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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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muß, sonst wird die Adoption wieder für null und nichtig erklärt.
    Im vorliegenden Falle zögerte man damit keine drei Monate, nicht einmal drei Tage.
    »Na, nun ist die Sache doch fertig!« rief Herr Dardentor.
    Das Ganze machte etwa dreihundert Francs Kosten, Herr Dardentor hätte aber gerne das Doppelte oder das Dreifache aufgewendet, wenn es dadurch zu beschleunigen gewesen wäre.
    Kurz, der Tag der Ceremonie kam endlich heran und das angekündigte Fest fand im großen Prunksaale des Hotels statt. Der Speisesalon der Frau Elissane hätte die eingeladenen Gäste nicht alle aufnehmen können. Hier versammelten sich Jean Taconnat, Marcel Lornans, verschiedene Freunde und Bekannte, selbst der inzwischen nach Oran zurückgekehrte Herr Eustache Oriental, dem unser Perpignaneser eine vielversprechende Einladung hatte zugeben lassen, die nach Gebühr dankend angenommen wurde.
    Zum größten Erstaunen der Einen und zur größten Befriedigung der Andern befanden sich die Dósirandelle’s aber nicht unter den Theilnehmern. Sie waren am Abend vorher enttäuscht, wüthend und auf Dardentor fluchend bis zum letzten Glied der etwaigen Descendenten seiner Adoptivtochter, mit dem »Argeles« abgereist, wo sich der Kapitän Bugarach und Doctor Bruno wegen ihrer Ernährung nicht zu ruinieren brauchten, denn selbst Agathokles hatte schließlich allen Appetit verloren.
    Wir brauchen kaum hervorzuheben, daß die treffliche Mahlzeit voller Lust und Fröhlichkeit verlief, daß Marcel Lornans hier Louise Elissane im ganzen Glanze ihrer Schönheit wiederfand und Jean Taconnat ein Klagelied auf die Abfahrt des »Kleinen Gagathokies« gedichtet hatte, ohne daß er es – aus zarter Rücksicht – vorzutragen wagte, und daß Herr Eustache Oriental, bis an die Ohren in der Serviette steckend, von allem, doch nur mäßig, aß und von allem, doch mit Zurückhaltung, trank.
    Den Glanzpunkt der Tafel bildete aber die Ansprache des Herrn Dardentor vor dem Dessert.
    Wie weise hatten die Désirandelle’s daran gethan, sich am Tage vorher einzuschiffen, und welches Gesicht hätten sie in diesem feierlichen Augenblicke wohl gemacht!
    »Meine Damen und Herren! Ich danke für Ihre wohlwollende Theilnahme an dieser Ceremonie, die einen meiner innigsten Wünsche krönen wird.«
    Patrice konnte nach diesem Anfange hoffen, daß der Speech diesmal auch in anständiger Weise enden werde.
    »Ich mache Sie übrigens aufmerksam, geehrte Anwesende, daß, wenn das Diner vielleicht Ihren Beifall fand, das Dessert noch besser ausfallen dürfte, Dank dem Erscheinen eines neuen Gerichts, das der Speisezettel nicht anführte.«
    Patrice begann einige Unruhe zu empfinden.
    »Oh, oh!… Noch ein neues Gericht! sagte Herr Eustache Oriental, mit der Zunge schnalzend.
    – Ich brauche Ihnen, fuhr Dardentor fort, unsre reizende Louise nicht vorzustellen, die deren vortreffliche Mutter mir zu adoptieren gestattet hat und die, während sie ihre Tochter bleibt, auch hiermit die meinige geworden ist….«
    Einstimmiger lauter Beifall und auch einige Thränen in den weiblichen Augen der Zuhörerschaft.
    »Mit Zustimmung ihrer Mutter bringe ich also unsre Louise zum Dessert dar, wie ein Gericht von der Tafelrunde der Götter….«
    Enttäuscht setzte Herr Oriental die Zunge wieder in Ruhe.
    »Doch wem? werden Sie fragen, liebe Freunde… Einem unsrer Tischgenossen… hier dem wackeren Marcel Lornans, der damit mein Sohn wird…
    – Und ich? konnte sich Jean Taconnat nicht enthalten, dazwischen zu rufen.
    – Du wirst mein Neffe, Bürschchen! Doch nun, Musik! Bum, bum!… Piff, paff! Alles Hochzeitsfeuerwerk heraus, daß Alles in Scherben geht!«
    Patrice hatte sich das Gesicht mit der Serviette verhüllt.
    Brauchen wir noch hinzuzufügen, daß Marcel Lornans in der nächstfolgenden Woche feierlichst mit Louise Elissane getraut wurde, und daß weder sein Name noch der Jean Taconnat’s jemals in der Stammrolle der Siebenten Afrikanischen Jäger zu lesen war?…
    Doch, wird der freundliche Leser sagen, das endigt ja wie ein Vaudeville? Zugegeben, was ist diese Erzählung auch anders, als ein Vaudeville ohne Couplets mit der unumgänglichen Heirat beim Fallen des Vorhangs?…
     
    Ende .

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