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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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meinem traurigen Zustande…
    – Bedauerlich… höchst bedauerlich! Das gestrige Diner verlief so heiter und das Essen war so vorzüglich!… Die Speisen zeigten sich der Tischgäste würdig! Der Doctor Bruno!… Dem braven Manne hab’ ich auf echt provençalische Art zugesetzt!… Und die beiden jungen Leute!… Welch liebenswürdige Reisegesellschaft!… Und wie rühmenswerth hat sich Ihr Agathokles verhalten!… Wenn er den Mund auch zum Sprechen nicht aufthat, so desto fleißiger zum Essen!… Er hat sich bis zur Zungenwurzel vollgestopft!
     

    Herr Désirandelle streckte sich auf den Polsterbänken des Salons aus. (S. 74.)
     
    – Und daran sehr recht gethan.
    – Gewiß!… Ah, da denk’ ich an Frau Désirandelle. Werden wir sie denn heute Morgen zu sehen bekommen?
    – Ich glaube kaum; weder heute Morgen, noch später…
    – Was, nicht einmal in Palma?
    – Sie ist nicht im Stande aufzustehen.
    – Die arme Frau!… Wie ich sie bedaure und doch bewundre! All’ diese Noth und Plage für ihren Agathokles! Sie ist eine Mutter nach Vorschrift und mit einem Herzen!… Doch sprechen wir nicht vom Herzen. Kommen Sie mit nach dem Oberdeck?
    – Nein, Herr Dardentor, das könnt’ ich nicht; ich bleibe lieber im Salon. Das ist sichrer. Ach, wann wird man einmal Schiffe bauen, die nicht so tanzen, und warum versteift man sich darauf, mit solchen Maschinen zu fahren!
    – Natürlich, Désirandelle, auf dem Lande würden sich die Schiffe um kein Rollen und Stampfen scheeren. Wir sind nur noch nicht so weit! Das wird aber noch kommen!«
    In Erwartung der Einführung dieses Fortschritts mußte Herr Désirandelle vorläufig damit fürlieb nehmen, daß er sich auf den Polsterbänken des Salons ausstreckte, die er vor dem Eintreffen an den Balearen nicht wieder verlassen sollte. Clovis Dardentor, der ihn dahin begleitet hatte, drückte ihm noch die Hände, ging wieder nach dem Verdeck hinaus und mit der weit zurückgeschobnen Mütze auf dem Kopfe, mit strahlendem Gesicht wie ein ergrauter Seebär nach dem Oberdeck hinauf, wo seine Joppe wie die Flagge eines Admirals im Winde flatterte.
    Die beiden Vettern traten auf ihn zu. Erst wurden freundschaftliche Begrüßungen untereinander gewechselt, dann fragte man sich gegenseitig nach dem Befinden… ob Herr Clovis Dardentor nach den hübschen, bei Tafel verbrachten Stunden auch gut geschlafen habe… Vorzüglich… ein ununterbrochener, stärkender Schlummer in Morpheus’ Armen… was man so sagt, wie ein Murmelthier im Winter!
    O, wenn Patrice wieder solche Worte aus dem Munde seines Herrn mit angehört hätte!…
    »Und Sie, meine Herren; auch gut geschlafen?…
    – In einemweg, mit fest zugekleisterten Augen!« antwortete Jean Taconnat, der in der vulgären Sprechweise Clovis Dardentor’s bleiben zu sollen glaubte.
    Zum Glück war Patrice nicht gegenwärtig. Er erging sich eben seinem neuen Freunde, dem Restaurateur gegenüber in sein gedrechselten Redewendungen. Eine gute Meinung von dem jungen Pariser, der sich in solchem Gassenjargon ausdrückte, hätte er gewiß nicht bekommen.
    Das Gespräch spann sich nun in vertraulicher Tonart weiter. Clovis Dardentor konnte sich wegen seiner Beziehungen zu den jungen Leuten nur beglückwünschen. Und diese wieder… wie gütig hatte es der Zufall gefügt, der sie einen so angenehmen Reisegenossen finden ließ. Das gab ja Hoffnung, zu Herrn Dardentor auch noch in intimere Verhältnisse zu treten. In Oran würde man sich wiedertreffen… Sollten die Herren dort längre Zeit verweilen?…
    »Jedenfalls, erklärte Marcel Lornans, denn wir beabsichtigen dort ein Engagement…
    – Ein Engagement… beim Theater?…
    – Nein, Herr Dardentor, bei den Siebenten Afrikanischen Jägern.
    – Ah, ein schönes Regiment, meine Herren, ein vortreffliches Regiment, da werden Sie schon vorwärts kommen!… Das ist also beschlossne Sache…
    – Wenigstens dann, glaubte Jean Taconnat hier erläuternd einfügen zu sollen, wenn nicht etwas Besondres dazwischenkommt…
    – Meine Herren, antwortete Clovis Dardentor, welcher Laufbahn Sie sich auch widmen mögen, ich bin überzeugt, daß Sie dabei Ehre einlegen werden!«
    O, wenn diese Worte hätten bis zu Patrice’s Ohren dringen können! Dieser war aber in Begleitung des Restaurateurs nach der Offiz hinunter gegangen. wo der Kaffee mit Sahne aus den großen Schiffslassen duftete.
    Jedenfalls stand es fest, daß die Herren Clovis Dardentor, Jean Taconnat und Marcel Lornans über ihr

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