Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
sich eine gleichartige Sitzbank, sodass vier Personen im Heck des Fahrzeugs bequem Platz fanden. Sie kam sich ein wenig verloren vor. Auf dem Polster neben sich entdeckte sie eine Schachtel. In kleinen Goldbuchstaben stand ihr Name am Rand. Sie griff danach und entfernte das seidige Geschenkpapier.
Paula hatte nicht vergessen, wie sehr sie hochwertige Weinbrandpralinen liebte. Sie fand ihre Lieblingssorte, dieselbe, die Paula ihr beim Abschied aus dem Krankenhaus geschenkt hatte.
Holly konnte der Nascherei nicht widerstehen. Ihr Blick glitt aus dem Seitenfenster, während sie, penibel darauf bedacht, sich nicht zu bekleckern, eine Praline am Stück in den Mund schob. London lag hinter ihnen, gerade fuhren sie an einer Kakteenfarm vorbei. Grüne und bräunliche Ungetüme riefen kurzzeitig ein Bild des Wilden Westens vor ihren Augen auf, dann prasselten andere Eindrücke auf sie ein. Die Fahrt verlief so sanft, als schwebten sie dahin und das Gefühl übertrug sich auf ihren Geist. Sie beruhigte sich zusehends und die vierte oder fünfte Praline gab ihren Anteil dazu.
Die Limousine durchquerte die Kleinstadt Basildon, dann passierten sie Benfleet. An einem Kreisverkehr bog Lorenzo ab und sie erhaschte einen Blick auf das prächtige Schloss. Es lag vielleicht eine Meile entfernt und erhob sich majestätisch aus einem Meer von Wiesen und Feldern auf einem flachen Hügel. Rechts daneben lag ein Wald, links erfasste sie die spiegelnde Oberfläche eines kleinen Gewässers. Hollys Aufregung wuchs wieder an, je weiter sie sich dem Gebäude näherten.
Angels Manor übte eine fast unnatürliche Anziehungskraft aus, sie war begierig, das Schloss von innen zu bewundern. Natürlich ließ auch die Neugier auf Paula, darauf, zu erfahren, wie es ihr ging, ihren Puls schneller schlagen. Wohnte Paula etwa in diesem Anwesen? Oder gab es darin ein Restaurant, wo die Dinnerparty stattfand? Sie sah sich nach Schildern um, die Derartiges angedeutet hätten, doch sie fand keine. Der Wagenkam geräuschlos zum Stehen, und ehe sie sich versah, öffnete Lorenzo die Tür und half ihr beim Aussteigen. Sie bedankte sich und ließ sich zu dem Eingangsportal führen.
Wie von Geisterhand geöffnet schwangen die riesigen Flügeltüren auf und Hollys Blick fiel in eine Empfangshalle, die ihr Glauben machte, bei der Queen höchstpersönlich Einzug zu halten. Sie kam sich klein und schäbig vor in ihrem schwarzen Fummel und mit ihrer Handtasche aus dem Ausverkauf bei Marks und Spencer. Vor Staunen blieb ihr der Mund offen stehen. Wirkten der Glanz und die Pracht der Halle bereits überwältigend, traute sie jetzt ihren Augen nicht mehr.
Wie ein Engel schwebte Paula auf sie zu, in einer strahlenden Schönheit, dass Holly zwinkerte, um sich zu vergewissern, dass ihre Augen ihr keinen Streich spielten. Die Haare, deren wunderschönes Honigblond sie als stumpfes Gelbbraun in Erinnerung hatte, umrahmten ein vollkommenes Gesicht. Vollkommen! Doch nicht die Perfektion der Gesichtszüge bereitete ihr fassungsloses Erstaunen, nicht die Kraft und Vitalität, die die Todgeweihte ausstrahlte, sondern die Zufriedenheit und die Liebe, die Paulas Erscheinung verbreitete. Sprühte. Das hautenge Kleid, das wie flüssiges Silber an ihr hinabfloss und einen ganzen Roman an Beschreibung verdient gehabt hätte, geriet zur Nebensächlichkeit.
„Holly, ich freue mich so sehr, dass du kommen konntest.“ Paula schloss sie in die Arme und ein warmes Gefühl durchrieselte Holly. Gleichzeitig durchfuhr sie tiefe Traurigkeit. Mochte dies das letzte Aufblühen von Paula sein, ehe der Tod sie ereilen würde? Sie schüttelte den Kopf. Solche Gedanken sollte sie zumindest im Moment verbannen.
„Ich freue mich, dass du mich eingeladen hast, Paula. Du siehst fantastisch aus. Nein, das ist nicht genug. Bildschön. Umwerfend.“
„Muss ich jetzt eifersüchtig werden?“, knurrte eine raue, sympathische Stimme.
Holly errötete. Wie unhöflich von ihr, sie hatte den Mann bisher schlichtweg ignoriert, der halb hinter Paula stand, seinen Arm lässig um ihre Taille geschlungen.
Paula lachte glockenhell. „Verzeihung Holly, das ist Luka Canvey, mein Gefährte.“
„Hallo.“ Hollys Hals glich einer Wüstenlandschaft, sie mühte sich ab, ihrer Stimme einen normalen Klang zu geben. „Schön, Sie kennenzulernen. Vielen Dank auch an Sie, Luka. Ich freue mich sehr über die Einladung.“
„Bitte lass uns Du sagen.“ Luka reichte ihr die Hand.
„Gern.“ Ein merkwürdiges
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