Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Sekunde einen Blick ins Universum offenbarte – so wunderschön. Sofort legte sich der wohltuende Mantel des Friedens um ihn. Er holte ein paar Mal tief Luft und atmete den herben Duft ein, den der Boden mit seinen verwitternden Blättern zwischen jungem, frischem Grün aussandte. Ehrfürchtig betrat er die Lichtung. Der goldene Schein der Sonne ließ die Seelen glitzern und schimmern. Nirgendwo hatte er Schöneres gesehen als diesen Anblick, den er jedes Mal aufs Neue aufsog wie ein trockener Schwamm Feuchtigkeit. In der Mitte der Waldlichtung legte Luka sich auf den Rücken, verschränkte die Finger vor den Augen und murmelte die Heiligen Worte. „… quoniam nudus egressus sum de utero matris meae et nudus illuc revertar ut inquit etiam Job“, und gleich darauf die Übersetzung des Lateinischen: „… weil ich nackt aus dem Leib meiner Mutter herausgekommen bin und nackt zu Mutter Erde zurückkehren werde, wie auch Hiob gesagt hat.“
Jeder fremde Gedanke sickerte aus seiner Seele wie Wasser durch ein Sieb, bis nichts blieb als die Verbindung zur Natur, die Vereinigung mit den Sternen. Er fühlte sich wie ein Gefäß, das aufgefüllt wird. Tropfen für Tropfen rann Kraft in seine Seele, und als sie zum Überlaufen gefüllt war, wagte er einen verzweifelten Vorstoß: „Mutter Gaia, Vater Samuel.“
Gloria hatte die Seelen ihrer Urahnen flüstern hören, sie raunten ihr immer wieder die gleichen Worte zu. Luka hörte nichts. Er erstarrte innerlich, noch bevor er aus einem Gebüsch das unnatürliche Rascheln hörte. Regungslos blieb er liegen. Kein weiteres Geräusch verriet den Herannahenden, doch Lukas Sinne meldeten, dass am Rande der Lichtung etwas auf ihn lauerte. Solange er sich am Heiligen Ort aufhielt, war er unangreifbar. Doch galt das noch immer? Zu viel hatte sich in den vergangenen Tagen verändert, als dass er seinen jahrhundertealten Erfahrungen trauen konnte. Er spannte seine Muskeln an, katapultierte seinen Körper wie eine Sprungfeder in den Stand und hechtete in das dichte Unterholz. Er überraschte seinen Gegner, der unter der Wucht des Aufpralls hintenüberfiel und unter Luka liegen blieb. Nicht lange genug, um das Antlitz des Gegners in Augenschein zu nehmen, da erfasste Luka eine ungeheure Kraft und schleuderte ihn rückwärts gegen einen Baumstamm.
Die Luft entwich seinen Lungen und hätte er atmen müssen, wäre er außer Gefecht gewesen. Luka fing sich ab und stürmte erneut auf den Eindringling zu. Seine Faust zielte auf das grinsende Gesicht, das zu einer unkenntlichen Fratze verzogen war und … hämmerte ins Nichts.
Fast hätte die Wucht seines Schlages ihn erneut nach vorn gerissen und umgeworfen. Er sah im Geiste die lächerliche Figur, die er dabei abgegeben hätte, und wirbelte auf der Ferse herum. Vergebens. Seine Sinne meldeten, dass der Unbekannte fort war. Lukas Verwirrung dauerte nur einen Wimpernschlag, es war ihm in seinem Leben unzählige Male widerfahren, dass ihn jemand hinterrücks angegriffen hatte, doch die Kämpfe waren bis zum bitteren Ende ausgetragen worden. Warum war dieser Gegner plötzlich verschwunden wie eine feige Ratte? Die Antwort ergab sich, als Luka Jonas’ leise Stimme hörte.
„Hi, Luka.“
„Jonas … was treibst du hier?“
„Vermutlich das Gleiche wie du. Ich brauche etwas Entspannung.“
„Wahre Worte. Ich war gerade im Aufbruch.“ Luka verschwieg wohlweislich den kurzen Kampf, er mochte Jonas keinen Grund zur Beunruhigung geben, war aber nicht sicher, ob sein Freund nicht ohnehin etwas mitbekommen hatte. Solange dieser den Vorfall jedoch nicht ansprach, wollte er das Thema meiden. Er war auch nicht sicher, ob der Fremde zufällig in der Nähe gewesen war oder ob es sich um einen geplanten Angriff gehandelt hatte. Entspannung … sinnierte er. Ja, das war es, wonach ihm gelüstete. Wahrscheinlich jedoch in völlig anderer Form, als Jonas es sich vorstellte.
„Was hältst du von einer ganz besonderen Art von Entspannung?“
Jonas verzog die Lippen zu einem Grinsen, breiter und breiter. Dann hob er ihm die erhobene flache Hand entgegen und schlug ein.
„Ich bin dabei, Mann.“
Luka lachte. „Auf geht’s.“
Die Töne des Windspiels klangen vertraut, als die Tür zum Büro sich schloss und dank Lukas Gabe unmerklich verriegelte. Die Kleine starrte Jonas und ihn mit offenem Mund an und bemerkte offensichtlich nicht, wie der Raum sich durch die zuklappenden Lamellen verdunkelte.
„Hallo.“ Ihre Stimme, bezaubernd und süß,
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