Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
Fesseln gefangen nahmen. Und noch etwas anderes zog sie in den Bann. Etwas Geheimnisvolles, Mystisches. Ein magisches Band, das sie rettungslos einwickelte.
Daniel war aufgestanden. „Viel Vergnügen“, rief er dem davonrollenden Rolls-Royce hinterher, dessen Chromblitzen so eben in einiger Entfernung zwischen Bäumen hervorstach. Er winkte ein letztes Mal und hielt ihr den Arm hin. „Hast du Lust auf einen Spaziergang im Park?“
Holly nickte. Sie schaffte es nicht, ein Wort zu sagen, nicht einmal ein gehauchtes Ja. Die Berührung seiner Finger, seine warme Haut an ihrer, die prickelnde Spannung, die unablässig von ihm zu ihr überströmte, nährte das Gefühl der Unwirklichkeit. Wie ein Traum. Zu traumhaft. Sie musste unbedingt auf den Boden zurückkommen, einen kühlen Kopf zurückgewinnen. Sie kam sich vor wie verzaubert, gefangen in seidigen, unsichtbaren Fäden, die sie in eine märchenhafte Traumwelt einspinnen wollten. Eine Welt, die ihr Gefühle vermittelte, die nicht real sein konnten, sich dem üblichen Muster verweigerten. Menschen lernten sich erst kennen und dann – vielleicht – begann Liebe zu wachsen. Seit dem Moment, in dem Daniel vor ihr gestanden hatte, beherrschte sie eine gänzlich andere Überzeugung. Ihr analytischer Verstand hatte die Flucht ergriffen, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, ignorierte strikt alle Einwände, die in ihrem Inneren tobten. Sie versuchte es mit Ablenkung.
„Lief hier nicht gestern ein Hund herum?“
„Tjara. Paulas Labrador Retriever Hündin. Sie haben sie mitgenommen.“
„Ist das nicht zu anstrengend für das Tier?“
„Ich denke nicht. Die beiden werden nichts unternehmen, was Tjara nicht bekäme … Paula würde keinen Schritt ohne sie tun.“
„Toll, so eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier.“
„Ja.“ Er blickte ihr in die Augen und sie verlor sich in seinen Pupillen. Tiefer. Noch tiefer. Ihr schwindelte, als er seine Hände sanft um ihre Taille legte. Was für ein wunderbarer Moment. Sie hätte ewig mit ihm stehen bleiben können, eine stumme Verständigung. Blicke, so zärtlich, dass sie ihre Seele streichelten. Schmetterlinge, die sich in ihrem Bauch ausbreiteten. Wärme, die sie durchflutete, Hitze, die ihr Gesicht zum Glühen brachte. So viel also zum Thema kühler Kopf …
Sie holte Luft, bemüht, sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen.
„Darf ich dich morgen Abend zu Hause abholen? Hast du Lust, mit mir auszugehen? Ein Candle-Light-Dinner?“ Er strich mit dem Zeigefinger zart über eine ihrer Haarsträhnen. „Etwas Bewegung im Ice and Bowl?“ Holly zitterte. Er war so unglaublich nah, trat noch einen Schritt weiter an sie heran. Sein Atem streifte ihre Wange. „Oder möchtest du vielleicht ins Kino gehen? Ein Spaziergang an der Themse?“ Er griff nach ihrer Hand. „Ich will keine andere Antwort als ein Ja hören.“
Heiliger Bimbam, sie klebte in einem Netz, unfähig, sich seiner Ausstrahlung zu entziehen. Alles in ihr schrie: Ja. Ja. Ja, sie wollte diesen Mann wiedersehen. Ja und noch einmal Ja, da konnte die Vernunft noch so sehr rebellieren und den Zwergenaufstand proben.
„Gern.“ Holly schmunzelte, stolz über den Erfolg, dass sie wenigstens kein schmachtendes Ja gehaucht hatte.
Tag 7
D
er Dienst wollte nicht schnell genug vorübergehen. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte Holly, was es bedeuten musste, fahrig auf andere zu wirken. Niemand hatte etwas gesagt, doch sie hatte die Blicke gespürt, die von Verwunderung und teilweise von Unverständnis sprachen. Sie schlüpfte aus ihrem Arztkittel, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Zu Hause würde sie sich nur noch umziehen und die Haare richten müssen.
Nur knappe anderthalb Stunden, dann würde sie Daniel wiedersehen. Die wunderbaren Stunden des Sonntagnachmittags, der Ausritt, den sie unternommen hatten, zogen an ihr vorüber. Seine Nähe, die sie immer wieder zur Atemlosigkeit zwang. Die wie unabsichtlich herbeigeführten Berührungen. Eine Hitzewelle stieg in ihr auf. Gleichzeitig rief ihr Verstand sie zur Ordnung. Kannst du mal wieder auf den Boden kommen? Hast du all deine merkwürdigen Eindrücke vergessen? Etwas stimmt mit diesen Leuten nicht, sie sind anders.
Unnormal. Verboten.
Verboten? Was sollte an ihnen verboten sein? Nur, weil sie reich waren? Diesen Reichtum offensichtlich genossen? Ihn zeigten, andere daran teilhaben ließen? So ein Blödsinn.
Du weißt genau, was gemeint ist. Ihre Körper sind unnormal. Ihre
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