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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
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dann haben Sie sich innerhalb von wenigen Stunden entschlossen, hierherzukommen?“ fragte Dr. Rosenblatt ungläubig.
    Wie er es darstellte, klang das nun wahrlich nicht nach einem überzeugten Selbstmörder. Nicht, dass er mich am Ende aus seiner Klinik warf aus Angst, ich könnte den Anderen die Lust aufs Sterben verderben.
    „ Ja, aber ich habe schon eine Woche im Voraus bezahlt.“
    Dr. Rosenblatt musste lachen. „Wir freuen uns ja, dass Sie hier sind. Aber ich muss sagen, so einen spontanen Patienten hatte ich noch nie. Abgesehen von Ihrer Mitreisenden, aber das hat ja ganz andere Gründe.“
    Was sollte das denn jetzt? Meinte er Rana? Was für andere Gründe hatte die denn bitteschön?
    „ Ja, also, wo wir schon dabei sind, ich glaube, ich bin mir nicht mehr ganz so sicher, dass ich das Programm hier durchziehen will. Aber es ist ja sehr schön hier. Könnte ich nicht einfach meinen Urlaub hier verbringen, und dann wieder abreisen?“
    Dr. Rosenblatt schaute mich nachdenklich an. „Nun, das hört sich jetzt doch etwas nach Verleugnung an. Ein Problem ist doch da, sonst wären Sie sicher nicht so unglücklich gewesen an Ihrem Geburtstag und hätten die weite Reise nicht angetreten. Ist das typisch für Ihr Verhalten im Allgemeinen: Dass Sie ein Problem erkennen, eine Lösung erwägen, und dann doch wieder einen Rückzieher machen und einfach so tun, als sei alles nicht so schlimm?“
    Potzblitz! Dieser Dr. Rosenblatt war gut, denn er hatte so ziemlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber worauf wollte er denn hinaus? Wollte er mich etwa überreden, den Suizid doch durchzuziehen?
    „ Na ja, kennen Sie das nicht? Erst sieht alles ganz finster aus und Sie denken, es läuft aber wirklich alles quer, und am nächsten Morgen sieht es auf einmal ganz anders aus und dann fällt Ihnen wieder ein, warum das Leben doch ganz schön ist?“
    „ Hm.“ Dr. Rosenblatt schien das nicht zu kennen. „Können Sie diese Gefühlsschwankungen ein bisschen näher beschreiben? Wie lange dauern denn diese finsteren Phasen? Und wie ist es, wenn sie abklingen: Ist es einfach, als lichte sich der Horizont wieder, oder fühlen Sie sich dann regelrecht euphorisch?“
    Das war doch irgendwie eine Fangfrage, oder was sollte das jetzt? „Na ja, euphorisch ist eigentlich kein Wort, das ich in Bezug auf mich würde benutzen wollen.“
    „ Dann ist es vielleicht so, dass Ihre Grundstimmung die meiste Zeit eher leicht niedergeschlagen ist?“
    Das hätte ich gerne verneint, das klang jetzt nicht gerade sehr sympathisch, aber lügen wollte ich auch nicht. „Vielleicht einigen wir uns auf lethargisch?“
    Dr. Rosenblatt lächelte gnädig. „Und wie ist es, wenn Sie an Moni denken? Fühlen Sie sich dann auch lethargisch?“
    Jetzt musste ich auch lächeln. „Nein, wenn ich an Moni denke, fühle ich doch etwas anderes.“ Eigentlich wollte ich so was sagen wie „Erregtheit“, aber das hätte Dr. Rosenblatt sicher falsch verstanden, denn natürlich waren meine Gefühle für Moni ganz platonisch. Außerdem fiel mir jetzt wieder Uwe ein, und wie glücklich Moni mit ihrem neuen Freund war. Daher sagte ich: „Eher so eine Art Freundschaft, und ein bisschen Enttäuschung, dass sie so ganz andere Interessen hat als ich.“
    Bestimmt war Dr. Rosenblatt jetzt ganz verwirrt, denn er hatte doch sicher gedacht, ich würde ihm eine tolle Liebesgeschichte auftischen.
    „ Das nehme ich Ihnen nicht so ganz ab. Ich glaube, da lauern doch noch viel tiefere Gefühle in Ihnen. Wollen wir morgen weiter darüber reden?“
    Wie jetzt, gerade hatte er mich da, wo ich bereit war, mein Herz zu öffnen, und da war die Zeit um? Und wieso las dieser Allgemeinmediziner in mir wie in einem offenen Buch?
    Dr. Rosenblatt nahm einen Zettel vom Tisch und reichte ihn mir. Mein Programm für den morgigen Tag. Es stand nur ein Termin darauf: Gespräch mit Dr. Rosenblatt, 16 Uhr. Ich nahm den Zettel und ging.
     
     

     
     

Kapitel 14
    Zurück auf meinem Zimmer ging ich zu allererst unter die Dusche. Dann legte ich mich nackt aufs Bett unter den Deckenventilator und genoss die kühle Brise, die die Schmerzen fast erträglich machten. Schließlich zog ich mir frische Sachen an und ging zum Abendessen. Da ich lieber nicht zusehen wollte, wie Rana sich mit jemand anderem beim Abendessen amüsierte, bemühte ich mich, möglichst schnell fertig zu werden. Aber der Key Lime Pie, ein Gedicht aus Limonentorte, kleinen Baisers, Pfefferminze und Sahne, war so köstlich, dass ich

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