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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Seewinde.

    Wenn man ein Land nicht kennt, thut man am besten, seinen Baedeker zu Rathe zu ziehen, oder, im Fall, daß man dieses treffliche Büchlein nicht zur H and hat, sich einen lebenden Führer zu nehmen. Ein solcher war es, dem der Perpignaneser und seine Begleiter begegneten, und zwar einem etwa dreißigjährigen Manne von hohem Wuchs, anziehendem Benehmen und sanfter Physiognomie. Eine Art braunes Mäntelchen über der Schulter, an den Knien ausgebauschte Beinkleider und ein einfaches rothes Taschentuch, das um den Kopf und die Stirn geschlungen war, gaben ihm ein recht gutes Aussehen.
    Um den Preis einiger Douros wurde zwischen dem Perpignaneser und diesem Majorcaner abgemacht, die Stadt zu Fuß zu durchwandern, die hervorragendsten Gebäude aufzusuchen und schließlich den Ausflug durch eine Wagenfahrt in der Umgebung zu vervollständigen.
    Was Clovis Dardentor gleich von vornherein bestach, war der Umstand, daß dieser Führer recht gut französisch mit dem südländischen Accent sprach, der die Eingebornen der Umgebungen von Montpellier kennzeichnet. Zwischen Montpellier und Perpignan ist die Entfernung bekanntlich keine große.
    Jetzt sind unsre drei Touristen also unterwegs und lauschen auf die Mittheilungen des auch zum Cicerone gewordenen Führers, der gern ebenso pomphafte, wie treffend schildernde Phrasen gebrauchte.
    Der Archipel der Balearen ist es übrigens werth, daß man seine Geschichte kennt, die durch die Stimme seiner Bauwerke und Legenden so eindringlich erzählt wird. Was der Archipel jetzt ist, das deutet nicht an, was er einstmals war. In hoher Blüthe bis zum sechzehnten Jahrhundert, wenn auch nicht in industrieller, so doch in commercieller Hinsicht. machten ihn die Leichtigkeit seiner Verbindungen mit den drei großen europäischen Ländern, Frankreich, Italien und Spanien, sowie die Nähe der afrikanischen Küste zum Hauptankerplatze der gesammten Handelsmarine. Unter der Regierung des Königs Don Jayme I., des Conquistador, gesegneten Andenkens, erreichte er seinen höchsten Glanz, Dank dem Genie seiner unternehmenden Rheder, zu denen die befähigtesten Mitglieder der vornehmen Welt von Majorca gehörten.
    Jetzt beschränkt sich der Handel auf die Ausfuhr von Bodenerzeugnissen, wie Oele, Mandeln, Kapern, Citronen und Gemüse; die Industrie dagegen auf die Aufzucht von Schweinen, die nach Barcelona verschifft werden. Was die Orangen betrifft, so würde deren Erntebetrag, der geringer ist, als man meist annimmt, den Namen des Gartens der Hesperiden kaum rechtfertigen, den man den Balearischen Inseln noch immer zuzulegen liebt.
    Was der Archipel aber nicht verloren hat, was Majorca, die größte Insel der Gruppe mit einer Oberfläche von dreitausendvierhundert Quadratkilometern und einer Bevölkerung von mehr als zweimalhunderttausend Seelen, nicht verlieren konnte, das war das herrliche Klima von unvergleichlicher Mildheit, die reine, heilsame, belebende Luft, die leuchtende Farbe des Himmels, die vielen Naturwunder und die prächtigen Landschaften, die einen andern, ihren mythologischen Namen, den der »Insel des Guten Geistes«, völlig rechtfertigen.
    Während sie so um den Hafen hingingen, um nach dem Bauwerke zu gelangen, das gleich zuerst die Aufmerksamkeit der Passagiere erregt hatte, machte der Führer seinem Beruf als Cicerone alle Ehre, d. h. er entpuppte sich als ein wandelnder Geograph, als geschwätziger Papagei, der die Redewendungen seines Repertoires zum hundertsten Male wiederholte. Er erzählte, daß die bis auf ein Jahrhundert vor der christlichen Aera zurückreichende Gründung von Palma aus der Zeit datierte, wo die alten Römer die Insel nach langen Kämpfen mit den, wegen ihrer Gewandtheit in der Handhabung der Schleuder schon berühmten Einwohnern in Besitz genommen hatten.
    Clovis Dardentor gab willig zu, daß der Name der Balearen von dieser Waffenübung, in der sich schon David ausgezeichnet hatte, herrühren möge, und auch daß den Kindern hier Speise und Trank verwehrt worden wäre, so lange sie nicht jeden Tag das Ziel mit einem Wurfe der Schleuder getroffen hatten. Als der Führer aber versicherte, daß die durch diesen primitiver Apparat geschleuderten Geschosse infolge ihrer ungeheuern Geschwindigkeit durch die Reibung an der Luft geschmolzen wären, da warf er den beiden jungen Leuten einen vielsagenden Blick zu.
    »Alle Wetter, murmelte er, dieser balearische Insulaner wagt es auch noch, uns foppen zu wollen!
    – O… hier und anderwärts im

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