Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
wollte sich seinen Armen entwinden, ihn ausziehen, seine Haut an ihrer spüren.
Jäh und unsanft stieß Daniel sie zur Seite. Er riss die Hände an den Kopf und ein lautes Stöhnen, ein Knurren, das sich raubtierartig und gefährlich anhörte, entwich seinen Lippen. Der erste Impuls forderte, ihrer Empörung lautstark Luft zu machen, aber dann erfasste Emily sein schmerzverzerrtes Gesicht. Oh Gott. Was war das? Sie hatte recht mit ihrer Ahnung. Etwas Schlimmes war im Gange.
„Daniel … Liebster, was ist los?“ Emilys Innerstes krampfte sich zusammen, sie streckte ihre zitternden Finger nach ihm aus.
Daniel sprang auf. Ehe Emilys Verwirrung abfiel, rannte er davon. Ihr Ruf verschallte ohne Reaktion. Sie wischte die Tränen fort. Sie wusste, dass sie ihn nicht einholen würde, wenn sie ihm hinterherrannte. Fassungslos und von tiefer Besorgnis erfüllt nahm sie eilig den Rückweg zum Schloss auf. Sollte sie ihn suchen? Versuchen, mit ihm zu reden? Konnte sie ihm helfen? Oder würde sie seinen Unmut auf sich ziehen, wenn sie ihn nicht allein ließe? Sie konnte nicht mehr klar denken. Die Unsicherheit ließ die Tränen in Sturzbächen ihre Wangen hinablaufen.
Tag 5
H
olly kniff sich in den Arm, um sich zu bestätigen, dass sie nicht träumte. Per SMS hatte Paula nachgefragt, ob sie von zu Hause abgeholt werden wolle und sie hatte das Angebot gern angenommen. So würde sie in den seltenen Genuss kommen, etwas Wein oder Sherry zu trinken. Eine Stunde vor der vereinbarten Zeit war sie gestylt und startklar. Ihre verschwitzten Handflächen rieb sie immer wieder mit Feuchttüchern ab, ihr gesamtes Wohnzimmer roch bereits nach Vanille und Honig. Endlich klingelte es an der Haustür. Sie eilte ins Bad, wusch sich die Hände und kontrollierte ein letztes Mal ihr Aussehen. Holly glaubte, vor Aufregung hektische Flecken auf den Wangen zu haben, doch da war nichts. Sie stellte sich schlimmer an als ein Teenager bei seinem ersten Date. Ein bisschen mehr Vernunft und Selbstbewusstsein an den Tag zu legen, sollte nicht so schwer sein, oder? Diese Art Unsicherheit kannte sie nicht. Irgendetwas gab ihr ein merkwürdiges Gefühl, ganz so, als stünde sie seit der Einladung unter elektrischer Spannung.
Quatsch. Es lag allein daran, dass sie viel zu selten ausging oder sich mit Freunden traf. Fast ihr gesamter Bekanntenkreis bestand aus Kollegen und Kolleginnen. Die einzigen Treffen fanden in der Krankenhauskantine statt, zwischendurch gab es hier und da einen privaten Schwatz im Ärztezimmer. Damit erschöpften sich ihre Freizeitaktivitäten beinahe. Nur ihre Eltern besuchte sie regelmäßig. Ihr blieb nicht einmal Zeit, das geliebte Squashtraining beizubehalten, nachdem sie vor einem Jahr zur Oberärztin aufgestiegen war. Seitdem war sie kein Mal ausgegangen. Die Müdigkeit triumphierte stets, wenn sie nach dem Dienst die Vorbereitungen für den nächsten Tag fertiggestellt hatte. Da mussten Patientenakten gesichtet, Therapiepläne aufgestellt, Behandlungsverfahren abgewogen, Befundanalysen gestellt und Therapieeffizienzbestimmungen durchgeführt werden. Normalerweise alles Dinge, mit denen sie sich neben der Patientenbehandlung während ihrer Arbeitszeit beschäftigte, aber die allein reichte nie aus. Darüber hinaus befasste sie sich intensiv mit Studien, um ihre Kenntnisse im Bereich der Strahlenbiologie und Strahlenphysik zu vertiefen. Ihr Steckenpferd. Dann war schon wieder ein freier Tag vorbei und sie fragte sich, wo er geblieben war. Doch sie wollte nicht jammern und klagen, alles, was sie tat, hatte sie sich ausgesucht und sich viel Zeit bei jeder einzelnen Entscheidung gelassen.
Es klingelte erneut an der Tür. Sie raffte ihre Sachen zusammen und eilte aus dem Haus. Vor der Tür wartete ein schwarzer Rolls-Royce, spiegelblank polierte Chromteile blitzten im Sonnenlicht. Neben der geöffneten Fondtür stand ein älterer Herr in leicht geneigter Haltung. Er stellte sich mit einem liebenswerten italienischen Akzent und einem freundlichen Lächeln als Lorenzo vor und half ihr galant beim Einsteigen. Holly kam sich vor wie eine Prinzessin im Märchen. Und tatsächlich würde der Chauffeur sie nun auch zu einem Schloss fahren. Nervosität und Aufregung bescherten ihr trockene Lippen. Der Wagen rollte bereits, und sie hatte nicht einmal gehört, dass Lorenzo den Motor angelassen hatte. Sie sah sich in der geräumigen Limousine um. Eine breite Armlehne teilte das weiche Lederpolster in zwei Plätze. Ihr gegenüber befand
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