Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
ins Schwarze getroffen. Natürlich wollte es jeder erfahren. Alle Blicke richteten sich auf Ben, der verlegen seine Brille zurecht rückte.
„Wir haben schon mit unserer Recherche zur Wirtschaftskrise begonnen“, sprach Milli nachdenklich an Bens Statt. „Bevor die Banken komplett Pleite gehen und alles Geld futsch ist, wollten wir noch schnell eine erleichtern.“
Gekicher und das Wort Bankräuber tönte durch den Raum.
Lucretia Ziggedorn sagte gehässig: „Subalterne, primitive Methoden. Um eine Bank zu plündern, bricht man da doch nicht mehr ein ...“
„Wer spricht denn von Einbruch“, antwortete Milli mit gespielter Scheu und lächelte geheimnisvoll. Sie wunderte sich zwar, wie sie auf diese komische Idee kam, aber Hauptsache, es hörte sich interessant an.
Chong lehnte sich lässig zurück und schaukelte mit seinem Stuhl hin und her. „Wir konnten uns noch nicht endgültig über die Vorgehensweise einigen - daher die Verspätung … kommt aber nicht wieder vor.“
Anna wirkte ein wenig verstört, sie begriff nicht, worauf Milli und Chongs hinaus wollten.
„Anna!“, schoss Frau Favola durchs Klassenzimmer. „Du siehst so unzufrieden aus?“
Chong wollte weiter sprechen, aber Frau Favola hielt ihn davon ab.
„Anna kann für sich selber sprechen.“
„Unglaublich!“, stieß Anna hervor und besann sich sogleich. „Nein - ich meine … es ist natürlich unser erster Coup. Ich bin fürchterlich aufgeregt. Hoffentlich kriegen wir alles hin, ohne jemandem ein Leid zuzufügen.“
Die Klasse brach in schallendes Gelächter aus. Lucretia starrte Milli an und formte mit den Lippen Wörter, die sie nicht aussprach, während Lena Wuttke sich bemühte, nicht laut zu lachen.
Maxi Favola klatschte ein paar Mal in ihre Hände damit wieder Ruhe einkehrte. „Dann erwarte ich das Ergebnis eurer Recherchen in eurer Hausarbeit. Und jetzt aus mit lustig!“, donnerte sie über alle Köpfe hinweg. „Wie ihr wisst, vertrete ich heute Professor Morales. Aus aktuellem Anlass ändern wir das Thema ...“
„So stelle ich mir Napoleon vor“, flüsterte Ben Milli zu. „Klein – drahtig – brüllend.“
„Ruhe jetzt!“, brüllte Maxi Favola und blickte grimmig in die Klasse.
Dann wechselte sie zum Thema Demokratie und Demonstration. Es ging ums Randalieren und eine neue Art von Rowdys, womit sie vermutlich autonome Gruppierungen meinte. Lucretia meldete sich als erste zu Wort und ließ sich zu der autonomen Bewegung aus. Autonome seien Asoziale, Arbeitslose und Versager. Leute, die sich nach Macht und Herrschaft sehnen, aber nicht bereit sind, etwas dafür zu tun …
„Die muss man in Erziehungsanstalten stecken!“, rief Wido Bismarck. „Oder zum Militär schicken.“
„Autonome machen mir Angst“, sagte Maria Frost. „Vielleicht töten die uns.“
„Oh Gott! Wo lebt ihr denn!“, kreischte Irma Pietsch.
„Wido - Maria – Irma - nicht durcheinander! Und bleibt sachlich“, ermahnte Maxi Favola. „Wie kommst du auf töten, Maria?“
Maria wirkte eingeschüchtert. „Ich dachte … wenn mal ein Schlag von denen oder der Polizei daneben geht, kann es aus Versehen einen Unschuldigen treffen.“
„Alles Klischees! Autonome töten niemanden!“, rief Tobias Rieke. „Autonome wollen Gerechtigkeit. Sie sind einfach nur wütend.“
„Und ich glaube auch nicht, dass sie alle Asoziale und Versager sind“, sagte Ben mit gerunzelter Stirn. „Die sind nicht viel älter als wir. Um ein Versager zu sein, muss man erst einmal alt genug sein, um zu sehen, ob man versagt hat.“
Spöttisches Geraune, kichern und glucksen ging durch den Klassenraum.
„Als Versager wirst du geboren“, kam es von Lucretia. „Das hat man in den Genen.“
„Das sind schlechte Menschen“, sagte Lena Wuttke. „Menschen, die Randale machen, klauen und lügen und Drogen nehmen. Die ändern sich nicht mehr.“
Chong fletschte die Zähne. „Und wenn diese Menschen erfolgreich klauen und lügen, heißen sie Manager und Banker. Das finden wir dann gut. Diese erfolgreichen, guten Menschen stehen übrigens auf die Droge Kokain.“
„Gut Kinder“, unterbrach Frau Favola sie, „wer erklärt uns noch einmal ganz genau, was ein Autonomer ist?“
Simon Leberhuhn meldete sich und hielt einen Vortrag über die autonome Szene. Milli hörte zu, bis es sie langweilte. Simon konnte gut reden, aber besonders interessant war es nicht. Ihr Blick glitt zum Fenster. Am Himmel klebten seltsam geformte Wolken, Fabeltiere und fette
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