Club der gebrochenen Herzen
stellen.
Die Leute blieben stehen und starrten. Hinter der zappeligen Gestalt folgte eine Wagenkolonne. Wütendes Hupen.
Es war Conor. Buffy erkannte ihn beim Näherkommen. Selbst aus dieser Entfernung konnte er sehen, dass Conors schmächtige Brust und sein Rücken tätowiert waren. Ein abgerissener Typ, wohl einer seiner Kumpels, hüpfte mit dem Handy in der hochgehaltenen Hand neben ihm her, um ihn zu fotografieren.
»Mein lieber Schwan«, sagte Harold. »Ist das normal für Knockton?«
Aus den Geschäften kamen Schaulustige. Jugendliche johlten. Conor, unsicher auf den Beinen, schrie etwas Unverständliches. »Mach die Straße frei, du Saftarsch!«, brüllte ein Autofahrer. Ein Hund brach durch die Menge und sprang bellend an Conor hoch.
Buffy und Harold liefen die Treppe hinunter und durch den Laden. Der Verkäufer gaffte aus dem Fenster. »Er hat mal wieder gekifft«, sagte er.
Als sie auf die Straße traten, hatte Conor schon aufgegeben. Vor Kälte bibbernd, saß er zusammengesackt auf dem Bordstein vor dem Zeitungsladen. Sein Freund versuchte ihm aufzuhelfen, aber er schüttelte den Kopf. Das Gesicht in die Hände vergraben, brach er in Tränen aus.
»Armer Teufel, er ist wirklich der Kleinste und Schwächste vom Wurf.« Die Frau vom Wohlfahrtsladen stand kopfschüttelnd neben Buffy. »Hätte man gleich nach der Geburt ertränken sollen.«
»Was hat er vor?«
»Haben Sie gesehen, er hat sich auf die Brust fone tätowiert, direkt neben Voda! «, sagte sie.
»Und warum macht er so was?«
»Offensichtlich hat er sich vorgestellt, er wäre ein wandelnder Werbeträger für Vodafone. Er glaubt, sie zahlen ihm Geld, wenn sie die Fotos sehen, und er kann dann im ganzen Land herumziehen.«
Selbst Buffy verschlug es einen Moment lang die Sprache.
Harold zog ein Notizbuch aus der Tasche. »Apropos Material. Und ich bin doch erst gestern Abend angekommen.«
»Ich frage mich, ob er so an den Leuten von Vodafone vorbeigelaufen ist«, sagte Buffy. »Ich bezweifle, ob ein durchgeknallter Dealer die beste Reklame für ihr Produkt ist.«
Am Montagmorgen hastete Buffy den Korridor entlang, alarmiert vom wilden Gebell seines Hundes. Fig schnappte sich die Briefe, die sich auf den Boden ergossen. Buffy drängte ihn zur Seite und öffnete die Eingangstür. Andy wartete mit seinem roten Plastikkarren.
»Ich muss Ihnen dafür danken«, sagte er grinsend.
Es stellte sich heraus, dass der Aushilfspostbote für den Postler mit dem gebrochenen Bein selbst erkrankt war. Andy hatte davon im Pub gehört und sich am nächsten Tag als Notbehelf angeboten.
»Aber Sie wohnen doch nicht hier«, sagte Buffy. »Sie kennen die Route nicht, oder wie man das nennt. Wie haben Sie das gedeichselt?«
»Einfach Ihre Adresse als meinen Wohnsitz angegeben, entschuldigen Sie bitte. Ich hab bei meinen Runden Straßen und Namen gebüffelt, und ruck-zuck, das war's.«
Er sagte, er habe sich in Knockton verliebt und unbezahlten Urlaub von seinem Job in London genommen. Keine Zeit zum Plaudern, er müsse losziehen. Was er pfeifend tat.
Während Buffy am Vormittag herumwerkelte, grübelte er über die unbeabsichtigten Folgen seiner Kurse. Wer hätte voraussagen können, dass sein Gärtner-Kurs einen Roman zum Keimen bringen würde? Dann waren da die Liebesaffären, allerdings nie die erwarteten. Am späteren Vormittag ging er in die Apotheke für eine Hämorrhoiden-Salbe, als Amy hereinspazierte. Sie erzählte ihm, sie komme gerade aus der Arztpraxis.
»Ich bin schwanger«, flüsterte sie. »Sie sind der Erste, der's erfährt – nach Nolan natürlich. Ich habe es nicht einmal seiner Mum gesagt.«
Und so war auf der Liste jetzt auch noch ein Baby!
»Seine Mum ist, offen gestanden, absolut schrecklich«, wisperte Amy. »Aber ich habe sie umgestylt. Verblüffend, was man mit ein wenig Abtönen und Hervorheben erreichen kann, es macht das Gesicht so viel schmaler. Sie wird sich bei einer Online-Parrtnervermittlung anmelden und jemanden zum Lieben finden. Dann kann sie ausziehen, und wir haben das Haus für uns.«
Die Pension war unter der Woche ruhig – besser gesagt, es gab keine Buchungen. Es war früher November, der trübseligste Monat des Jahres, und das Wetter war eiskalt geworden. Die Nachricht vom Baby regte Buffy an, sich ans eigene Enkelkind zu erinnern, dessen Fotos ihm regelmäßig gemailt wurden, doch in natura hatte er es noch nicht gesehen. Welche Zeit war besser geeignet als diese?
Am Nachmittag studierte er die
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