Club der gebrochenen Herzen

existiert – eine großartige Landschaft und die Art von Gemeinschaft, die es sonst nicht mehr gibt. Mit der richtigen Investition ließe sich das hier in die richtigen Bahnen lenken – nicht nur Ihr Hotel, sondern die ganze Stadt.« Ihre Stimme wurde lebhafter. »Ich sehe Knockton als das neue Hay-on-Wye. Eine Touristenattraktion! Ein paar Promis her, ein paar Kreative, die zur Crème de la Crème gehören, ein Fotoshooting in einem der Retro-Läden, zum Beispiel in dem köstlichen Herrenmodengeschäft. Organisieren Sie einen Beitrag in der Immobilienbeilage von The Sunday Times , in dem Knocktons Reize gepriesen werden, schmuggeln Sie eine Geschichte rein von einer Schweine züchtenden Schauspielerin, und die Klientel wird antanzen. Versprochen!«
    Monica verschnaufte. Ein Holzscheit sackte mit einem Seufzer ins Feuer.
    »Und genau hier werden sie übernachten«, sagte sie. »In Ihrem Boutique-Hotel.«
    »Boutique?«, fragte Buffy zaghaft.
    »Es schreit nach Expansion, und ich habe eine Idee. Ziehen Sie Investoren an Land und kaufen Sie das alte Gerichtsgebäude nebenan.«
    »Was?« Buffy starrte sie an.
    »Ich habe mir die Einzelheiten in der Auslage des Immobilienbüros angesehen«, sagte Monica. »Ein fantastischer Bau, es gibt reichlich Möglichkeiten. Ein paar Durchbrüche und Erweiterungen. Neue Schlafzimmer. Die Zellen zu Wellness-Einrichtungen umbauen –«
    »Die Zellen?«, sagte India.
    »– Behandlungsräume – Massage, verschiedene Therapien. Der Gerichtssaal wird zu einem Konferenz-Zentrum umgestaltet. Meine Klienten suchen aus den unterschiedlichsten Gründen Örtlichkeiten abseits der ausgetretenen Pfade. Heutzutage brauchen sie eine diskrete und sichere Unterkunft.«
    »Wer sind Ihre Klienten denn, die Mafia?«, fragte Buffy.
    »Und Knockton ist dafür bestens geeignet, niemand hat je von der Stadt gehört.«
    Sie warf Buffy einen herausfordernden Blick zu, nahm ihre Tasche und verließ den Raum.
    Penny
    Während der Nacht gab es einen Temperatursturz. Als Penny hinausschaute, war der Garten von Raureif überzogen. Ein eisiger Luftzug strömte durch die Fensterrahmen; sie fühlte ihn selbst durch ihren Hotel Cipriani-Bademantel.
    Die Toilette wurde gespült. Penny schoss, den Kulturbeutel in der Hand hinaus, aber die Badezimmertür knallte zu. Jemand war schneller gewesen. Durch die Wände konnte sie spüren, wie die Zimmerbewohner auf dem Sprung waren. Als wäre sie zurück in ihrer Kindheit, als die ganze Familie sich ein Bad teilen musste, auch in Godalming.
    »… die neuesten amtlichen Zahlen zeigen, dass die Jugendarbeitslosigkeit jetzt eine Million erreicht hat «, sagte der Nachrichtensprecher im Radio.
    Wie hoffnungsfroh sie doch ins Leben aufgebrochen war, und wie leicht es auch war, direkt nach der Schule als Reporterin für die Surrey Gazette eingestellt zu werden. Damals hatte man so etwas für selbstverständlich gehalten. Nicht zum ersten Mal war Penny froh, keine Kinder zu haben. Die wären jetzt mit einer rauen Welt konfrontiert, und alles war die Schuld der sogenannten Respektspersonen. In ihrer Jugend waren Bankmanager noch onkelhafte Typen gewesen, die mit dem Vater Golf spielten. Und zur Hand, wenn Aufmunterung und Hilfe gefragt waren.
    In den letzten Tagen hatte Penny sich dabei ertappt, wie siein ihrer Vergangenheit verweilte, etwas, was ihr sonst fremd war. Überall im Haus verstreut fanden sich Spuren ihres Lebens mit Buffy – ein kleiner gestreifter Teppich, den sie zusammen in Griechenland gekauft hatten; mehrere Bilder aus seinem Besitz, bevor sie ihn kennengelernt hatte, einschließlich einer grausigen Kleckserei von Jacquetta. Auf dem Kaminsims stand eine Osiris-Statue, die sie Buffy nach einem Gratisaufenthalt in Ägypten geschenkt und die er vermutlich nie gemocht hatte; auf Spesen gekauft, ah, das waren noch Zeiten! Und nun war alles vorbei – die Zeit, wo man in Saus und Braus gelebt hatte, die Zeit ihres gemeinsamen Lebens mit Buffy. Jetzt war er ein stattliches altes Wrack mit Säufernase. Sie bewunderte ihn dafür, dass er sich derart spät im Leben in ein neues Abenteuer gestürzt hatte – sie ja auch –, aber beide Unterfangen schienen etwas Aussichtsloses an sich zu haben. Was würde passieren, wenn sie zwei diesen Neuanfang miteinander durchstehen würden? Würde es in einer genügsamen Kameradschaft enden? Wäre es nur ein Kompromiss oder doch etwas Schönes? Denn sie musste zugeben: Sie fürchtete sich vor der Rückfahrt nach Suffolk und dem