Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
mit gelierten Früchten.
Draußen war es bereits dunkel und Devi schlug vor, einen Spaziergang am Meer zu machen. Wir ließen unsere Schuhe im Zimmer und liefen barfuß ans Wasser. Die Wellen waren recht heftig, aber weiter draußen war das Wasser ganz ruhig, nur das Mondlicht reflektierte ein wenig auf der ansonsten schwarzen Fläche. Es schimmerte unheimlich und doch verführerisch.
Devi hakte sich bei mir an. Der Sand war nass und das Wasser kam immer wieder bis über die Knöchel an uns heran. Nach einigen Minuten kamen wir an die Felsen, an denen ich mir am zweiten Abend die Füße aufgestoßen hatte. Ich erzählte Devi, dass der Hotelstrand aus Sicherheitsgründen abgesperrt war.
„ Dann sollten wir uns mal ansehen, was dahinterliegt, findest du nicht?“
Nein, das fand ich nicht. Nicht in der Nacht, wenn alles dunkel und unheimlich war. Ich wollte aber auch nicht zu feige erscheinen, deswegen sagte ich: „Lass uns das doch morgen machen.“ Statt einer Antwort kehrte sie um und ich war froh, dass sie so leicht umzustimmen war. Da hatte ich mich aber geirrt. Auf halbem Weg steuerte sie auf ein Boot zu, dass umgedreht im Sand lag. Sie hievte es herum, sie war tatsächlich ziemlich stark, und zog es ans Wasser.
„ Kommst du?“
„ Wie, willst du jetzt Bootfahren? Es ist doch ganz dunkel. Und gibt es da überhaupt Ruder?“
Devi saß schon im Boot und legte die Ruderblätter ein. Ich hatte nur die Wahl zurückzubleiben, oder aber noch schnell ins Boot zu springen, ehe das Wasser zu tief wurde. Ich sprang. Das Boot wackelte bedenklich, aber Devi begann bereits zu rudern und ehe ich mich versah, steuerten wir direkt auf die Wellen zu. Im nächsten Augenblick brach eine Welle über uns, ich war klatschnass und klammerte mich an meine Sitzbank fest um nicht rauszufallen. Devi ruderte weiter. Noch zwei Wellen und wir waren im ruhigen Wasser angelangt und Devi änderte den Kurs.
„ Hast du im Rudern auch eine Medaille für Deutschland gewonnen?“ fragte ich.
„ Nein, aber ich habe 1986 beim Oxford-Cambridge Rennen mit dem Cambridge-Team gewonnen.“
Von dem Bootsrennen zwischen den zwei englischen Unis hatte ich schon gehört, aber meines Erachtens durften da nur Männer mitmachen.
„ Seit 1981 dürfen auch Frauen mitfahren“, ergänzte Devi noch.
Inzwischen hatten wir die Felsen passiert. Anscheinend gab es auf der anderen Seite auch ein Hotel, der Strand war beleuchtet, und einige Leute waren unterwegs. Devi ruderte weiter, während ich mir die Leute genauer anschaute. Sie spazierten meist zu zweit am Strand, so wie wir das eben getan hatten, und sie sahen nicht unbedingt wie Räuber oder Kriminelle aus, vor denen Henry hätte Angst haben müssen. Devi ruderte weiter und nun erkannte ich eine Bar, an der viele Leute saßen.
Devi hatte es auch gesehen und hielt auf den Strand zu. Als wir anlegten, kamen uns einige der Strandgänger entgegen und halfen uns, das Boot an Land zu ziehen. Sie begrüßten uns freudig auf Portugiesisch.
„ Thank you. We are guests from the Lost Paradise“, erklärte ich, in der Hoffnung, dass jemand Englisch verstand, aber niemand hörte mir zu, denn Devi hatte bereits begonnen, sich mit ihnen zu unterhalten – auf Portugiesisch.
Fünf Minuten später saßen wir an der Bar und genossen einen fantastischen Caipirinha mit extra viel Cachaca.
Um uns herum standen Menschen, offensichtlich Brasilianer auf Urlaub, die ihr gebannt zuhörten. Sie beachtete mich gar nicht mehr, aber ich musste ihr unbedingt etwas sagen. Schließlich drängte ich einen Mann mit Hawaii-Hemd zur Seite und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich habe gar kein Geld dabei. Du?“
Devi redete weiter und schaute nur ganz kurz zu mir, schüttelte dabei leicht ihren Kopf. Oh je! Das würde Ärger geben. Als der Bartender uns einen zweiten Drink über die Theke schob, wehrte ich ab, aber Devi nahm ihren ungerührt, zog den Strohhalm heraus und nahm einen kräftigen Schluck.
Es war doch zu schade um den Drink. Also trank ich meinen auch, ließ aber noch genug drin, damit der Bartender nicht noch einen dritten mixen würde. Doch der kam trotzdem. Dabei war ich schon von den ersten beiden ziemlich betrunken. Devi erzählte und erzählte, die anderen standen um sie herum und lachten. Wie sehr wünschte ich, ich könnte Portugiesisch. Eine junge Frau neben mir hatte mich schon eine Weile lang angeschaut und ich wandte mich an sie: „Do you speak English?“
„ Ja, aber ich spreche auch Deutsch.“
„ Echt?
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