Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
schnell in meine Hose und war froh, nicht mehr nackt da zu stehen, als einen Augenblick später die Tür der Dampfsauna aufging. Einer der Männer, die gestern im Jeep mit uns gefahren waren, kam heraus und sah mich neugierig an.
„ Did you fall in the water?” fragte er, wartete aber meine Antwort nicht ab und sprang Kopf voran ins Wasser. Ich wartete neugierig darauf, was passieren würde, war dann aber sehr enttäuscht, als er wieder auftauchte und mit kraftvollen Bewegungen zum anderen Rand weiterschwamm, ohne sich an der Temperatur des Wassers zu stören.
Angewidert von so viel Fitness wandte ich mich ab. Doch jeder Schritt war mühsam, meine Hose war nass und ich stakste wie der Storch im Salat. So wollte ich eigentlich nicht durchs Hotel gehen. Aber ich könnte die Zeit vor meinem Termin mit Dr. Rosenblatt ja vielleicht nutzen, mich ein bisschen in Form zu bringen. Glücklicherweise war der Fitnessraum verlassen, dafür stand dort allerlei Gerät: Gewichte, Fahrräder, Stepper und andere Maschinen. Ich entschied mich für eines der Laufbänder.
Da meine letzte Fitnessstunde schon etwas her war, ging ich es langsam an und programmierte den Computer so, dass er in fünf Minuten die Höchstgeschwindigkeit von 8 km/h erreichen würde. Doch das Ding wurde immer schneller und schneller. Verzweifelt ließ ich den Pulsgriff los, der gerade eine Pulsfrequenz von 165 anzeigte, und tastete auf der Armatur nach der Notstopp-Taste. Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme neben mir:
„ Du weißt aber schon, dass die Geräte hier in Meilen und nicht in Kilometer rechnen, oder?“
Ich drehte mich um und erhaschte gerade noch einen Blick auf Rana, ehe die Maschine mich vom Band katapultierte.
Glücklicherweise landete ich auf einer weichen Matte und kam gleich wieder auf die Füße.
„ Was machst du denn hier?“, fragte ich Rana.
„ Ich habe jetzt gleich Massage. Ich freue mich schon.“ Etwas besorgt fügte sie noch an: „Sag mal, geht’s dir gut?“
„ Ja, klar, wieso? Ich muss jetzt auch gleich nochmal zu Dr. Rosenblatt. Sehen wir uns zum Abendessen?“
„ Ach, da habe ich schon eine Verabredung. Aber komm doch gegen zehn auf mein Zimmer, ich bin direkt im Zimmer neben dir.“
Ich nickte zustimmend und schon verschwand sie in Richtung Massageabteilung. Was für eine Verabredung denn? Für jemanden, die angeblich vor lauter Liebeskummer am Leben verzweifelte, legte Rana aber ein ganz schönes Tempo vor.
Es war in der Zwischenzeit fast fünf Uhr geworden und ich begab mich zu meinem dritten Termin bei Dr. Rosenblatt.
Er erwartete mich schon und wedelte lächelnd mit einer Mappe in meine Richtung. „Wir haben die Ergebnisse, die sind sehr erfreulich!“ Er stutzte, sah mich genauer an und nahm dann ein frisches Handtuch aus einem der Regale und legte es auf den Stuhl, auf den ich mich setzen sollte.
„ So, bin ich gesund?“ fragte ich.
„ Ja, alle Werte sind gut, nur das Gehör ist nicht mehr das allerbeste. Zu viel laute Musik, nehme ich an? Und in Ihrem Blut haben wir keine Spuren von Alkohol oder Drogen gefunden.“
„ Wundert Sie das? Man sitzt ja hier ganz schön auf dem Trockenen, wenn ich das mal bemerken darf.“
„ Ja, Henry hat mir schon erzählt, dass Sie sich darüber beschwert haben. Wir können das ja später noch einmal bereden. Aber ich dachte, wir könnten unsere halbe Stunde jetzt für ein Gespräch nützen. Ich würde gerne mehr über Moni erfahren.“
„ Ach so. Ja. Was für ein Arzt sind Sie eigentlich, wenn ich mal fragen darf? Psychiater? Oder gibt es da einen Facharzt für diese Art von Medizin, die Sie hier machen?“
„ Nein, ich bin eigentlich ein ganz normaler Allgemeinmediziner. Aber ich finde es sehr hilfreich, mich mit meinen Patienten ein wenig zu unterhalten. Und wenn Sie möchten, dass ich Ihnen helfe, dann wäre es doch gut, wenn ich Sie ein bisschen besser verstehe, oder? Im Moment bin ich mir nämlich noch nicht ganz so klar darüber, warum Sie den weiten Weg zu uns auf sich genommen haben. Es ist doch sicher nicht wegen unseres schönen Strandes, oder?“
„ Na ja, ich hatte vor ein paar Tagen so ein Tief. Es war mein Geburtstag. Und irgendwie lief alles schief. Da habe ich so ein bisschen gehadert mit meinem Leben, und dann kam diese Broschüre ins Haus. Da dachte ich, dass ist ja ein komischer Zufall. Oder vielleicht ist es gar kein Zufall. Und dann habe ich hier angerufen.“
„ Also vor wenigen Tagen hatten Sie noch nie von uns gehört, und
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