Club der gebrochenen Herzen
der Illustrierten loswerden. Man musste sie einfach bewundern. Außerdem war sie lustig – viel lustiger als ihre Vorgängerin Jacquetta, auf die sie fast lachhaft eifersüchtig war. Buffy erinnerte sich an Pennys ersten Besuch in seinem Landhaus, als gerade die Klärgrube geleert wurde. »Dem Himmel sei Dank, dass das wegkommt«, sagte sie. »Die Köttel von so einer ollen Ehefrau.«
»Mittagessen!«, rief Voda die Treppe hoch. Buffy fuhr zusammen. War es schon so spät? Wie lange hatte er dort gestanden, die Schachtel mit H-Milchtüten in der Hand? Das passierte jetzt immer häufiger. Voda nannte ihn einen alten faulen Sack, aber er war bloß von der Vergangenheit überwältigt. So vieles lauerte darauf, ihn in einem sonnenhellen Schlafzimmer außer Gefecht zu setzen.
Als er nach unten ging, hörte er noch Pennys Stimme im Kopf. Verschwende doch nicht dein Geld für eine Anzeige, Dummerchen. Organisier dir jemanden, der einen Beitrag darüber schreibt.
Roy war ein verlebter Zeitungsfritze, der fürs Radnorshire Echo arbeitete. Buffy war ihm zufällig vor einigen Monaten begegnet, als ihre jeweiligen Hunde auf dem nahen Friedhof ihr Geschäft erledigten. Er wusste, wo er Roy finden konnte – in der Hotelbar des Knockton Arms am anderen Ende der Stadt. Buffyvermied normalerweise diesen Ort, da der Barkeeper Daffyd darauf beharrte, ihn mit Voleys Piepsstimme anzureden, ein Spaß, der längst das Spritzige verloren hatte, falls es überhaupt je vorhanden gewesen war. Heute hatte ein einsilbiger Lette Dienst. Die Bar war leer bis auf Roy, der an der Theke saß und versuchte, mit dem Burschen ins Gespräch zu kommen.
Er drehte sich sichtlich erleichtert um, als Buffy hereinkam. »Hallo, alter Kumpel! Was bringt Sie denn in diese Lasterhöhle?«
Sie setzten sich mit ein paar Drinks in das Nebenzimmer. In seiner Jugend war Roy ein marxistischer Hitzkopf gewesen, der in seinen Kolumnen im Manchester Guardian ordentlich vom Leder gezogen hatte. Als er nach London gezogen und nach rechts gedriftet war, hatte er für die Revolverblätter in der guten alten Zeit von Fleet Street gearbeitet, die El Vino Bar oft und gern frequentiert und Promi-Klatsch für die Showbiz-Seiten aufgeschnappt. Buffy hatte ihn in verschiedenen Pubs gesichtet und war auch tatsächlich von ihm interviewt worden, als er in der Fernsehserie Inspector Morse eine Rolle bekam, einen Kurzauftritt, der dann auf dem Boden des Schneideraums landete. Roy hatte sich längst mit seiner Frau in Wales zur Ruhe gesetzt, einem zähen alten Vogel mit zigarettengeräucherter Haut, mit der er gratis in Vier-Sterne-Herbergen dinierte als Ausgleich für sein schamloses Hochgejubel in lokalen Blättern.
Buffy erzählte ihm seinen Plan.
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Roy. »Es ist immerhin die Sauregurkenzeit, sie japsen nach Geschichten. Sie wollen natürlich eine überregionale Zeitung – große Leserschaft, jemand könnte ja anbeißen. Niemand hier in der Gegend würde dumm genug sein, für einen Ihrer Kurse zu blechen.« Er dachte einen Augenblick nach. »Der Daily Express schuldet mir was. Hab's gedeichselt, mich in den Green Room auf dem Hay-Literatur-Festival hineinzumogeln, und dann hab ich die mit einer ausgesprochen pikanten Kleinigkeit versorgt.« Er kicherte. »Hab einen der persönlichen Berater des Premierministers auf der Toilette erwischt, wie er sich Koks aus Bolivien in die Nase zog.«
»Will ich eigentlich die Leser des Daily Express ?«, fragte Buffy.
»Sie alter Snob. Sie würden sich wundern, wie viele diese Zeitung lesen. Alle sagen natürlich, sie hat da im Wartezimmer herumgelegen.«
Roy hatte Recht; die Zeitung musste überregional sein. Buffy vermutete, dass niemand das Lokalblättchen las, es sei denn, die eigenen Feuerbohnen kriegten einen Preis. Meldungen erstreckten sich vom Rätsel um das Seniorenmobil , das in irgendeinem Vorgarten entdeckt worden war, wobei der einzige Hinweis auf seinen Eigentümer ein Paar Herrenhandschuhe blieb, bis zum Gerücht, dass im Schutz der Dunkelheit ein Panther durchs Land streifte. Ein Reporter, er trug eine Nachtsichtbrille, wurde losgeschickt, um ihm aufzulauern, nur um nach einer Woche des Wachens herauszufinden, dass es ein übergewichtiger Kater war. Diese Geschichte tauchte anscheinend jeden Sommer auf.
Und so schrieb Roy einen Beitrag für den Daily Express . Dazu ein Foto von Buffy, bärtig und strahlend unter seinem Panamahut stand er vor Myrtle House, ein auffälliges
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