Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
mehr.“
Emma hakte sich bei ihr unter. „Wir zwei werden jetzt Mittag essen.“
„Emilie!“, hörten sie Batori hinter sich.
Milli nahm einen angespannten Unterton in seiner Stimme wahr, ihr schwante nichts Gutes. Hoffentlich ließ er die Geschichte mit dem U-Boot auf sich beruhen.
„Ja“, sagte sie und wandte sich um.
„Schau doch bitte in den nächsten Tagen bei mir im Arbeitszimmer rein. Es gäbe da noch ein paar Formalitäten, die wir miteinander besprechen müssten.“
Nach dem Mittagessen fand Milli keine Ruhe für die Hausaufgaben. Sie schaltete den Computer aus und setzte sich auf ihren Balkon. Aber auch hier schien es ihr unmöglich, still zu sitzen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Sie fühlte sich wie von einem übermäßigen, nervösen, ziellosem Tatendrang getrieben. Das könnte die Überstimulierung sein, vor der ja auch Batori schon gewarnt hatte. Sie klappte den Stuhl zusammen und stellte sich an die Brüstung.
Die Bäume standen prächtig in Blüte; ihr Grün war noch zart und frisch. Die violetten Fliederbüsche erreichten mit ihren Spitzen beinahe den Balkon. Der Balkon war nicht hoch – man konnte von ihm kinderleicht auf den Rasen springen. Eine gute und sichere Möglichkeit, morgen Nacht aus dem Haus zu schleichen. Direkt unter ihr lag Emmas Zimmer, das war mit Sicherheit kein Problem.
Milli zog Turnschuhe an und setzte sich aufs Geländer. Nur einen Augenblick später saß sie unten wohlbehalten im Gras. Eine Weile blieb sie still sitzen und spähte die Gegend aus, ob sie jemand beobachtet hatte. Dem schien aber nicht so - alles war ruhig. Milli sprang auf und lief runter zur Uferböschung, wo sie den Pfad zum See einschlug und sich den fiebrigen Hochdruck aus dem Körper rannte. Auf dem Rückweg kam Bello ihr entgegen und sprang tapfer neben ihr her. Milli atmete schwer. Ihr fiel plötzlich auf, dass sie keinen Schlüssel dabei hatte. Um wieder ins Haus zu kommen, musste sie klingeln.
Rosabella Schlips öffnete ihr die Tür. Sie hielt zwei Aktenordner im Arm. Batori kam mit einer Aktentasche aus seinem Büro gespurtet und wedelte mit dem Schlüsselbund. „Emilie - da bist du ja!“, seine Stimme klang ein wenig vorwurfsvoll.
Milli schlängelte sich an ihm vorbei bis zur ersten Treppenstufe.
Batori blieb stehen und musterte sie zerstreut. „Ach, und ich dachte, du wärst auf deinem Zimmer … hast du deinen Schlüssel verloren?“
„Nein, nur vergessen. Ich bin den Seeweg entlang gerannt; ich habe extrem viel Energie.“
Batori lachte kurz und sah sie prüfend an. „Hoffentlich bist du nicht überstimuliert … aber körperliche Bewegung tut da auf jeden Fall gut. Am besten du arbeitest jetzt etwas - du wirst sehen, wie gut das läuft.“
„Wir müssen überraschend nach Berlin“, erklärte Rosabella Schlips und kam näher, „könntest du bitte Emma ausrichten, dass sie mit dem Abendbrot nicht auf Dr. Batori wartet.“
Milli war überrascht. „Emma ist nicht da?“
„Sie ist einkaufen gefahren“, meinte Rosabella.
„Ich kann die Berechnungen für den zweiten Entwurf nicht finden“, murmelte Batori im Hintergrund, während er in seiner Tasche wühlte.
Rosabella suchte sich einen Sitzplatz und schlug den obersten Ordner auf. Sie seufzte. „Sehen Sie - es ist alles hier.“ Sie blätterte ein paar Seiten durch und seufzte noch einmal. „Ich glaube nicht, dass Politiker das verstehen werden“, fuhr sie fort, „dieses bedingungsloses Grundeinkommen – keine Zinsen mehr - Verstaatlichung der Energiekonzerne, der Rohstoffe und so weiter … Börsen abschaffen. Das ist Utopie.“
„Warten wir’s ab“, antwortete Batori geduldig und ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. „Nichts ist mächtiger als eine Idee deren Zeit gekommen ist … die Menschen wachen langsam auf, vor allem die junge Generation, wir werden noch einige, ganz große Überraschungen erleben.“
Milli setzte sich auf die Treppe. Ihr ging das lästige Gruppenreferat zur Wirtschaftskrise durch den Kopf.
„Eigentlich müsste die Krise doch schon längst vorbei sein“, sagte sie ins Blaue hinein.
Batori war gerade damit beschäftigt, seinen Mantel anzuziehen. Rosabella Schlips kam ihm dabei zu Hilfe.
„Vorbei? Oh nein … nicht solange man an diesem alten überholten Wirtschaftssystem herumschustert.“
„Aber wenn die das repariert haben, dann ist die Krise doch endlich vorbei“, sagte Milli ungeduldig.
Batori warf ihr einen erstaunten Blick zu und bat Rosabella
Weitere Kostenlose Bücher