Clovis Dardentor
ich nicht ausstehen kann.
– Ich auch nicht, stimmte Herr Désirandelle ein.
– Wie, rief Dardentor, meinen Freund Marcel? Ihn, den ich den züngelnden Flammen entrissen habe…«
Er verschluckte aber diesmal einen Theil des schönen Satzes.
»Ich bitt’ Euch, liebe Freunde, fuhr er fort, da seid Ihr wohl auf dem Holzwege! Marcel Lornans beschäftigt sich mit unsrer lieben Louise nicht mehr, als ein Flußpferd mit einem Veilchensträußchen!… Nach Beendigung unsres Ausflugs kehren Jean Taconnat und er nach Oran zurück, um bei den Siebenten Jägern einzutreten. Geht mir, das habt Ihr geträumt!… Wenn Marcel nicht gekommen wäre, hätt’ ich auch gar nicht Gelegenheit gehabt, ihn…«
Der Satz endigte mit den vier Worten »brennenden Waggons zu entreißen«.
In der That war der würdige Mann bezüglich jener Andeutungen noch recht naïv, und doch, wenn »es mit Agathokles nicht vorwärts ging«, so war gar nicht zu leugnen, daß »es sich mit Marcel machte«.
Gegen neun Uhr gelangte die Karawane in den ausgedehntesten Wald der ganzen Provinz, in den von Zegla, den die Landstraße schief durchschneidet, indem sie sich nach Daya zu hinabsenkt. Jener Wald umfaßt übrigens achtundsechzigtausend Hektar.
Zu Mittag war die nächste Theilstrecke überwunden, und wie am Vortage frühstückte man im kühlen Baumschatten am Ufer des Oued-Sefioum.
Herr Dardentor befand sich dabei in der Gemüthsverfassung, daß er gar nicht darauf achtete, ob Marcel Lornans sich gegen Fräulein Elissane besonders aufmerksam erwies oder nicht.
Während des Frühstücks bemerkte Jean Taconnat, daß Herr Oriental seiner Reisetasche verschiedne Süßigkeiten entnahm, die er, ohne jemand davon anzubieten, mit dem Behagen eines echten Leckermauls verzehrte. Wie immer, hatte er es auch jetzt auf die besten Stücke der Mahlzeit abgesehen.
»Diese zu entdecken, braucht er sein Fernrohr nicht,« sagte Jean Taconnat zu Herrn Dardentor.
Am Nachmittage gegen drei Uhr machten Wagen, Pferde, Kameele und Maulthiere vor den Berberruinen von Taourira Halt, für die zwei Touristen, mehr Archäologen als die andern, besondres Interesse bekundeten.
Auf dem weitern Wege nach Südwesten trat die Karawane auf das Gebiet von Djafra-Thouama und Mehamid über, das vom Oued-Taoulita bewässert wird. Hier bedurfte es nicht einmal des Ausspannens der Wagen, um diesen mittelst einer gangbaren Furt zu überschreiten.
.Es war unrecht von Ihnen, die beiden Pariser mitzubringen!« (S. 183.)
Der Führer zeigte übrigens viele Intelligenz – jene Intelligenz, die ein reichliches Trinkgeld erwartet, wenn die Reise zur allgemeinen Zufriedenheit abgelaufen ist.
Gegen acht Uhr abends endlich tauchte am Ende eines kleinen gleichnamigen Waldes im Dämmerlichte der Flecken Daya auf.
Ein ziemlich gutes Gasthaus empfing die ganze, etwas ermüdete Gesellschaft.
Vor dem Zubettgehen sagte einer der Pariser zum andern:
»Na, Marcel, wenn wir nun von Raubthieren überfallen würden, wenn wir das Glück hätten, Herrn Dardentor aus den Klauen eines Löwen oder eines Panthers zu retten, sollte das nicht zählen?
– Gewiß. antwortete Marcel schon halb im Einschlafen. Ich sage Dir aber im voraus, daß Er es nicht ist. den ich bei einem Angriffe dieser Art zu retten suchen würde…
– Sapperment… das ist stark!« stieß Jean Taconnat hervor.
Als er sich dann niedergelegt hatte und ein gewisses Brüllen in der Umgebung des Fleckens vernahm, rief er:
»Still geschwiegen, dummes Viehzeug, das den ganzen schönen Tag verschläft!«
Und ehe er die Augen schloß. setzte er noch hinzu:
»Es steht also im Schicksalsbuch geschrieben, daß ich nicht der Sohn… nicht einmal der Enkel des vortrefflichen Mannes werden soll!«
Dreizehntes Capitel.
Worin Jean Taconnat’s Dankbarkeit und Enttäuschung sich zu gleichen Theilen mischen.
Daya, das alte Sidibel-Kheradji der Araber – jetzt eine von einer Mauer mit Schießscharten und von vier Bastionen vertheidigte Stadt – beherrscht hier den Zugang nach den Hochebnen Orans.
Um den Touristen von der Anstrengung der beiden vorhergegangenen Tage ausreichende Erholung zu gönnen, war an diesem Platze eine Rast von vierundzwanzig Stunden in Aussicht genommen. Die Karawane sollte also erst am übernächsten Tage weiterziehen.
Den Aufenthalt hier hätte man sogar verlängern können, denn das Klima dieses Fleckens, der vierzehnhundert Meter hoch am Abhange eines Berges mit Pinien und Eichenbeständen liegt, ist als ganz
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