Clovis Dardentor
am Kai im künstlichen Hafen von Palma festgelegt hatte. Die Einen noch ganz erschöpft von dem Schwanken bei der, übrigens so ruhigen, Ueberfahrt – vorzüglich die Damen – sahen darin nur die Befriedigung, für einige Stunden festen Boden unter den Füßen zu fühlen.
Der Dampfer lief in die enge Wasserstraße von Friou ein. (S. 78.)
Die Andern, die nicht krank geworden waren, gedachten sich den Aufenthalt zunutze zu machen, um die Hauptstadt der Insel nebst deren Umgebung zu besuchen, wenn die Zeit zwischen zwei Uhr und acht Uhr abends das zuließ. Der »Argeles« sollte ja mit anbrechender Nacht wieder in See gehen, und im Interesse der Ausflügler war das Diner bis nach der Abfahrt verschoben worden.
»Wir machen unsern Ausflug mit Ihnen.« (S. 82)
Daß sich unter diesen Clovis Dardentor, Marcel Lornans und Jean Taconnat befanden, ist wohl selbstverständlich. Ans Land gingen ebenfalls Herr Oriental mit dem Fernrohr am Riemen und die Herren Désirandelle Vater und Sohn, die Frau Désirandelle in ihrer Cabine zurückließen, wo diese in erquickendem Schlummer lag.
»Ein guter Gedanke, alter Freund, sagte Clovis Dardentor zu Herrn Désirandelle. Einige Stunden in Palma werden Ihrer etwas mitgenommenen Maschine sehr wohl thun…. Welch schöne Gelegenheit, sich den Rost abzuputzen, wenn man so
pedibus cum jambis
durch die Stadt schlendert!… Sie schließen sich doch an uns an?
– Ich danke, Dardentor, antwortete Herr Désirandelle, dessen Gesicht allmählich wieder etwas Farbe bekam. Es wäre mir unmöglich, Ihnen zu folgen, deshalb setz’ ich mich lieber in ein Café, um Ihre Rückkehr abzuwarten.«
Das that er denn auch, wobei Agathokles an seiner linken und Herr Eustache Oriental nahe seiner rechten Seite dahingingen. Weder der Eine noch der Andre schien zum flotten Touristen geschaffen zu sein.
Patrice, der den Dampfer seinem Herrn auf dem Fuße verlassen hatte, fragte ihn mit ernster Stimme nach seinen Befehlen.
»Soll ich den Herrn begleiten?…
– Lieber zweimal als einmal, antwortete Clovis Dardentor. Möglicherweise sind’ ich etwas nach meinem Geschmack, irgend eine Landeseigenthümlichkeit, und ich habe keine Lust, mich dann damit zu schleppen.«
Es kann in der That kein Fremder durch die Straßen von Palma wandern, ohne daß ihm irgend eine Thonwaare majorcanischen Ursprungs angeboten würde, eine der lebhaft gefärbten Fayencen, die den Vergleich mit chinesischem Porzellan aushalten, der merkwürdigen Majolicawaaren, die nach dem Namen der dadurch berühmt gewordnen Insel benannt werden.
»Wenn Sie gestatten, Herr Dardentor, ließ sich Jean Taconnat vernehmen, so machen wir unsern Ausflug mit Ihnen…
– Aber, Herr Taconnat, ich wollte Sie schon darum ersuchen, oder vielmehr bitten, daß Sie mich für die wenigen Stunden als Begleiter annehmen.«
Patrice fand diese Antwort passend stilisiert und billigte sie durch leises Nicken mit dem Kopfe. Er bezweifelte nicht, daß sein Herr in der Gesellschaft der beiden Pariser, die seiner Ansicht nach den besten Kreisen angehörten, nun gewinnen könne.
Während Clovis Dardentor und Jean Taconnat aber so einige Höflichkeiten austauschten, konnte sich Marcel Lornans, der ja errieth, welche Absichter sein einbildungsreicher Freund dabei verfolgte, eines Lächelns nicht enthalten.
»Nun ja! gestand dieser ein. Warum sollte sich nicht die ersehnte Gelegenheit bieten können?
– Richtig, richtig, Jean, die berühmte, vom Civilgesetzbuch vorgeschrieben Gelegenheit… Kampf, Feuer, Wasser…
– Wer weiß?…«
In die Fluthen zu gerathen oder von Flammen umzingelt zu werden davon war bei dem Spaziergange des Herrn Dardentor durch die Straße der Stadt freilich nichts zu fürchten, so wenig wie ein Ueberfall bei ihrem Weg in der Umgebung, denn zum Unglück für Jean Taconnat gab es weder wilde Thiere noch Uebelthäter irgendwelcher Art auf den glücklichen Inseln der Balearen.
Jetzt war nun keine Zeit zu verlieren, wenn man die Stunden des Aufenthalts hier ausnützen wollte.
Bei der Einfahrt des »Argeles« in die Bai von Palma hätten die Passagiere drei Bauwerke sehen können, die die Häuser am Hafen überragten. Das waren die Kathedrale, ein dazu gehöriger Palast und zur Linken ein Gebäude von beträchtlicher Breite, dessen Thürmchen sich in den Wellen spiegelten. Ueber die weiße Fläche der bastionartigen Umfassungsmauer ragten mehrere Kirchthürme empor und bewegten sich die Flügel mehrerer Mühlen im
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