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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
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das Angebot von Tom, dem Keller, mir noch eine Portion zu bringen, nicht ablehnen konnte. Schließlich hatte ich vorhin ein Workout gemacht. So saß ich noch immer am Tisch, als Rana hereinkam. Sie war in Begleitung einer Frau, das hätte ich mir ja eigentlich denken können. Die Frau war mir bisher noch nicht aufgefallen, war Mitte 30, hatte lange, blonde Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, und erinnerte mich ein bisschen an Steffi Graf zu ihren besten Zeiten. Ich schob den letzten Bissen meines Desserts in den Mund, stand auf und verließ das Restaurant.
    Auf mein Zimmer hatte ich jetzt keine Lust. Aber nahe am Hotel war ein kleiner Garten, in dem zu dieser Zeit bestimmt sonst niemand war. Ich fand eine Bank und setzte mich. Während das Hotel und die Kieswege von Lichtern angestrahlt wurden, lag die Natur im Dunkeln. Ich sah nur noch die Umrisse der Palmen, die sich leicht im Wind zu biegen schienen. Gibt es etwas Aufregenderes als tropische Nächte? Wenn die Luft knistert, die Affen kreischen und sich einem das Herz öffnet, weil die Welt so schön ist. Eigentlich war diese Suizidklinik am falschen Ort. Die üppige Vegetation, das pulsierende Leben um einen herum, die Tiefe des Meeres, die intensiven Farben, wer würde hier sterben wollen? Ich konnte doch unmöglich der einzige Gast sein, der hier einen Rückzieher gemacht hatte?
    Und alle waren so nett. Ich mochte Dr. Rosenblatt, und Henry, ja selbst Tom, der Kellner, war mir sympathisch. Als ob das hier ein ganz normales Hotel wäre. Und doch, ich wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas an diesem Ort nicht stimmte. Als ob wir hier alle eingesperrt wären. Plötzlich stand ich auf, entschlossen, das jetzt einfach einmal auszuprobieren.
    Ich ging den Weg entlang, auf dem wir gestern angekommen waren. Die Außenbeleuchtung des Hotels erhellte noch die ersten 100 m, doch dann wurde es ziemlich finster. Ich zögerte und versuchte mich zu erinnern, wie weit dieser Weg von der Straße entfernt war. Ich hätte eine Taschenlampe mitnehmen sollen. Gerade als es so dunkel wurde, dass ich meine eigenen Füße kaum erkennen konnte, sah ich einen Lichtschein vor mir. Das Tor zur Straße hin war beleuchtet. Aber ich hätte es mir denken können: Warum würden sie einen Zaun um das Hotel anlegen, und dann das Tor offen lassen. Natürlich war es verschlossen. Über das Tor zu klettern, erschien auch ziemlich aussichtslos, es war zu hoch, und oben verliefen zwei Reihen von Stacheldraht.
    Stacheldraht? Die nahmen es aber wirklich sehr genau mit ihren Sicherheitsvorkehrungen! Man kam sich wirklich vor wie in einem Gefängnis. Sollte sich meine Ahnung bewahrheiten, wurden wir tatsächlich festgehalten? Ich musste unbedingt sofort hier raus!
    „ Guten Abend, Herr Mattheus. Kann ich Ihnen helfen?“ Mein Herz blieb stehen. Wo kam denn Henry jetzt schon wieder her? Und wo war er? Und wieso wusste er immer, wo ich war? Völlig verwirrt schaute ich mich um.
    „ Ich sehe Sie auf der Überwachungskamera. Ich kann Sie auch hören. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    „ Äh, ja. Ich wollte einen Spaziergang machen. Warum ist denn das Tor zu?“
    „ Na, damit niemand reinkommt. Deswegen haben wir ja auch eine Überwachungskamera. Ich würde Ihnen jetzt nicht empfehlen, im Dunkeln da draußen rumzulaufen. Wollen Sie nicht lieber bis morgen warten? Sie wollten doch eine Inseltour machen?“
    „ Nein, ich will jetzt raus. Können Sie das Tor nicht aufmachen?“
    „ Ich kann es schon aufmachen, aber ich möchte Ihnen wirklich davon abraten, das Gelände in der Nacht zu verlassen!“
    „ Bitte machen Sie das Tor auf!“ sagte ich scharf.
    „ Gut, ich komme. Warten Sie bitte, bis ich bei Ihnen bin!“
    „ Nein, ich will alleine spazieren und ich möchte, dass Sie jetzt das Tor aufmachen!“ Wahrscheinlich klang ich ein bisschen hysterisch, aber ich glaube, Henry war schon nicht mehr an seinem Platz und hatte mich gar nicht mehr gehört. Während ich also wartete, untersuchte ich das Tor etwas genauer und sah jetzt auch die Sprechanlage mit der eingebauten Kamera. Es gab auch eine Zahlentastatur, um das Tor zu öffnen. Ich versuchte 1-2-3-4, aber das Tor blieb geschlossen.
    Schließlich hörte ich das Knirschen von Kies und sah das Licht eines Fahrrads, das immer näher kam. Henry sprang vom Sattel und stellte sich kopfschüttelnd neben mich.
    „ Es gibt hier wilde Tiere, die sind nachtaktiv. Aber ich habe eine Schreckschusspistole dabei. Machen wir also einen

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