Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
Vom Netzwerk:
Überlegt doch mal: Wer übermorgen schon tot sein möchte, dem ist doch das Geld egal. Wenn die Rückzahlung auf dem Konto ankommt, sind die doch schon tot.“
    „ Ich dachte, du glaubst gar nicht daran, dass die Leute wirklich sterben wollen“, warf ich ein.
    Rana beachtete mich nicht, sondern wendete sich weiterhin direkt an Henry, den sie jetzt auch duzte. „Sag Ihnen halt zunächst gar nichts, vielleicht geht es ihnen wie Mattes hier und sie finden heraus, dass sie doch weiterleben wollen. Dann schuldest du ihnen am Ende auch nichts.“
    Es war, als sähe sie mich gar nicht. „Bist du immer noch sauer, weil ich nicht vor laufender Kamera Harikiri machen will? Du könntest schon ein bisschen froh darüber sein, dass ich mich fürs Leben entschieden habe, finde ich.“
    In diesem Moment fuhr draußen der Jeep vor mit den drei Gästen aus Deutschland. Henry ging ihnen entgegen, um sie zu begrüßen.
    Er führte sie zu der Sitzgruppe, auf der auch wir an unserem ersten Abend gesessen hatten.
    Die drei, zwei Frauen und ein Mann, waren sichtlich erschöpft von der Reise, sahen aber Henry erwartungsvoll an.
    „ Willkommen im Lost Paradise! Ich heiße Henry und bin während Ihres Aufenthalts Ihr Ansprechpartner. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise.“
    Die jüngere der beiden Frauen, sie war vielleicht 35, während die andere mindestens 50 war, fiel ihm mit leichtem Kölschem Einschlag ins Wort und kam direkt zur Sache: „Wir haben uns auf dem Weg hierher darüber unterhalten, wie wir am liebsten sterben würden. Also, es darf auf keinen Fall weh tun! Am besten wäre doch eine Narkose, aus der man nicht mehr erwacht. Wie genau machen Sie es hier?“
    Der Mann nickte zustimmend und ergänzte: „Ich habe eine CD gemacht mit Musik, die ich dabei hören will.“
    Henry öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus. Er drehte sich hilfesuchend nach uns um. Rana machte keine Anstalten einzuspringen.
    Dann blieb das wohl an mir hängen. „Leider konnten wir Sie nicht mehr rechtzeitig informieren. Es hat sich eine Änderung ergeben. Gestern hat hier auf der Insel eine Gruppe von, nun ja, sagen wir Entscheidungsträgern getagt und beschlossen, dass alle Sterbehilfemaßnahmen für deutsche Staatsbürger bis auf weiteres auszusetzen sind. Die Rechtslage ist nicht klar genug.“
    Die jüngere Frau schien sichtlich entsetzt, der Mann grinste verächtlich, als hätte er sowas schon geahnt, und die ältere Frau ließ den Kopf hängen, atmete aber aus, als sei eine innere Anspannung von ihr gewichen.
    „ Und das war noch nicht abzusehen, als wir gebucht haben?“ Die Augen der jungen Frau waren misstrauische Schlitze geworden.
    „ Nein, leider kam das ganz unerwartet. Es ist wirklich höchst bedauerlich.“
    Henry fand endlich seine Sprache wieder: „Sie können selbstverständlich trotzdem bei uns bleiben, auf unsere Kosten natürlich. Bis Sie entschieden haben, ob Sie bleiben wollen oder nicht. Leider geht das nächste Flugzeug frühestens morgen. Aber vielleicht gefällt es Ihnen ja trotzdem bei uns?“
    Der Mann hakte nach: „Und der Flug? Wissen Sie, was der Flug gekostet hat? Das Geld will ich aber auch zurück!“
    Und die 30-Jährige setzte noch eins drauf: „Das gibt es doch wohl nicht. Ich werde meinen Anwalt einschalten. Ich habe doch schon Abschiedsbriefe geschrieben, was mache ich denn jetzt bloß?“
    Die ältere Frau legte ihre Hand beschwichtigend auf den Arm der jüngeren.
    Henry versuchte zu beschwichtigen: „Wie gesagt, die Unannehmlichkeiten tun mir entsetzlich leid. Lassen Sie uns doch morgen alles besprechen. Sie sind doch bestimmt erschöpft – wenn Sie mir folgen würden, zeige ich Ihnen Ihre Zimmer.“ Widerwillig setzte sich der kleine Trupp in Bewegung. Die junge Frau schenkte mir noch ein verächtliches Schnauben, offensichtlich hielt sie mich für den Hoteldirektor, während die ältere mir zum Abschied ein scheues Lächeln zuwarf. Und Henry zwinkerte unbemerkt mit den Augen, um sich bei mir zu bedanken.
    Ein bisschen stolz war ich schon auf mich, dass ich die bittere Neuigkeit so elegant verpackt hatte. Auch Rana schien das anzuerkennen: „Das hast du gut hingekriegt.“
    Doch dann schoss sie gleich giftig hinterher: „Jetzt können sie auf jeden Fall nicht mehr für sich selbst entdecken, dass sie gar nicht sterben wollen. Und wahrscheinlich fliegen sie alle morgen wieder ab.“
    Verwirrt sah ich Rana an. So kaltherzig konnte sie doch wohl nicht sein. „Mensch Rana, geht es dir

Weitere Kostenlose Bücher