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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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laß dich durch uns nicht stören«, bemerkte Margarita spitz und küßte Katja auf die Wange.
    »Nein«, erwiderte Katja ruhig, »ich bin fertig.«
    Sie führte sie ins Wohnzimmer und ging selbst ins Bad.
    »Wie tapfer du bist, meine Kleine«, sagte Konstantin Iwanowitsch noch und schüttelte den Kopf.
    Beide mißbilligten ihr Benehmen. Sie waren gekommen, um sie zu trösten – und nun war es gar nicht nötig. Sie kam aus dem Bad, kochte Kaffee, stellte eine Flasche Kognak und eine Schachtel mit französischem Gebäck auf den Tisch.
    »Warst du bei Tante Nadja?« fragte Konstantin Iwanowitsch, nachdem sie ein Glas Kognak getrunken hatten.
    »Ja«, erwiderte Katja.
    Sie wollte fragen: Und du?, verkniff es sich aber. Sie wußte: Konstantin Iwanowitsch hatte seine Frau nur angerufen, zu ihr zu fahren hatte er nicht gewagt. Er hatte sie in den drei Jahren, die seit der Scheidung vergangen waren, kein einziges Mal besucht. Er hatte sie nur hin und wieder angerufen, sich nach ihrem Befinden erkundigt und gewissenhaft das Geld auf ihr Konto überwiesen.
    Katja war gleich am nächsten Morgen bei Tante Nadjagewesen. In der Nacht hatte sie der Major von der Miliz gefragt:
    »Wollen Sie es den Eltern Ihres Mannes selbst sagen oder fällt es Ihnen zu schwer? Wir können das auch auf offiziellem Wege erledigen.«
    »Ich mache es selber«, sagte Katja.
    Bei Konstantin Iwanowitsch hatte sie fast unmittelbar danach angerufen und ihm alles ohne Umschweife mitgeteilt. Sie kannte ihren Schwiegervater gut genug. Natürlich war es ein schwerer Schlag für ihn, aber es warf ihn nicht um. Er wurde damit fertig, würde es überleben. Margarita konnte ihm noch einen Stammhalter schenken, vielleicht sogar zwei. Er hatte noch eine Zukunft. Aber Tante Nadja? Sie war nun ganz allein auf der Welt. Gleb war nicht der beste Sohn gewesen, aber der einzige. Was sie durchmachen würde, ließ sich nicht in Worte fassen.
    Gleich früh um acht fuhr Katja zu ihrer Schwiegermutter. Auf halbem Weg rief sie bei ihr an und sagte: »Tante Nadja, Gleb ist verwundet worden, er liegt auf der Intensivstation. Ich bin in einer halben Stunde bei dir.«
    Ihre Schwiegermutter erwartete sie nicht in der Wohnung, sondern vor dem Haus. Sie saß tief gebeugt auf der Bank, in einem grauen Regenmantel und mit einer Einkaufstasche auf dem Schoß. Katjas Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
    »Laß uns nach oben gehen.«
    »Wie? Warum? Wir müssen sofort ins Krankenhaus! In welchem liegt er denn?« Nadeshda Petrowna sprang auf und wollte zum Auto.
    Katja drückte sie zurück auf die Bank, setzte sich neben sie und sagte leise: »Gleb ist nicht verwundet. Er ist tot. Heute nacht hat man ihn erschossen, auf offener Straße aus dem Gebüsch heraus.«
    Als sie ins Gesicht ihrer Schwiegermutter blickte, dachte Katja: Wie gut, daß ich keine Kinder habe …
    Sie legte ihr den Arm um die Schultern, führte sie ins Haus, sie gingen nach oben in die Wohnung. Übers Handy rief Katjas Mutter an und sagte, der Vater sei gerade nach Hause gekommen und fahre jetzt zum Flughafen, um Onkel Konstantin und Margarita abzuholen. Sie waren sofort nach Moskau zurückgeflogen, mit der ersten Maschine.
    »Mama, könntest du vielleicht herkommen und bei Tante Nadja bleiben?« bat Katja. »Ich kann sie nicht allein lassen.«
    Eine halbe Stunde später war ihre Mutter da. Inzwischen hatte Katja schon den Notarzt rufen müssen. Tante Nadjas Blutdruck war lebensgefährlich angestiegen.
     
    »Wann bist du denn bei Nadeshda gewesen?« fragte Konstantin Iwanowitsch und schluckte krampfhaft.
    »Gestern morgen.«
    »Und wie geht es ihr?«
    »Sie hatte gefährlichen Bluthochdruck, aber der Notarzt konnte sie an Ort und Stelle versorgen. Er hat gesagt, vorläufig muß sie nicht ins Krankenhaus. Meine Mutter ist jetzt bei ihr.«
    »Schrecklich.« Konstantin Iwanowitsch seufzte.
    Margarita begann ihm die Schläfen zu massieren.
    »Kostja, ist dir nicht gut?« fragte sie besorgt, als sie merkte, daß seine Schultern zitterten.
    »Nein, mein Kleines, reg dich nicht auf. Mir geht es gut.«
    Margarita legte ihren Kopf auf seine Schulter. Er streichelte über ihr üppiges kupferrotes Haar. Katja sah, daß in Margaritas großen grünen Augen Tränen standen.
    »Gleich fängt die Wimperntusche an zu laufen.« Margarita stand auf, unterdrückte ein Schluchzen und verschwand im Bad.
    »Armes Mädel«, sagte Kalaschnikow, »meine arme Kleine. Ich habe sie am Flughafen abgeholt, ich hatte schon meine Koffer dabei, und wir

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