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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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erzählt.« Andy starrte in die Glut. »Nicht bis jetzt. Vermutlich, weil niemand gefragt hat.«
    Buffy blickte ihn gebannt an. Wie schade, dass Andy sich nicht zum Kurs angemeldet hatte!
    Andy
    Vor dem Kamin hatte Andy ein ganz seltsames Gefühl. Er ertappte sich dabei, wie er alle möglichen Dinge sagte – Dinge, von denen er gar nicht gewusst hatte, dass er sie überhaupt wusste. Teils war es die Wirkung der zwei Ludlow-Gold-Biere, ganz zu schweigen vom Wein beim Abendessen. Teils war es auch auf seinen Gastgeber zurückzuführen. Er hatte nie jemanden wie Buffy kennengelernt. Es war anders, als mit seinen Kumpels zu sprechen – diese Art Gespräch führte man einfach nicht im Sortierzentrum. Dieser dicke, rotgesichtige, bärtige Herr hatte das mit seinen wässrigen alten Augen wohl alles schon gesehen.
    »Was wollen Frauen?«, fragte er.
    »Sie wollen eine Frau mit Schwanz.«
    Andy sann kurz darüber nach. »Ich möchte keine Frau sein. Ich möchte ein Mann sein. Ich möchte Menschen aus brennenden Gebäuden retten.« Er erzählte Buffy vom Postman's Park mit seinen berührenden Geschichten über Alltagshelden. »Heutzutage gibt es scheint's keine Möglichkeit für dergleichen.«
    »Gottlob«, sagte Buffy.
    »Meine Frau war viel mutiger als ich. Sie hat Bungee-Jumping gemacht.«
    »Die Frau war wahnsinnig!«, sagte Buffy.
    »Man konnte sich dabei einen Milzriss zuziehen.«
    »Ach ja?«, fragte Buffy interessiert. Auch ein Hypochonder, sagte sich Andy.
    »Jedenfalls etwas Unangenehmes«, sagte er. »Beim Postler ist es so, die Bezahlung ist beschissen, die Arbeit aber sicher. Sofern man sich nicht eine Erkältung holt.«
    »Seien Sie sich da nicht so gewiss«, sagte Buffy. »Unser Briefträger hat sich letzte Woche das Bein gebrochen. Hab ihn in der High Street gesehen, wie er mit Krücken herumgehumpelt ist.«
    Buffy hatte Recht; nichts war sicher. Unglück lag im Hinterhalt an völlig unspektakulären Orten – an der Nördlichen Ringstraße, ja selbst im Wohnzimmer. Jetzt allerdings in diesem gemütlichen Raum mit prasselndem Kaminfeuer und mitten im schönsten Männergespräch hatte Andy das Gefühl, dass nichts Schreckliches passieren konnte. Das war noch ein richtiger Pub, so wie man es in London nicht mehr fand. Dort waren sie vollgestopft mit krakeelenden Jugendlichen, die sich besinnungslos tranken, oder sie waren zu kulinarischen Fresslokalen aufgemotzt, und man servierte Sachen mit einem Klacks jus . Was immer das war, es kostete ein Schweinegeld. Und vor ihm lag eine verheißungsvolle Angelwoche, fast schon das vollkommene Glück. Wenn Ryan älter wäre, würde er ihn mitbringen und ihn das Angeln lehren, so wie es sein Vater getan hatte, bevor alles in die Brüche ging.
    Er erzählte Buffy von seinem heutigen Leben mit Toni, wie er vorbeischaue, um Ryan zum Fußball abzuholen, wie eine neue Gemeinschaft zwischen ihnen entstanden sei. »Ich verstehe mich jetzt eigentlich viel besser mit meiner Frau, seitdem wir uns getrennt haben«, sagte er.
    »Kennen Sie den Cartoon? Ein Paar gesteht sich ein: Wir waren glücklich, bis du eine Beziehung haben wolltest . Goldrichtig nach meiner Erfahrung.«
    »Ständig war da so ein Druck . Leistung zu bringen, verstehen Sie? Ein Kerl zu sein. Aber Sie war der Erfolgstyp, sie hat das Geld verdient. Eine Erfahrung, die einem die Eier schrumpfen ließ, um ehrlich zu sein.«
    Buffy erzählte ihm von Penny, einer seiner Ehefrauen, Journalistin und Trägerin von Hosenanzügen. Wie sie durchs Leben schritt mit fröhlichem Selbstvertrauen und schwingendem Glanzhaar; wie er, als seine Arbeit versiegte, zum Hausmann und zur geheimnisvollen Begleitung in ihrer Restaurantkolumne wurde. » Mein Begleiter hatte den Steinbutt , so was in der Art. Ich hatte nichts dagegen, immerhin war es eine Gratismahlzeit. Aber dann startete sie für Antiques Monthly eine neue Rubrik mit dem Titel Männer im Haus . Alles über die komischen kleinen Marotten des Göttergatten daheim und seine generelle Unfähigkeit. Sie können sich vorstellen, wie das die untere Hydraulik beinträchtigt hat.«
    Das munterte Andy auf. Er war nicht allein! Er schaute auf die Männer, die sich an den Tresen lehnten und Witze erzählten. Sie wirkten recht glücklich. Vielleicht konnten Männer in Knockton wirklich noch Männer sein. Es galt Holz zu hacken, Wohnsitze gegen Unwetter zu sichern, Traktoren durch Dreck und Schlamm zu fahren. Er malte sich aus, wie er nach Hause kam und die Stiefel auszog, und seine

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