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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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nicht die einzige Kopie.«
    »Und trotzdem muß ich genau wissen, existiert diese Kassette oder nicht. Ich muß dir doch hoffentlich nicht erklären, wie ernst die Sache für mich ist.«
    »Das mußt du nicht«, erwiderte Katja und lächelte schwach, »ich verstehe. Fahr nach Hause, Jegor, es ist schon spät. Wenn ich etwas finde, rufe ich dich sofort an.«
    »Wenn du nichts findest, ruf mich bitte auch an.« Er stand schwerfällig auf und ging in den Flur.

Kapitel 29
    Als sie allein war, saß Katja einige Minuten mit ausgestreckten Beinen und geschlossenen Augen im Sessel und versuchte an nichts zu denken. Seltsam, es war erst halb elf. Sie hatte das Gefühl, als sei es schon tief in der Nacht. Sie war entsetzlich müde, es war ein verrückter, endloser Tag gewesen, und sie wollte nur noch unter die heiße Dusche, eine Tasse Tee trinken, ins Bett kriechen, sich zusammenrollen und bis zum Morgen schlafen, tief und traumlos.
    Was für ein Glück, daß sie damals auf Teneriffa nicht in dem einsamen kleinen Gasthof am Krater des Vulkans geblieben war und nicht auf all diese Klagen und Seufzer hereingefallen war. Sie hatte sich mit zwanzig ein Phantasiebild von Jegor Barinow gemacht, im Überschwang ihrer jugendlichen Gefühle. Aber er war nur ein schäbiger Feigling, ein mieser kleiner Schmutzfink.
    Das Telefon klingelte, sie fuhr zusammen, öffnete die Augen, nahm ab und hörte die Stimme von Pawel Dubrowin:
    »Katja, ich bin’s. Wie geht es dir?«
    »Ganz normal, danke.«
    »Ich höre an deiner Stimme, daß es nicht normal ist. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten? Überraschungen?«
    »Sowohl das eine wie das andere. Aber das ist kein Gespräch fürs Telefon.«
    »Soll ich vielleicht kommen?« fragte er vorsichtig.
    »Nein. Morgen sehen wir uns bestimmt, aber jetzt bin ich sehr müde.«
    »Weißt du, ich glaube, ich habe jetzt alles begriffen. Es gibt noch ein paar Sachen, die nicht zusammenpassen, aber im großen und ganzen …«
    »Pawel, laß uns morgen darüber reden. Ich habe jetzt keine Kraft mehr, ehrlich. Entschuldige. Ich rufe dich morgen früh an, sobald ich aufwache.«
    Sie legte auf, stand abrupt aus dem Sessel auf, bewegte die Schultern, um die schläfrige dumpfe Starre abzuschütteln, und ging in Glebs Arbeitszimmer.
    Als sie Barinow gesagt hatte, man müsse die ganze Wohnung durchwühlen, um die Kassette zu finden, hatte sie übertrieben. Tatsächlich reichte es, den kleinen Safe zu öffnen, der in einem Fach des Bücherschranks verborgen war. Eigentlich hätte sie das längst tun sollen – die Papiere durchsehen, alles in Ordnung bringen. Aber sie hatte noch keine Zeit dafür gefunden.
    Sie wußte, daß Gleb dort seine Bankpapiere und manchmal auch Geld aufbewahrte. Wenn viele Gäste im Haus waren, legte er auch die Schatulle mit dem Schmuck von Katjas Urgroßmutter hinein.
    Im Safe fand sie eine Mappe mit Papieren, ein kleines Bündel Dollarnoten und die Schmuckschatulle. Sie stand dort noch seit dem letzten Besuch. In ihr befand sich auch der Magnetschlüssel zum Geheimfach.
    Das Fach klirrte leise und öffnete sich automatisch. Im Innern lag eine gewöhnliche Videokassette in einer schwarzen Plastikhülle, ohne Beschriftung oder Aufkleber.
    Die Aufnahmen waren unscharf. Zuerst erblickte Katja nur Dampf und drei verschwommene Silhouetten, dann konnte man erkennen, daß es nackte Körper waren – zwei weibliche und ein männlicher. Wassergeplätscher im Schwimmbecken, heiseres Nixenlachen, dumpfes Stöhnen. Schon nach einer Minute erkannte Katja Jegor Barinow. Man hatte ihn absichtlich in Großaufnahme gefilmt. Die beiden Mädchen sah man nur undeutlich, sie hatten den Kameramann offensichtlich nicht interessiert. Aber da flimmerte auf einmal klar ein bekanntes Profil über den Bildschirm. Sweta Petrowa, mollig, hellhäutig, vollbusig. Das Gesicht des zweiten Mädchens wurde von der Kamera nicht eingefangen.
    Sehr schlank war sie, langbeinig, noch ganz jung. Irgendwiekam sie Katja bekannt vor. Die langen nassen Haare verdeckten das Gesicht. Plötzlich eine kurze Großaufnahme. Nur ein Sekundenbruchteil. Eine schmale Hand schob eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Katja drückte einen Knopf auf der Fernbedienung. Das Bild blieb stehen, und die schönen grünen Augen von Margarita Krestowskaja blickten Katja direkt ins Gesicht.
    Weiter folgte ein so abstoßender Pornofilm, daß einem übel wurde. Katja zog die Kassette heraus und steckte sie wieder in die Hülle.
    Was nun? Sollte sie morgen früh

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