Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Seite fand Paula einen Vermerk, dass das Verfahren eingestellt sei, da die Glaubwürdigkeit der Zeugen sich als zweifelhaft erwiesen habe und der mutmaßliche Täter sich darüber hinaus durch ein unwiderlegbares Alibi hätte entlasten können. Dieses war jedoch weiter vorn infrage gestellt worden. Paula war klar, dass hier ein Zusammenhang bestand. Wahrscheinlich war der Beschuldigte der Stiefsohn des Beamten und man hatte diese Geschichte erfunden, um ihn zur Änderung seiner Aussage in dem Drogenprozess zu zwingen. Sie verglich die Daten der Akte. Beide Vorgänge hatten sich im selben Zeitraum abgespielt. Logisch, der Mann hatte keinen anderen Weg gesehen, seinen Stiefsohn vor einer ungerechtfertigten Anklage und einer drohenden Verurteilung zu schützen.
Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Ihr Ehemann mischte kräftig in der Drogenszene mit. Daher stammte das viele Geld! Seinem Einfluss war es zu verdanken, dass die gefälschte Anklage zur Freilassung des Dealers geführt hatte. So blöd konnte man als Staatsanwalt doch gar nicht sein, oder? Wieso ließ sich Owen auf so etwas ein und gefährdete seine Karriere? Er war rücksichtslos und egoistisch, nicht nur in der Ehe, auch im Beruf – aber er war nicht dämlich.
Sie berichtigte ihre Meinung sofort, als ihr einfiel, wie stümperhaft er Luka und sie hatte verschwinden lassen wollen. Die Ähnlichkeit zu der offenbar erfundenen Anklage war gravierend. Er schien sich nicht die geringsten Gedanken gemacht zu haben, was passiert wäre, wenn man ihre Leichen zusammengebunden gefunden hätte. Es war jedem Kind klar, dass der Verdacht als Erstes auf den gehörnten Ehemann fiel. Er musste unter großem Druck, eventuell sogar unter Drogeneinfluss gestanden haben, um sie auf diese Weise zu beseitigen, sonst hätte er die Sache wahrscheinlich anders aufgezogen und sorgfältiger geplant. Drogen. Natürlich! Sie hätte beinahe das Kokain vergessen, das sie im Tresor gefunden hatte. Paula spürte Groll tief in sich rumoren. Es war Zeit, dass sie ihre Fühler ausstreckte, um den Dingen auf die Spur zu kommen. Sie suchte Tjara und fuhr mit dem BMW nach London.
Auf der Fahrt schweiften ihre Gedanken umher. Das Gefühl, das Adriel ihr vermittelt hatte, als sie ihn berührte … wann und wo hatte sie das schon einmal gespürt? Sie wusste, dass es nicht das erste Mal in ihrem Leben war. Sie war ihm schon einmal begegnet!
Paula trat impulsiv auf die Bremse und erntete wütendes Gehupe eines hinter ihr fahrenden Wagens. Sie lenkte das Fahrzeug an den Rand der Landstraße und hielt an. Was war das für ein unglaublicher Gedanke? Sie war sicher, Adriel und Jonas niemals zuvor begegnet zu sein. Und doch – da blieb dieses hartnäckige Bewusstsein, dass das nicht stimmte. Paula ließ den Kopf an die Nackenstütze zurückfallen und kraulte geistesabwesend Tjaras Kopf neben ihr auf dem Beifahrersitz.
„Dieses weiche Haar. Dieses seidige Gefühl.“
Tjara bellte, als wolle sie ihr zustimmen. Paula lachte, als ihr bewusst wurde, dass sie den Gedanken laut ausgesprochen hatte. Sie öffnete die Augen und sah die Hündin an.
„Nicht du, Schneckchen. Du warst nicht gemeint.“
Immer stärker setzte sich die Überzeugung fest, dass sie dieses Haar schon einmal gespürt hatte. Sie hatte es angefasst, darin gewühlt, gelacht, sich an den Mann gekuschelt und mit ihm geschmust.
Nein! Sie war verrückt. Daran müsste sie sich erinnern. Sie grübelte noch einige Minuten erfolglos, dann setzte sie die Fahrt fort. Trotz intensivem Nachdenken fand sie die Lösung des Rätsels nicht.
In der Nähe des Hauptgebäudes einer der bedeutendsten Tageszeitungen Londons parkte sie den Wagen und suchte das Archiv auf. Das Erste, was ihr beim Durchblättern einer wenige Tage alten Ausgabe auffiel, waren die Immobilienanzeigen, die sie aus alter Gewohnheit überflog. Drei der Häuser aus ihrem Erbe standen zum Verkauf. Vor Wut schoben sich Paulas Fangzähne aus den Kiefern. Sie presste die Lippen zusammen und schluckte.
Das durfte nicht wahr sein. Was hatte Owen angestellt? Als sie die öffentlichen Bekanntmachungen überflog, traute sie ihren Augen nicht. Vier weitere Objekte sollten zwangsversteigert werden. Paulas Zorn steigerte sich auf einen bisher nie erreichten Siedepunkt. Am Liebsten hätte sie sofort das Gerichtsgebäude gestürmt und den Herrn Staatsanwalt an seiner Krawatte erhängt, aber sie wusste, dass es unvernünftig war, wenn sie sich zu einer unbedachten Handlung hinreißen ließ.
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