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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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der Frau  … ließ einen wie ein Trottel aussehen . Dabei entstand ein Gefühl von männlicher Solidarität und so etwas wie nervöse Fröhlichkeit. Eine Lesbe! Eigenartigerweise war das eine Erleichterung. Immerhin keine abfälligen Bemerkungen über Harold.
    »Ich habe immer schon gedacht, sie ist ein Fotzenlecker«, sagte Dennis, einer seiner robust gebliebenen Männerfreunde. »Darum war sie so grässlich grob.« Tatsächlich war sie grob zu Dennis gewesen, weil sie ihn für einen ausgemachten Dummkopf gehalten hatte, Harold schwieg; er mochte Dennis, sie waren zusammen auf der Grundschule gewesen, und wenn sie auch wenig gemeinsam hatten, sie hätten ihr Leben füreinander gegeben.
    Einige seiner Freundinnen bedauerten ihn einfach.
    »Wie wirst du damit fertig?«, fragte Annie. »Der Garten. Die Hühner. Sie hat doch alles gemacht.«
    »Ich habe durchaus meinen Beitrag geleistet«, sagte Harold gereizt. »Ich habe den ganzen finanziellen Kram erledigt. Und ihren Computer und die Fernbedienungen und ja, alles Mögliche. Ich bin nicht völlig nutzlos.«
    »Nein.« Annie schaute ihn an, den Kopf zur Seite geneigt. »Nicht völlig.«
    Sie brachen in Lachen aus. Das tat gut; er hatte seit Wochen nicht gelacht. Annie war eine alte Freundin, eine große, warmherzige Frau; sie hatten beide am Holloway College unterrichtet. Ihr Liebesleben war eine Aneinanderreihung fataler Affären mit Männern, die sich als manisch-depressiv oder als Arschlöcher oder als beides herausgestellt hatten. Er und Pia hatten ihr immer Ratschläge aus der sicheren Warte ihre Ehe gegeben; und jetzt war er ihr in die Wüste gefolgt. Eine furchterregende Aussicht; er hatte gedacht, er sei lebenslang sicher. Musste er womöglich wieder zu Dates gehen? Ein Wort, bei dem sich ihmder Magen umdrehte. Was tat man da: Frauen in Wine Bars oder dergleichen treffen? Sie ins Kino einladen und lässig den Arm um ihre Schulter drapieren? Dafür war er viel zu eingerostet – wenn er überhaupt je gewusst hatte, wie man so etwas macht. Als er jung war, betrank man sich einfach oder war bekifft und fand sich mit einer im Bett wieder, egal, ob man sich mochte oder nicht. Und dann war er eben in der Ehe gelandet mit seiner ersten Frau, weil man das damals so tat. Jetzt war er sechsundfünfzig, und der Gedanke, eine Frau neu kennenlernen zu müssen, erfüllte ihn mit Panik.
    »Irgendetwas stimmt nicht mit der Henne dort«, sagte Annie.
    Sie standen im Garten und starrten ins Gehege. Eins der Hühner hatte sich in der Ecke verkrochen.
    »Es ist nur deprimiert«, sagte Harold.
    »Das ist eine Projektion«, sagte Annie, die zu einem Psychoanalytiker der Jung-Schule ging. »Vergiss dich selbst mal einen Augenblick.« Sie girrte durch den Zaun: »Du armes Mädel.«
    »Warum nennen alle sie Mädels ? Es sind nur verdammte Hennen.«
    »Lass es nicht an mir aus«, schnappte Annie. »Ich bin nicht deine Frau.«
    Harold entschuldigte sich. »Das Problem ist, sie hat mich mit all den Dingern zurückgelassen. Den Hennen, der Katze. Die hat auch noch eine Infektion im Auge, es ist schon ganz verklebt. Und schau dir all das Unkraut an.« Er zeigte mit der Hand herum. »Warum wächst das Zeug schneller als die richtigen Pflanzen?«
    »Das sind keine Dinger «, sagte Annie. »Das sind Tiere und Gemüse. Du musst dich bloß um sie kümmern.«
    In Wirklichkeit hatte Harold in der Vergangenheit Unkraut gejätet. Wenn im Radio die Jazz Lounge lief, hatte er an der Hintertür gejätet, wo er die Musik aus der Küche hören konnte. Als Pia ihm vorgeworfen hatte, er würde ihre Römische Kamille mit ausreißen, hatte er es sein lassen. Und jetzt war der Garten im Würgegriff von Disteln, das konnte selbst er sehen. Pias Sämlinge waren längst verschlungen.
    »Im Garten sticht oder piekst mich heute alles«, sagte er. »Symbolisch oder?«
    »Bist arm dran, Liebling.« Sie hakte sich bei ihm ein. »Aber sie war echt nervig. Das darf ich jetzt sagen.«
    »Was passiert, wenn sie mit eingezogenem Schwanz zurückkommt? Stell dir vor, wie verlegen du wärst.«
    Aber Pia kam nicht zurück. Nachdem sie ihm in der Küche ihr Herz offenbart hatte, nachdem sie beide Tränen vergossen, sich Vorwürfe gemacht und zusammen bis in die frühen Morgenstunden hinein Whisky getrunken hatten, war sie eine veränderte Frau. Befreit von ihrem Geheimnis, war sie von Liebe durchdrungen und sah zehn Jahre jünger aus. Während sie ihre Habseligkeiten zusammenpackte, hatte sie gesummt – gesummt . Er hatte

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