Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Platze, was Clovis Dardentor zu der Frage veranlaßte, wer denn dieser zur Essenszeit so pünktliche und sich sonst so abseits haltende Passagier sei.
    »Ich weiß nichts weiter, antwortete der Kapitän Bugarach, als daß er sich Herr Eustache Oriental nennt.
    – Und wohin geht er? Woher kommt er?… Was ist sein Beruf?
    – Ich glaube, das weiß niemand.«
    Patrice trat heran, seine Dienste anzubieten, wenn sie nöthig wären. Da er die von seinem Herrn gestellten Fragen gehört hatte, glaubte er sich zu den Worten ermächtigt:
    »Wenn der Herr mir erlaubt, bin ich in der Lage, über den betreffenden Passagier Auskunft geben zu können.
    – Du kennst ihn also?
    – Nein; doch ich habe vom Restaurateur gehört, daß er von dem Commissionär des Hôtels in Cette gehört hat…
    – Setze einen Sperrhaken an den Dudelsack, Patrice, und sage in drei Worten, wer der merkwürdige Mann ist.
    – Der Präsident der Astronomischen Gesellschaft von Montélimar,« antwortete Patrice trocken.
    Ein Astronom… Herr Eustache Oriental war ein Astronom. Das stimmte zusammen mit dem Fernrohr, das er an einem Riemen trug und mit dem er den Horizont an allen Seiten durchmusterte, wenn er sich entschloß, auf dem Oberdeck zu erscheinen. Jedenfalls schien er keine Neigung zu spüren, sich an jemand anzuschließen.
    »Er wird gewiß von seiner Astronomie völlig in Anspruch genommen!« begnügte sich Clovis Dardentor zu antworten.
    Gegen ein Uhr zeigte Majorca die Wellenlinien seines Uferlandes und die malerischen Höhen, die es beherrschen.
    Der »Argeles« machte eine Schwenkung, um die Insel zu umschiffen, und fand unter dem Schutz des Landes ruhigeres Wasser, was eine Anzahl Passagiere aus ihren Cabinen hervorlockte.
    Der Dampfer glitt bald an dem gefährlichen Felsen von Dragonera vorüber, auf dem ein Leuchtthurm steht, und lief dann in die enge Wasserstraße von Friou mit ihren steinichten, schroffen Uferwänden ein. Hierauf wurde das Cap Calanguera an Backbord passiert und der »Argeles« dampfte in den Eingang zur Bai von Palma ein, wo er an deren Molo vorbeifahrend sich an dem von Neugierigen besetzten Kai festlegte.
Sechstes Capitel.
Worin die vielfachen Vorkommnisse dieser Erzählung in der Stadt Palma ihre Fortsetzung finden.
    Wenn es ein Stück Erde giebt, das man gründlich kennen kann, ohne es je besucht zu haben, so ist es die herrliche Gruppe der Balearen. Gewiß verdient sie es, die Touristen anzulocken, die es nicht zu bedauern haben, von einer Insel zur andern gefahren zu sein, selbst wenn die blauen Wellen des Mittelmeeres sich im Zorn auch einmal mit weißem Schaum bekränzen. Nach Majorca–Minorca, nach Minorca – das wilde Eiland Cabrera, die kleine Ziegeninsel. Und nach den Balearen, die die Hauptgruppe bilden, noch die unter dem Namen Pityusen bekannten Inseln Ivitza, Formentera und Conigliera mit ihren dunkeln Pinienwäldern.
    Wirklich, nach dem, was über diese Oasen des Mittelmeers, wie für kein andres Land der Erde, geschrieben und gedruckt worden ist, hat man es gar nicht nöthig, sich außer Ordnung zu bringen, sein Haus zu verlassen und sich auf Reisen zu begeben, ist es unnütz, hinzugehen, um die den Touristen gerühmten Naturwunder aus eigner Anschauung kennen zu lernen. Man braucht nur eine Bibliothek aufzusuchen, vorausgesetzt, daß diese Bibliothek das Werk seiner Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Ludwig Salvator 1 von Oesterreich über die Balearen besitzt. Es genügt, dessen eingehenden und verläßlichen Text zu durchlesen, die farbigen Stiche, Ansichten, Skizzen, Pläne und Karten desselben anzusehen, die diese Veröffentlichung zu einem Werke ohne Gleichen machen.
    Es ist in der That eine unvergleichliche Arbeit in Hinblick auf die Schönheit der Ausführung, des geographischen, ethnographischen, statistischen und künstlerischen Werthes… leider ist das Meisterwerk aber nicht im Buchhandel.
    Clovis Dardentor kannte es ebenso wenig, wie Marcel Lornans und Jean Taconnat. Da sie infolge des Aufenthalts des »Argeles« an der Hauptinsel der Gruppe gelandet waren, konnten sie wenigstens deren Hauptstadt besuchen, ins Herz des reizenden Palma eindringen und schöne Erinnerungen davon mit hinwegnehmen. Vielleicht würden sie freilich, wenn sie tief im Hafen die Dampfjacht »Nixe« des Erzherzogs Ludwig Salvator antrafen, diesen darum beneiden lernen, daß er seine Residenz auf der wunderbaren Insel aufgeschlagen hatte.
    Eine Anzahl Passagiere ging sofort ans Land, als der Dampfer seine Haltetaue

Weitere Kostenlose Bücher