Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Narbe oberhalb seiner rechten Augenbraue. Sie traf ihn im Billardraum.
„Hi, Adriel“, sagte sie und legte ihm zur Begrüßung die Hand auf die Schulter. Ein seltsames Gefühl bahnte sich einen Weg von den Fingerspitzen ihren Arm entlang, doch es schwand, ehe sie es einzuordnen wusste.
„Was hast du auf dem Herzen?“
„Lara geht es nicht gut. Ich wünschte, ich könnte ihr helfen.“
„Ich weiß.“ Adriel zog sie an sich, umarmte sie. „Ihre Geschichte ist mitleiderregend.“
Seine Nähe wärmte Paulas Seele, die mit Lara trauerte, verstärkte das Gefühl von Adriels Ehrlichkeit, doch gleichzeitig wuchs ihre Überzeugung, dass er und Jonas nicht das waren, wofür sie sich ausgaben. Paula spürte es mit jedem ihrer Sinne. Ob sie ihn ansprechen sollte? Ihn geradeheraus fragen, was er war? Wie würde er reagieren? Sie wollte nicht riskieren, ihn zu verärgern – ihr Anliegen war derzeit wichtiger.
„Sagt dir der Name Stanislaus etwas?“
„Sollte er?“
„Nein. Ich dachte nur, weil du schon so alt bist und wahrscheinlich wahnsinnig viele Leute kennst.“ Er knuffte sie in die Seite und Paula kicherte. „Ist ja gut, du hast dich richtig gut gehalten für einen Tattergreis.“
Neckend biss er ihr in den Hals. „Ich kannte mal einen Stanislaus, aber das ist lange her.“
Ihr stockte der Atem. „Wie lange?“
„Da muss ich überlegen.“ Adriel lehnte seine Stirn an ihre, kitzelte sie mit der Nase und sein duftendes Haar strich an ihren Wangen entlang, verwirrte sie und verleitete sie, mit den Fingern hindurchzugleiten. Es fühlte sich seidiger an, als sie je Haare gespürt hatte. Oder? Nach einem Räuspern fuhr Adriel fort: „Könnte ein ganzes Leben sein.“
„Wie viele Jahre meinst du damit?“
Er zuckte die Schultern. „Sechzig? Siebzig?“
Sie verspürte das menschliche Pochen des Herzschlags in den Schläfen. „Wäre es auch möglich, dass es achtzig sind?“
„Vielleicht.“
„Was ist aus ihm geworden?“
„Ich erinnere mich nicht, ich müsste mal genauer darüber nachdenken.“
Paula zog sich in ihr Zimmer zurück. Sie spürte, dass es Luka gut ging, auch wenn sie nicht wusste, wo er war. Heute, nahm sie sich vor, heute würde sie mit ihm reden. Über ihre Gefühle, ihre Ängste, über ihre Wünsche und Träume. Sie konnte es einfach nicht länger aushalten. Und sie brauchte Gewissheit. Gab es für sie beide eine Chance? Erwiderte er ihre Gefühle? Falls ja, wäre er bereit, seinen Beruf für sie aufzugeben?
Nach einer Dusche stand sie unschlüssig, was sie anziehen sollte, in ihrem Ankleideraum und ihr Blick streifte den kleinen Safe. Die Gerichtsakten!
Sie kieidete sich hastig an und eilte mit den beiden Ordnern an den Sekretär, der vor dem Fenster stand. Mit fliegenden Fingern öffnete sie die erste Akte. Es handelte sich um die Abschrift einer Sitzung eines Verhandlungstages, an dem der Hauptzeuge, ein Polizist, im Verfahren gegen einen stadtbekannten Drogendealer, Finlay Pennant, plötzlich seine ursprüngliche Aussage revidiert hatte und einräumte, sich nicht mehr richtig an die Festnahme zu erinnern. Während in seinem Bericht gestanden hatte, dass er das sichergestellte Kokain in den Jackentaschen des Beklagten gefunden habe, behauptete er nun, dass das Rauschgift auch in der Jacke des untergetauchten Komplizen gewesen sein könne, denn man habe die Kleidung der Festgenommenen erst genauer untersucht, nachdem man sie ihnen von den Schultern gezogen habe. Danach war dem Mann die Flucht gelungen, ehe man dessen Identität festgestellt hatte.
Die Akte barg keine weiteren Hinweise, nur einen fetten grünen Haken, der über die ganze DIN-A4 Seite reichte, welche die Änderung der Aussage des Beamten enthielt. Dem zweiten Schnellhefter entnahm Paula eine völlig andere Story. Es ging um einen 24-jährigen angeblichen Homosexuellen, gegen den eine Klage vorbereitet worden war, mit dem Vorwurf, einen jungen Stricher mit zu sich nach Hause genommen, ihn dort erdrosselt und anschließend versucht zu haben, ihn in einem See zu versenken, wofür mehrere glaubhafte Zeugenaussagen vorlagen.
Paula kam etwas komisch vor und nach mehrmaligem Durchlesen kam sie hinter die Geschichte, als ihr zumwiederholten Mal der Zuname der Mutter des Beschuldigten ins Auge stach. Sie blätterte aufgeregt in der ersten Akte und sah ihre Vermutung bestätigt. Die Mutter trug denselben Namen wie der Polizist, der sein Zeugnis geändert hatte und die Adressen stimmten überein. Auf der letzten
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