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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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dazwischen.«
    »Und eins davon ist meins«, sagte Buffy.
    »Nicht gerade das, was man heute erwartet«, sagte Nyange.
    »Das gleichen wir aber mit der besonders herzlichen Begrüßung im Myrtle House aus«, sagte Buffy. »Die Gäste hier mögen das sehr.«
    »Klar, weil die den lieben langen Tag hier herumhängen können und von Ihnen besoffen gemacht werden«, sagte Voda. »Ehrlich, es könnte genauso gut ein Hotel sein. Wir könnten sogar mehr verlangen.«
    »Ja, aber ich müsste den ganzen Tag da sein«, sagte Buffy.
    »Sind Sie doch sowieso.«
    »Nur, weil es immer regnet«, sagte Buffy. »Wie auch immer, was ist mit den Vorschriften und Kontrollen und mit was weiß ich nicht noch allem? Müssen Hotels sich nicht damit rumschlagen? Bei einer Frühstückspension kommt es doch vielmehr darauf an, dass sie nett und dilettantisch ist.«
    »Das kann man laut sagen«, sagte Voda und trug den Topf zum Tisch.
    Nyange schob die Papiere zur Seite. »Euer Problem ist, dass ihr die Woche über leer steht. Die Leute trudeln nur am Wochenende ein und dann gerade mal für eine Nacht oder zwei. Das ist sehr arbeitsintensiv. Es ist notwendig, dass sie mindestens eine Woche bleiben. Und ihr müsst ihnen Mahlzeiten verkaufen, vor allem aber Getränke. Das bringt Geld, der Aufpreis beim Alkohol. Man rechnet mit 500 %.«
    Buffy starrte seine Tochter an. »Woher weißt du das alles?«
    »Ich habe mal für Wetherspoon Pubs gearbeitet. Die Profite sind explodiert, die Leute trinken mehr während einer Rezession.«
    Voda lüftete den Topfdeckel. »Von wem hat sie das?«
    »Mit Sicherheit nicht von mir«, sagte er.
    »Opa hat für Credit Suisse gearbeitet«, sagte Nyange, »in Accra.«
    »Tatsächlich?«, fragte Buffy. Der andere Großelternteil, von dem er nichts wusste.
    Nyange gab in ihrem schwarzen Hosenanzug allen Dingen in der chaotischen Küche einen scharfen Rand; Voda sah neben ihr weich verschwommen aus, als sie die Teller auf den Tisch knallte.
    »Wir können so weiterwursteln«, sagte Buffy.
    »Nein, also wirklich, Dad! Woher willst du denn die Mittel für ein neues Dach hernehmen? Die Leute bezahlen nicht dafür, dass sie Wassereimer im Schlafzimmer vorfinden.«
    »Nur im Bluebell Room«, sagte Buffy. »Und dafür berechnen wir weniger.«
    Nyange blickte ihn mitleidig an, den Kopf zur Seite gelegt.Mit ihren metallischen Krallen sah sie wie ein Raubvogel aus, der ein überfahrenes Tier beäugt und sich eines Besseren besinnt. »Vergiss es«, sagte sie. »Mm, das riecht gut.«
    »Nyange hat Recht«, sagte Voda. »Das Haus hier müsste endlich aus den roten Zahlen kommen.«
    Es war ein milder Abend; die Hintertür stand offen. Bessie Smith wehte aus Simons Werkstatt herüber. I want a little sugar in my bowl, I want a little sweetness down in my soul . Buffy blickte liebevoll auf die beiden jungen Frauen, überraschende Verbündete so spät in seinem Leben. Die Laken im Hintergrund verliehen ihnen etwas Theatralisches, als wären sie zusammen in einer Aufführung – Myrtle House, eine Seifenoper, mit wechselnder Besetzung. Er erinnerte sich, wie seine Söhne an diesem Tisch gesessen hatten und wie verwirrend sich die Situation angefühlt hatte, als wäre er in einer Show gelandet, ohne seinen Text zu kennen, und in den Umzugskartons lauter Requisiten. Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht sein Stündchen auf der Bühn und dann nicht mehr . Aber er war hier, das war die Realität, dieses große, zugige Haus, wo ihm inzwischen jeder Zentimeter vertraut war. Seine Vergangenheit erschien ihm schwerelos und verschwommen; was genau hatte er den Tag lang gemacht? London kam ihm immer unwichtiger vor; seit seinem Umzug nach Knockton war er nicht mehr dort gewesen.
    Dabei konnte die ferne Vergangenheit plötzlich auf ihn herabstürzen; er konnte sie riechen und berühren. Derselbe Küchentisch wie damals in Edgbaston … Bridie drückte ihre Kippe aus, nannte ihn Schätzchen . Er konnte sie jetzt sehen, ihre verschmierte Wimperntusche und ihr kühn mit Henna gefärbtes Haar. Er konnte unter der Daunendecke ihre großen, weichen Arme um sich fühlen. Sie zog sich immer im Dunklen aus; ihm wurde erst jetzt klar, dass sie befangen war wegen ihres Körpers. Hatte er ihr nie gesagt, wie schön sie war? Nach ihrem Tod entdeckte er, dass sie ihr Alter gefälscht hatte; sie war acht Jahre älter als behauptet. Sehnsucht nach ihr regte sich in ihm.
    »Komisch«, sagte er, »ich habe immer noch das Gefühl, das ist Bridies Haus, und

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