Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
Vom Netzwerk:
nicht, als sie ihn am Diensteingang erblickte. Pawel schien es, als freue sie sich sogar.
    »Ich möchte Ihnen das Geld zurückgeben«, sagte er.
    »Kommt nicht in Frage!« Sie schob seine Hand zurück.
    Die Berührung ihrer leichten Finger ließ ihm den Mund trocken werden.
    »Lassen Sie uns irgendwohin gehen und zusammen essen«, sagte er rasch und dachte: Wenn sie ablehnt, ist es nicht schlimm, ich werde jetzt sowieso in jede Aufführung gehen, mir dieses scheußliche Ballett angucken und danach am Diensteingang auf sie warten.
    »Gut«, stimmte Katja unerwartet leicht zu, »einverstanden. Ich bin gespannt darauf, mich mit einem Mann zu unterhalten, der Ballett nicht ausstehen kann und zum ersten Mal im Leben eine Aufführung gesehen hat, noch dazu eine postmoderne. Hier in der Nähe gibt es ein ausgezeichnetes kleines Restaurant, gleich um die Ecke.«
    Als sie sich an den Tisch setzen wollten, faßte sie sich plötzlich an den Kopf:
    »Ich habe Sie noch gar nicht gefragt, wie Sie heißen.«
    Er stellte sich mit einer förmlichen Verbeugung vor. Katja reichte ihm die Hand. Er küßte die kalten Finger, bemerkte die unlackierten, kurzgeschnittenen Nägel. Natürlich, wie sollte es anders sein? Schließlich konnte er es nicht ausstehen, wenn Frauen lange, lackierte Fingernägel hatten.
    Überhaupt war an ihr alles so, wie er es gern mochte. Die Frisur, die Kleidung, das Parfum, das unauffällige Make-up. Wenn nur dieses idiotische Ballett nicht wäre.
    Pawel erfuhr zu seinem Erstaunen, daß das Ballett aufdem Stück eines äußerst populären modernen Dramatikers basierte, der schon etliche internationale Preise gewonnen hatte.
    »Ich mag mehr die klassische Richtung«, sagte er.
    »Dann lade ich Sie zu ›Giselle‹ ein.«
    »Ja, bitte, tun Sie das, überhaupt möchte ich alle Stücke sehen, in denen Sie tanzen.«
    »Wirklich? Aber Sie können doch Ballett gar nicht leiden.«
    »Jetzt werde ich zum Ballettfan. Ich bin es schon.«
     
    Sie stritten lange, wer für das Essen bezahlen sollte. Der Kellner lächelte herablassend. Schließlich siegte Pawel. Katja steckte ihre Kreditkarte seufzend wieder in die Handtasche.
    »Das ist doch wirklich nicht nötig. Für mich sind das Kopeken«, sagte sie.
    »Darf ich Sie zu mir nach Hause einladen?« fragte er, als sie wieder im Auto saßen.
    Ihm war klar, daß er sich für den ersten Tag ihrer Bekanntschaft viel zu aufdringlich benahm, aber er konnte nicht anders. Natürlich lehnte sie höflich ab.
    »Danke, vielleicht ein andermal. Ich bin sehr müde, und mein Mann wartet auf mich.«
    »Mann?« fragte er bestürzt zurück. »Was für ein Mann?«
    Ja, natürlich, er hatte nicht danach gefragt, und sie hatte es nicht für nötig gehalten, ihm gleich mitzuteilen, daß sie verheiratet war.
    »Ein echter, lebendiger, ganz legaler Ehemann«, sagte Katja lachend.
    »Gibt es auch Kinder?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    Sie erkundigte sich nicht, ob er verheiratet war und Kinder hatte. Sie gab ihm gewissermaßen zu verstehen, daß mit diesem Abend alles zu Ende war, noch bevor es richtig hattebeginnen können. Sie hatten sich zufällig getroffen, sie hatten einmal miteinander zu Abend gegessen und sich nett unterhalten – das war’s.
    Du irrst dich, meine Liebe. Du wirst ab jetzt keine Ruhe vor mir haben. Ich werde dich nicht um deine Telefonnummer bitten, ich werde dich nicht einmal daran erinnern, daß du mich zu »Giselle« einladen wolltest. Aber das ist erst der Anfang, das ist unser erster Abend, und es wird noch viele Abende und auch Nächte geben. Ich trete dich an keinen Ehemann ab, an niemanden auf der Welt, dachte Pawel ruhig.
    »Herzlichen Dank«, sagte sie lächelnd, als sie vor ihrem Haus aus dem Wagen stieg, »und alles Gute.«
    »Auf Wiedersehen«, erwiderte er.

Kapitel 6
    Irina Krestowskaja brachte es einfach nicht fertig, die Augen zu öffnen. Margarita schrie gerade besonders laut und hartnäckig. Irina streckte die Hand aus, tastete nach der Holzstange des Bettchens und rollte es mit geschlossenen Augen hin und her. Aber Margarita wollte sich nicht beruhigen. Da bemerkte Irina einen sonderbaren Geruch und sprang augenblicklich aus dem Bett. Im Zimmer roch es nach Rauch.
    Sie schnappte sich das weinende Kind und weckte ihren Mann. Jewgeni begann schrecklich zu husten. Auch Margarita hustete krampfhaft und heiser. Irina bedeckte ihr Gesichtchen mit dem weiten Ärmel ihres Nachthemdes und riß die Tür zum Flur auf. Rauchwolken wälzten sich herein.
    »Weck alle

Weitere Kostenlose Bücher