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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
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von Rana weg. Ich war noch immer sauer.
    „ Oh, da hast du aber eine Stelle vergessen.“ Rana stubste mit ihrem Finger in die Mitte des Rückens, wo ich nicht hingekommen war. „Das tut heute Abend schön weh!“
    „ Wenn du so piekst, tut es schon jetzt weh!“
    „ Mein Gott, was bist du denn so schlecht drauf?“ Rana legte sich auf ihre Liege und drehte sich zur anderen Seite.
    Das war gut so, denn ich brauchte mal etwas Zeit zum Nachdenken.
    Wie sollte es jetzt eigentlich weiter gehen? Ich würde nach einer, spätestens nach zwei Wochen, wieder nach Hause fahren müssen. Und dann was? Auf jeden Fall würde ich mein Leben ändern müssen, das war mir jetzt plötzlich ganz klar.
    Endlich kam der Kellner mit unserer Bestellung. Er zog einen kleinen Tisch heran und richtete alles nett her.
    „ Ich glaube, ich mache trotzdem eine Story.“ Rana schien auch nachgedacht zu haben.
    „ Worüber? Über reiche Amerikaner, die hier versuchen, ihre Sucht loszuwerden? Brians Lebensgeschichte hast du ja schon. Obwohl du ja nicht sehr viel Mitgefühl zu haben scheinst für Menschen wie ihn.“
    „ Nein, über die Sterbeklinik. Ich soll über Leute schreiben, die zum Sterben herkommen. Und das tue ich. Du bist zum Sterben hergekommen. Und es kommen noch mehr Leute. Darüber werde ich schreiben.“
    „ Aber es kommen jetzt keine Menschen mehr zum Sterben. Henry wird ihnen absagen. Oder ihnen zumindest erklären, was für eine Klinik das hier ist. Und über mich lass ich dich nicht schreiben!“
    „ Ja, aber vielleicht können wir ihn überreden, die Leute trotzdem herkommen zu lassen. Er braucht doch das Geld.“
    „ Spinnst du jetzt? Die werden ihn verklagen. Und was sollen die hier? Sich von dir interviewen lassen? Hast du gar kein Gewissen?“
    Rana hörte gar nicht richtig zu und trank gedankenverloren an ihrer Limonade. Mir war klar: Sie war jetzt wirklich durchgedreht. Ich musste Henry unbedingt warnen. Aber erst einmal würde ich mein Cuban Sandwich essen.

Kapitel 18
    Um 16 Uhr trat ich in Dr. Rosenblatts Büro, obwohl ich nicht ganz sicher war, ob er unter den Umständen überhaupt noch Sitzungen mit mir abhalten wollen. Aber meine Sorge schien unberechtigt.
    „ Hallo, ich habe heute Morgen mit Henry gesprochen. Da hatten wir aber ein ganz schönes Missverständnis, was?“
    Ich nickte. „Sie dachten, ich sei alkoholabhängig?“
    „ Nein, das war mir schnell klar, dass es Ihnen nicht darum ging. Ich war zuerst schon ein bisschen verwirrt, aber dann dachte ich, sie wollten von ihrer Abhängigkeit von Ihrer Freundin loskommen. Sucht ist Sucht.“
    „ Aber jetzt haben Sie erkannt, dass ich gar nicht süchtig bin?“
    „ Na, so gut kenne ich Sie auch wieder nicht. Was glauben Sie denn?“
    „ Ich? Natürlich nicht. Ich bin gar nicht süchtig!“ Kaum hatte ich das gesagt, fiel mir ein, dass ich mal gehört hatte, dass Leute, die auf Vorwürfe mit großer Empörung reagieren, meist schuldig sind. Echte Unschuldige reagieren eher mit Verwirrung. Ich glaube, Dr. Rosenblatt hatte das auch schon mal gehört, denn er sah mich etwas misstrauisch an.
    „ Ist ja auch egal. Sie sind also nicht hier, um von einer Abhängigkeit loszukommen. Aber, wenn ich das richtig verstanden habe, sterben wollen Sie eigentlich auch nicht. Und eine richtige Depression haben Sie auch nicht?“
    Ich nickte etwas zerknirscht.
    „ Dann würde ich vorschlagen“, fuhr Dr. Rosenblatt fort, „dass wir die Zeit einfach nutzen, ein bisschen Klarheit zu gewinnen darüber, was in Ihrem Leben schief läuft, und wie wir Ihnen helfen können, wieder mehr Lebensfreude zu spüren.“
    Klang gut. Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und wartete, was nun kommen würde. Vielleicht hätte ich doch schon früher mal in Therapie gehen sollen. „Ja, das wäre nicht schlecht. Lebensfreude. Komisch irgendwie. Eigentlich hatte ich hier ja das das komplette Gegenteil erwartet.“
    „ Sie hatten erwartet, hier in Ihrer Lebensmüdigkeit bestärkt zu werden. War das vielleicht ein Test? Wenn wir Ihnen hier dazu geraten hätten, Ihrem Leben ein Ende zu setzen, dann hätten Sie das als Bestätigung gesehen, dass Ihr Leben es nicht wert ist, gelebt zu werden?“
    Da traf mich der liebe Dr. wieder voll, wo es wehtat. Leute, die sich nicht für wert halten, zu leben, die waren doch nun wirklich mitleiderregende Gestalten. Solche Zweifel hatte ich bestimmt noch nie gehabt, und ich hatte auch gar kein Interesse daran zu erkunden, ob der Gedanke nicht doch

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