachtet; dann wandte er sich an sie in einem Ton, der keinen Widerstand duldete: „Das war eine unangemeldete Demonstration, die aus den Fugen geraten ist … schlagt euch den Rest aus dem Kopf. Und setzt keine solchen Theorien in die Welt.“
„Und dass Lucretia Ziggedorn ausgerechnet heute wegen einer Familienangelegenheit vorzeitig aus dem Unterricht geholt werden musste, ist nicht merkwürdig?“, protestierte Chong.
Rippel sah ihn überrascht an.
„Der Stress war aber auch schon da, als Lucretia noch da war“, sagte Anna und schaute verlegen in Millis Richtung. „Erinnert euch - die Leute waren alle ziemlich unerträglich.“
Milli ärgerte sich. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass Rippel ihnen etwas verheimlichte. Erst verteilte er diese Wunderstirnbänder und jetzt tat er so, als wären sie nur gegen Demonstrationsstress oder Massenpanik. Für wie dumm hielt er sie eigentlich?
„Keine voreiligen Schlüsse“, deklarierte Rippel düster. Seine Augen hefteten sich an Milli: „Junge Mädchen sollten vorsichtig sein und nachdenken, bevor sie den Mund auftun. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich jemand aus deiner Familie unnötig in Gefahr begibt und dabei unschuldige Menschen mit hineinzieht.“
Milli starrte Rippel entgeistert an, kam aber sofort wieder zur Besinnung. „In was für eine Gefahr denn?“, rief sie keck aus. „Angeblich ist doch alles in Ordnung, außer einer kleinen Demonstration, die aus den Fugen geraten ist!“ Sie verschränkte die Arme und sah ihn herausfordernd an.
Rippels schien mit sich zu kämpfen, er atmete hörbar und seine dunklen Augen wurden zu Schlitzen. „Törichtes Gör! Was weißt du schon!“ Er klang sehr zornig und bemerkte es wohl auch. Verstört legte er die Hand über die Augen und wandte sich ab.
Kurze Zeit herrschte Schweigen.
„Also gut“, sagte Rippel. Er sah Milli an und zwang sich zu einem Lächeln. „Es besteht kein Grund zur Unruhe. Ich warte hier, bis ihr alle im Café seid und die Tür hinter euch zugemacht habt.“
Chong starrte ihn entgeistert an. So hatte er seinen geschätzten Kung Fu Lehrer wohl noch nie erlebt.
„Na, was ist?“, sagte Rippel und versuchte einen unbekümmerten Eindruck zu machen.
Chong setzte sich in Bewegung und stieß mit einer schnellen Bewegung die Tür auf. „Na los!“, brummte er und ging voran.
Zu den Räumen des Cafés musste man neun Stufen bis in den ersten Stock hinaufsteigen. Darüber gab es noch ein oberes Stockwerk mit Gästezimmern und darunter ein unteres Stockwerk. Sie betraten einen Raum der hell und freundlich eingerichtet war. Es roch nach frischem Kaffee und Kuchen. Der vordere Teil ging zum Hafen, war großzügig verglast und hatte eine große Schiebetür zur Terrasse. Man hatte einen schönen Blick über den See. Die Bar lag in der Mitte. Auf der linken Seite führte eine Schwingtür ins Treppenhaus, und rechts waren die Wände gelb verputzt. Auf dem Fußboden lagen Spielsachen.
„Meine Mutter ist geschäftstüchtig“, sagte Anna in einem Tonfall, als müsse sie sich dafür entschuldigen. „Der Bereich für Kinder hat sich aber gelohnt. Frauen mit Kindern sind nämlich gern hier… auch wenn’s manchmal nervt.“
Anna und Chong liefen linker Hand am Tresen vorbei zu einem Ecktisch der direkt am Fenster stand. An den Wänden hingen Bilder mit asiatischen Landschaftsmotiven. Milli blieb vor einem Bild stehen und betrachtete es. Es zeigte zuckerhutförmige Berge mit seltsamen Bäumen und Vögeln.
„Meine Mutter hatte eine japanische Phase“, sagte Anna und lächelte leicht säuerlich, „denkt sie jedenfalls, denn das meiste Zeug, das sie angesammelt
Weitere Kostenlose Bücher