Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
andere hinwegzusetzen und dennoch zu versuchen, sein Glück zu finden.
Entweder Holly oder keine.
Es wäre kein Segen für ihn und auch nicht für Emily, wenn er sich nach Holly verzehrte. Er war bereit, für sie zu sterben – aber nicht, ohne zumindest den Versuch gewagt zu haben, den Fluch doch noch zu besiegen. Er wollte nicht ohne Holly leben. Wenn es ihm nicht gelänge, ihre Liebe zu gewinnen, errang die Nutzlosigkeit den Sieg über sein Dasein.
Das letzte Wort war gesagt und es schmeckte betrüblich. Gallebitter. Emily hatte erklärt, dass sie sich umgehend auf den Weg zu Lara nach Paris machen würde. Sie könne und wolle nicht warten, bis Paula und Luka abgereist wären. Sie bat ihn, den beiden ihre Entschuldigung auszurichten. Eine Begründung für ihre Abreise solle er sich selbst einfallen lassen. Schließlich war ihm nichts übrig geblieben, als Emily auf ihren Wunsch sofort zum Luton International Airport zu fahren.
Als sie ausstieg, glitzerten Tränen in ihren Augen.
„Leb wohl, Emily und verzeih mir“, presste er mit einem Kloß im Hals hervor. Sie tat ihm unendlich leid und er verfluchte sich, dass er zu nichts anderem fähig schien als Unglück über andere zu bringen. „Bitte gib auf dich Acht.“
Emily drehte sich wortlos um und ging.
Auf dem Rückweg überlegte Daniel, was er Luka und Paula erzählen sollte. Er beschloss, dass es nichts als die Wahrheit sein durfte. Nur seine Sorge, dass der Fluch für ihn nicht gebrochen war, wollte er auf keinen Fall mit seinen Freunden teilen. Er würde es schaffen. Wenn er Hollys Liebe gewann, würde er auf sie und auf sich achtgeben. Niemals würde geschehen, dass er wegen dieser verdammten Verwünschung die Kontrolle über sich verlor. Zur Hölle, er war ein erwachsener Mann. Fähig, sich seinem Schicksal zu stellen, ihm entgegenzuwirken – nein, es zu lenken. Nach seinem Willen.
Bis zum Frühstück brachte er den schweren Weg hinter sich. Er sprach erst mit Luka, dann mit Paula und schließlich mit beiden gemeinsam. Sie reagierten, wie nicht anders zu erwarten, erschüttert. Daniel wusste, dass sie litten. Mit Emily und mit ihm. Sie brauchten es nicht einmal zu sagen.
Wenigstens verurteilten sie ihn nicht. Sie wünschten ihm alles Gute und dann spürte er, wie sie mentalen Kontakt zu Emily aufnahmen, wie sie ihr Wärme und Kraft sandten, vorsichtig ihre Gedanken lasen. Daniel wollte nicht wissen, was in ihrem Kopf vorging. Er war sich auch so bewusst, welchen Schmerz er ihr zugefügt hatte und betete zu den Göttern, dass Emily irgendwann und irgendwo ihr Glück finden möge. Bessergestern als heute.
Als Holly erschien, fegte ihre Anwesenheit sämtliche Überlegungen fort, raubte ihm die Sinne, füllte seine Seele mit nichts als Liebe und blies die dunklen Wolken, die sich wieder zu verdichten begonnen hatten, an einen fernen Horizont.
Eine Frau, die sich als Rebecca vorgestellt hatte, geleitete Holly in das Erdgeschoss. Ihre Augen weiteten sich spürbar, als sie das Frühstückszimmer betrat. An der Längsseite des eindrucksvollen Raumes erstreckte sich ein Büffet, das für eine Fußballmannschaft ausgelegt zu sein schien. Ihr Blick glitt über eine riesige Menge an Brotsorten, Wurstund Käseplatten, Salate, Joghurt, Konfitüren, Flakes, Eier in verschiedenen Zubereitungsarten, Früchte, Säfte, Kaffee, Milch, Tee … es war so gar nicht das typische englische Frühstück mit Baked Beans und Bacon, das sie gewohnt war.
Sie nahm den Raum in Augenschein. Brokatbespannte Wände in bordeauxrot und cremeweiß, edle, elegante Möbel. Sie tippte auf Biedermeier in einer gehobenen Prägung des Klassizismus. Bewundernd strich sie mit dem Zeigefinger über eine Anrichte und erinnerte sich, dass sie diesen Stil schon einmal in natura gesehen hatte. Vor fünf Jahren bei einem Besuch in Wien, im Museum für angewandte Kunst. Die Möbelausstellung hatte es ihr besonders angetan. Erlesenste Stücke aus der Zeit der Romanik, Gotik, Renaissance. Barock, Rokoko … Wie sehr vermisste sie die Muße, sich solchen Vergnügungen hinzugeben. Kunst zu genießen. Mal wieder ein Museum zu besuchen.
Träumerin.
Ja, sie träumte. Auch in der Nacht zuvor, doch das war der Kategorie Albtraum zuzuordnen. Sie mochte nicht darüber nachdenken, dass sie das Gesicht des blonden Engels vor sich gesehen hatte, und dann ein grauenhaftes Gebiss, das sich ihr näherte, furchtbare Fänge, die sich in ihren Hals bohrten. Sie schüttelte sich und war froh, dass sie eine
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