Clovis Dardentor
rechnete die Karawane darauf, El-Gor am Abend zu erreichen. Das war freilich eine tüchtige Strecke, auf der nur einmal gefrühstückt werden sollte und über die sich die Meharis, die Pferde und die Maulthiere vielleicht zu beklagen gehabt hätten, diese thaten es aber jedenfalls nicht.
So ging es in gewohnter Ordnung fort durch eine Gegend mit sehr vielen Quellbächen, dem Am-Saba, Am-Bahiri, Am-Sassa und andern, lauter Zuflüssen des Oued-Messoulen, und ferner mit Ruinen der Berber, Römer und mit arabischen Marabuts. In den beiden ersten Stunden legten die Touristen die zwanzig Kilometer bis Ras-el-Ma zurück. Das ist eine Station einer in Bau begriffnen Bahnlinie, die Sidi-el-Abbès mit der Gegend der Hochebnen verbinden soll, und gleichzeitig der südlichste Punkt der ganzen Rundreise.
Jetzt galt es nur, dem langen Bogen nachzugehen, der sich von Ras-el-Ma bis El-Gor hinzieht. Letzteres ist nicht mit einer gleichnamigen Station der genannten Eisenbahn zu verwechseln.
Ein kurzer Aufenthalt an diesem Orte, wo zur Zeit die Arbeiter am Bau der Bahn beschäftigt waren, die von der Station Magenta am linken Ufer des Oued-Hacaïba verläuft und von neunhundertfünfundfünfzig bis elfhundertvierzehn Meter ansteigt.
Erst drang man darauf in einen kleinen Wald von vier Hektaren, den Wald des Hacaïba ein, den dieser Oued vom Walde von Daya scheidet und dessen Wasser durch eine Thalsperre stromaufwärts von Magenta angesammelt wird.
Halb zwölf Uhr wurde am jenseitigen Saume des Waldes Halt gemacht.
»Meine Herren, begann der Beamte Derivas nach einem Zwiegespräch mit dem Führer Moktani, ich schlage Ihnen vor, schon an dieser Stelle zu frühstücken.
– Ein Vorschlag, der immer gern angenommen wird, wenn man vor Hunger bald umkommt! ließ sich Jean Taconnat vernehmen.
– Und wir sterben vor Hunger! setzte Dardentor dazu. Ich fühle mich wie ein ausgeblasnes Ei!
– Da ist auch ein Bergbach mit klarem, frischem Wasser, bemerkte Marcel Lornans, und wenn der Platz hier den Damen genehm ist…
– Der Vorschlag Moktani’s, fuhr Herr Derivas fort, verdient umsomehr angenommen zu werden, als es bis zum Walde von Ourgla, das heißt auf eine Strecke von zwölf bis fünfzehn Kilometern durch die Alfafelder, an jedem Schatten fehlen wird.
– Also abgemacht, erklärte Dardentor unter Zustimmung der Uebrigen. Die Damen brauchen aber vor dem Endchen Weg im vollen Sonnenschein nicht zu erschrecken; sie werden in ihrem Wagen Schutz finden. Was uns angeht, so brauchen wir dem Tagesgestirn nur straff ins Gesicht zu sehen, da senkt es schon die Augen…
– Die schärfer sind als die des Adlers!« schloß Jean Taconnat.
Nun ging’s, wie am Vortage, zum Frühstück aus dem Proviant des Lastwagens, der in Daya zum Theil erneuert worden war und nun bis Sebdou reichen mußte.
Zwischen den verschiednen Theilnehmern der Karawane war es schon zu größerer Vertraulichkeit gekommen, mit Ausnahme des Herrn Eustache Oriental, der noch immer für sich blieb. Sonst konnte man sich über den Verlauf des Ausflugs nur freuen und die Bahngesellschaft loben, die zur vollen Befriedigung ihrer Kundschaft für alles gesorgt hatte.
Marcel Lornans that sich durch seine Gefälligkeit hervor. Ganz instinctiv war Herr Dardentor stolz auf ihn, wie es ein Vater auf seinen Sohn ist. Er suchte ihn sogar in noch besseres Licht zu setzen und rief aufrichtig:
»Nicht wahr, meine Damen, ich habe klug daran gethan, diesen Marcel Lornans den…
– Züngelnden Flammen eines brennenden Waggons zu entreißen! konnte Jean Taconnat sich nicht enthalten, den Satz zu vollenden.
– Ganz recht!… Ganz recht! stimmte Dardentor ein. Der Satz mit den volltönenden, stolzen Worten rührt aber von mir her. Ist er nach Deinem Geschmack, Patrice?
– Er klingt wirklich gut, antwortete der Diener lächelnd, und wenn sich der Herr in dieser akademischen Weise ausdrückt…
– Wohlan, meine Herren, fiel der Perpignaneser das Glas erhebend ein, auf die Gesundheit der Damen… und auf die unsrige auch! Vergessen wir nicht, daß hier das Land der Béni-Immerpumper ist!
– Nun ja, es konnte ja nicht lange dauern!« murmelte Patrice, den Kopf senkend.
Wir brauchen nicht zu erwähnen, daß Herr und Frau Désirandelle Marcel Lornans unausstehlich, faslig, fad und geziert fanden und sich vornahmen, Herrn Dardentor über ihn den Staar zu stechen, was freilich bei den Anschauungen des redefertigen Mannes kein leichtes Ding sein konnte.
Halb ein Uhr wurden Körbe,
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