Club der Feinschmecker Eine spannende Liebesgeschichte (German Edition)
Wir sind alle für dich da. Du wirst schon sehen.« Ich nicke zuversichtlich und kippe meinen Doppelten in einem Schluck herunter.
Auf der schmalen Zufahrt zur Bastide fährt ein Trecker vor uns. Jerome dreht sich kurz um und winkt uns zu. Er hat eine große Holzkiste mit Leckereien aus eigener Produktion dabei. Weine und nahezu zwanzig Dosen mit erlesenen Terrinen. Er will den letzten Abend mit uns verbringen und sich für unser gestriges Menü revanchieren. Mimi erhält zur Begrüßung einen Kuss auf den Mund und ein Lächeln, dass uns verrät, wie nahe sich die beiden bis zum frühen Morgen gekommen sind. Ich gehe auf mein Zimmer und verstaue die Seifen in meinem Koffer und ahne, dass sich die Gespräche auf dem Hof um meine Person drehen. Kein Nachbar, kein Arbeitskollege, kein Mensch außer meinen drei Freunden würde mir glauben, dass Rolf Papenburg ein brutaler, durchgeknallter Säufer ist, der seine Frau schlägt und bedroht. »Doch nicht der nette Herr Papenburg«, höre ich meine Nachbarin sagen. »Der ist doch selbstständiger Architekt, gut situiert und immer so höflich und zuvorkommend«. »Sie ist doch selber schuld. Warum betrügt sie ihren Mann auch«, wäre mit Sicherheit der Kommentar seiner langjährigen Sekretärin Frau Schumann. Mimi klopft an meine Tür und tritt ein.
»Lea Süße, du kannst auch mit zu mir kommen. Ich habe doch Platz genug. Aber nun lass uns runter gehen. Wir wollen Jeromes Wein probieren.«
Wir sitzen am großen, runden Tisch und Doro spannt den Sonnenschirm auf. Alain reicht mir ein Glas Weißwein und fragt mich, ob ich noch Anspruch auf Urlaub habe.
»Mir wäre es am liebsten, du würdest noch eine Weile hier im Haus bleiben. In Frankreich wird er dich nicht finden und wir können alle beruhigter schlafen.« Ich denke kurz über seinen Vorschlag nach. Mimi hält es für eine ausgezeichnete Idee und bietet an, ihren Aufenthalt zu verlängern.
»Wir rufen einfach am Dienstag unsere Chefs an und melden uns für ein paar Tage ab. Wenn sich die Situation beruhigt hat, fliegen wir zusammen zurück und du gehst zum Anwalt.«
»Du willst unsere Flüge verfallen lassen?« Alain amüsiert sich über meinen Einwand.
»Das ist doch wohl das kleinste Übel. Ich finde Mimis Vorschlag ganz ausgezeichnet. Spätestens Freitag komme ich mit dem Wagen wieder her und hole euch ab.« Ich habe den Eindruck, dass dieser Plan schon beschlossene Sache ist und stimme zu. Mit einem zweiten Glas Wein löst sich der Druck in meiner Brust und ich kann Rolf und seine Drohung aus meinem Kopf verbannen. Jerome öffnet einen kleinen Holzkoffer und wirft mir eine silberne Boule Kugel zu. Ich verstehe die Aufforderung und folge den Anderen zur langen Sandbahn in den Schatten. Wir spielen bis zum Einbruch der Dunkelheit und Alain bescheinigt mir Talent, obwohl ich den letzten Platz belege. Die Stimmung ist ausgelassen. Nicht zuletzt wegen der vier Flaschen Wein, die wir bereits gepichelt haben.
Bei der Abstimmung beim Abendessen erhält die Gänseterrine mit Porree und grünen Oliven mein Votum. Allerdings rangiert sie hinter der pikanten Landhähnchen-Terrine mit Estragon. Jerome und Doro führen Fachgespräche und tauschen Rezepte und Anregungen aus. Sie führen die Unterhaltung in einem Sprachmischmasch aus Französisch, Deutsch und Englisch und es kommt immer wieder zu lustigen Missverständnissen, die Alain in korrekter Übersetzung ausbügeln muss.
»Du hast gerade erzählt, dass du Dosenwurst aus Hundefleisch machst und zwar von Tieren, die du kostenlos aus dem Tierheim bekommst!« Wir lachen uns schlapp, denn wir wissen, was Doro eigentlich sagen wollte. Seit Kurzem produziert sie auch Hundefutter und stellt es dem Hamburger Tierheim kostenlos zur Verfügung. Meine Güte ist es hier schön, denke ich und Mimis Traum vom Zusammenleben entwickelt sich immer mehr zu meinem eigenen Wunsch. Doro nimmt sich noch einmal mein Handy und verabschiedet sich mit den Worten: »Treibt es nicht zu bunt. Wir müssen morgen früh um sieben Uhr aufbrechen.« Alain sagt nur zu, pünktlich zu sein und schenkt mir sein freches Lächeln.
Zu viert fahren wir rechtzeitig zum Flughafen. Mimi sagt nur kurz Tschüss und geht zur Autovermietung, um den Leihwagen zu verlängern. Fest umklammert, genieße ich die letzten Minuten mit Alain und kann mir gar nicht vorstellen, wie ich es vor unserer Reise, eine Woche ohne ihn aushalten konnte.
»Bitte lass dein Handy weiterhin
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