Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Wie das denn?“
„ Ich habe vier Jahre in Frankfurt gelebt und bin dort aufs Gymnasium gegangen. Mein Vater arbeitet für die Deutsche Bank.“
„ Wahnsinn. Und jetzt wohnst du hier?“
„ In Sao Paulo. Ich mache hier Ferien mit meinem Verlobten.“ Sie zeigte auf einen Mann in grünen Shorts, der zu Devis Rechten stand.
„ Was erzählt sie da eigentlich?“
„ Von ihrer Zeit, als sie im Amazonas gelebt hat. Und sie lebte einmal mit Ianelli zusammen, ein bekannter brasilianischer Künstler. Stimmt das?“
„ Keine Ahnung, ich kenne sie erst seit heute Abend.“
Gerade wollte ich meine Nachbarin nach ihrem Namen fragen, da ergriff jemand meine Hand. Es war Devi. „Komm, lass uns zurückgehen!“
Schade, ich hätte mich gerne noch ein bisschen unterhalten. Ich trank den Rest meines dritten Glases aus und stand auf. Devi sagte etwas und alle Augen richteten sich auf mich. Zwei Männer klopften mir auf die Schultern und lachten.
„ Was hat sie gesagt?“ fragte ich meine Nachbarin, aber die guckte mich nur angeekelt an und wandte sich ab.
Die anderen begleiteten uns zum Boot, halfen uns hinein und gaben uns einen ordentlichen Schubs, um uns genug Anlauf für die Wellen zu geben.
„ Wer hat denn jetzt unsere Drinks bezahlt?“ wollte ich wissen.
„ Einer von den netten Männern, ich glaube der in den grünen Shorts. Wieso? Ist das ein Problem?“
„ Nö.“ Um meine verletzte Männlichkeit wieder herzustellen, fragte ich noch: „Soll ich mal rudern?“ Devi warf mir einen amüsierten Blick zu und ruderte weiter.
Eine Viertelstunde später zogen wir das Boot an den Strand und drehten es wieder nach unten. Bis auf das Rauschen des Meeres war alles still, über uns leuchteten Millionen von Sternen. Devi ging zielstrebig voraus, auf mein Zimmer zu. War sie gar nicht müde nach der langen Reise? Die Terrassentür stand nur angelehnt, offensichtlich war Rana vorbeigekommen. Auf meinem Bett lag ein Zettel: „Wo bist du?“
Devi nahm den Zettel und legte ihn beiseite. „Deine Sachen sind ja total durchnässt, komm zieh sie aus!“
Kapitel 22
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Devi nicht mehr da. Schade, ich wäre gerne neben ihr aufgewacht. Das zweite Kopfkissen roch noch nach ihrem Parfüm und ich tauschte es mit meinem aus.
So eine aufregende Nacht hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Wenn ich es mir genau überlegte, hatte ich noch nie jemanden getroffen, der so intensiv im Augenblick lebte. Und der mich so mitreißen konnte. Ich hatte tatsächlich kein einziges Mal an die Vergangenheit oder an die Zukunft gedacht während der Stunden, die wir zusammen verbracht hatten. Wo ich doch sonst immer entweder mit dem haderte, was gewesen war, oder aber Angst hatte vor dem, was kommen würde. Und plötzlich verstand ich: Glück kann man nur in der Gegenwart empfinden.
Es war kurz vor 9 und ich sprang auf und duschte, sprühte ein wenig Rasierwasser über meinen Kopf und eilte in den Frühstücksraum. Rana war schon fertig mit ihrem Essen, saß aber noch am Tisch vor einer halbvollen Tasse Kaffee.
„ Was ist denn mit dir los? Du strahlst ja wie ein AKW nach dem Supergau“, bemerkte sie misstrauisch. „Und riechst wie der Bruder meiner Putzfrau am Freitagabend“, fügte sie noch hinzu, als ich mich neben sie setzte.
„ Nix ist los. Ich freue mich aufs Frühstück. Wie ist es denn gestern gelaufen? Haben die neuen Gäste entschieden, wieder abzufahren?“
„ Es waren nur zwei da, die Dritte haben wir nicht gefunden. Sie war nicht auf ihrem Zimmer. War die bei dir?“
„ Hmm“, brummte ich unbestimmt. „Und was haben die beiden entschieden? Sind sie sauer, wollen sie Henry regresspflichtig machen?“
„ Michael, das ist der ältere Herr, scheint ganz zufrieden mit Henrys Angebot, eine Woche umsonst hier zu wohnen. Er ist eigentlich ganz nett, ich glaube, der war ganz froh, dass er nicht sterben muss. Er hat gesagt, wenn ich seinen Namen ändere, dürfe ich über ihn was schreiben. Die Frau, Irene, will heute wieder abfliegen. Sie will das Geld für den Flug und die Hotelkosten ersetzt bekommen, sie ist nicht sehr angenehm.“
In dem Moment kam Irene zur Terrassentür herein, in Begleitung von Brian. Anscheinend hatten die beiden gemeinsam einen Strandspaziergang gemacht. Irene lachte neckisch über einen Witz, den Brian offenbar gemacht hatte, legte eine Hand auf seinen Arm und sagte: „You are so funny! Americans have such a great sense of humour!“
Inzwischen waren die
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