Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Anzüglichkeiten offensiv zu verbitten« usw. Als sie unterschiedlichste
     Möglichkeiten aufgefächert hatte, erschien ihr ein offensives Verhalten am optimalsten. Sie traute sich dessen Realisierung |228| aber noch nicht zu, sodass sie sich in diesem Stadium der gemeinsamen Arbeit fürs Weggehen aus dem Kreis der Männer entschied.
     
    Dabei sei allerdings angemerkt, dass der Coach seine Klienten niemals auf eine einmal erarbeitete Option festlegen sollte.
     Reale Situationen enthalten unendlich viele Parameter, die in Gesprächen immer nur ausschnitthaft erfasst werden können. Die
     Realität erzwingt dann doch oft Verhaltensmuster, die im Coaching nicht vorhersehbar waren. Auf der anderen Seite wirken Gespräche
     oft noch länger nach, sodass Klienten gar nicht selten im Nachhinein noch bessere Optionen »erfinden«, als sie im Coaching
     erkennen ließen.
     
    So ergaben sich z. B. nach der besagten Coaching-Sitzung mit der jungen Trainerin solche anzüglichen Situationen im Männerkreis
     nicht mehr. Durch ihre Entschiedenheit, derartige Dinge nicht mehr tolerieren zu wollen, entwickelte sie wahrscheinlich einen
     strikteren Interaktionsstil, der es den Männern erschwerte, anzügliche Reden zu führen.
    Der Coach als Modell für Gesprächsführung
    Die Effekte von Coaching-Gesprächen bestehen im Idealfall nicht nur in spezifischen Fortschritten von Klienten, sondern auch
     in der Fortentwicklung ihrer eigenen
kommunikativen Kompetenz
. Am konkreten Beispiel des Coach finden Klienten oft einen Gesprächspartner, der für sie neuartige Argumentationsmuster,
     neuartige Denkfiguren oder neuartige sprachliche Expressionsformen verkörpert. So erweitern und präzisieren sie gewissermaßen
     als Nebeneffekt des Coaching oft ihre eigene Weise zu kommunizieren. Auch dies stellt eine wichtige Funktion von Gesprächen
     im Coaching dar.

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3. Diagnostische Zugänge zum Verstehen sprachlicher Kommunikation
    Die Bedeutung von Gesprächen lässt sich aber natürlich nicht anhand der Funktionen erschöpfend beschreiben, die Gespräche
     in diesem Beratungszusammenhang erfüllen sollen. Eine menschlich und fachlich kompetente Anwendung des Mediums Sprache setzt
     eine breite Auseinandersetzung mit diesem Medium voraus.
    |229| Sprache ist das zentrale Mittel menschlicher Kommunikation und diese wird im Allgemeinen als hochkomplexes Phänomen betrachtet
     (
Graumann
1972), das sich uns immer nur annäherungsweise erschließt. Etliche Autoren versuchten es daher anhand je unterschiedlicher
     Zugänge zu präzisieren, von denen manche auch für ein vertieftes Verständnis von Coaching-Gesprächen relevant sind. Bei sprachlicher
     Kommunikation handelt es sich im Prinzip um ein wechselseitiges Ereignis, das zwischen einem Sender und einem Empfänger vollzogen
     wird (ebd.). Zur Analyse professioneller Sprechakte erweist es sich aber vielfach als nützlich, zunächst nur die Kommunikationsakte
     auf der Senderseite zu untersuchen und erst daran anschließend die Kommunikation als Gesamt, d. h. als beidseitiges Phänomen.
    So ist es auch für einen Coach als professionellem Kommunikator von größter Bedeutung, dass er die einzelnen Sprechakte seiner
     Klienten nach verschiedenen Kriterien zuzuordnen weiß. Da er aber im Verlauf von Beratungsdialogen selbst zum Bestandteil
     des kommunikativen Geschehens wird, ist es für ihn auch wichtig, die Kommunikation als Gesamtzusammenhang zu untersuchen.
     Dabei sei allerdings schon an dieser Stelle bemerkt, dass manchen in der Coaching-Situation beobachtbaren Kommunikationsphänomenen
     eine Indikatorfunktion zukommt, d. h. die von den Klienten in der Beratung »inszenierte« Gesprächsdynamik realisieren sie
     oft auch in ihren beruflichen Zusammenhängen.
    3.1 Diagnostische Zugänge für sprachliche Kommunikationsakte auf der Senderseite
    Wenn der Coach seine Aufmerksamkeit zunächst nur auf den Klienten als Sender richtet, kann er entdecken, dass dessen Sprechakte
     unterschiedliche, oft nur durch Deutung erschließbare Botschaften transportieren.
Schulz von Thun
(1981) beschreibt im Anschluss an
Watzlawick
et al. (1966) u. a. vier Kategorien von Botschaftsaspekten:
    Der Inhaltsaspekt von Botschaften
    Sprechakte enthalten immer eine inhaltliche Aussage, d. h. Menschen sagen ihrem Gesprächspartner gegenüber etwas über Gegenstände,
     Sachverhalte oder andere Menschen aus. Diese Kategorie von Botschaften |230| steht bei Coaching-Gesprächen meistens