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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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     zu verhandelnden Zugänge wie Zuhören, Fragen stellen oder eigene Statements abgeben immer einen mehr oder weniger deutlich
     erkennbaren Feedback-Aspekt. Feedback vollzieht sich schon automatisch in jedem Gespräch. Es stellt den grundlegenden Mechanismus
     für die gegenseitige Einsteuerung von Menschen dar. Bei einer gezielten Anwendung von Feedback erfüllt es vorrangig zwei Funktionen:
     Es ermöglicht Fehlerkorrekturen und Klärungen zwischen Sender und Empfänger, und es eröffnet dem Sender Lernchancen.
    |238| Feedback im Dienste von Klärungen zwischen Sender und Empfänger
    Wie wir im letzten Abschnitt sehen konnten, enthalten Kommunikationsakte immer eine Vielzahl von Botschaften, die oft sogar
     widersprüchlich sind. So tut der Empfänger von Botschaften meistens gut daran, sich durch Rückmeldung zu vergewissern, ob
     er die Botschaften auch so verstanden hat, wie sie der Sender verstanden haben will (
Schrader
et al. 1984). Dabei ist vor allem zu bedenken, dass Menschen, so auch Empfänger von Gesprächsbotschaften, die objektive Welt
     nie zur Gänze wahrnehmen können, sondern nur auf dem Hintergrund ihrer bisherigen Erfahrungen. Das führt selbstverständlich
     zu einem selektiven Empfang und damit zu Wahrnehmungsverzerrungen, die vom Sender so nicht beabsichtigt waren. Oder es führt
     auf der Empfängerseite zur Einordnung in Zusammenhänge, die der Sender nicht intendierte. Für den Fortlauf eines konstruktiven
     Verständigungsprozesses ist es deshalb von größter Bedeutung, dass sich der Empfänger immer wieder vergewissert, ob er alles
     »richtig« verstanden hat. Der Sender kann dann bei Bedarf Korrekturen am Verständnis des Empfängers anbringen.
    In den Anfangsstadien eines Coaching-Prozesses werden solche Rückkoppelungen breiteren Raum einnehmen als später. Der Coach
     muss ja anfangs erst Anschluss finden an das spezifische Weltverständnis eines Klienten. In späteren Stadien erhält diese
     Funktion von Feedbacks zunehmend geringere Bedeutung, weil die Verständigung ja flüssiger wird.
    Feedback als Lernchance für den Sender
    Die andere zentrale Funktion von Feedback bleibt aber im gesamten Coaching-Prozess relevant, nämlich Feedback als Lernchance.
     Rückmeldungen an den Sender und darauf folgende Korrektur der »Sendung« bergen nämlich nicht nur für den Empfänger die Chance,
     sein Verstehen der Senderbotschaften zu präzisieren oder zu vertiefen. Rückmeldungen eröffnen auch dem Sender die Möglichkeit,
     seine Botschaften zu korrigieren. Dabei kann sich die Korrektur lediglich auf eine Präzisierung seiner aktuellen sprachlichen
     Äußerungen beziehen, sie kann aber auch auf umfassende Verhaltensänderungen zielen.
    Feedback lässt sich nämlich unterschiedlich breit anlegen, d. h. auf schmale oder breite Verhaltenssegmente eines Senders
     beziehen. Feedback kann, wie wir im Zusammenhang mit den »Varianten des Zuhörens« noch sehen werden, sehr eng an die Statements
     eines Gesprächspartners |239| anschließen und primär im Wiederholen des Gesprochenen bestehen. Manchmal aber beinhaltet es, wie z. B. bei gruppendynamischen
     Veranstaltungen, sehr umfassende Eindrücke des Gesprächspartners vom Verhalten des Kommunikators und seiner Wirkung in der
     Gesamtsituation. Dann enthält es regelhaft Interpretationen des Empfängers, die oft hochkonfrontativen Charakter haben.
     
    Ein Feedback der Beraterin, das sich sehr eng an den Aussagen der jungen Frau orientiert, wäre: »Ich höre, dass Ihnen die
     Anzüglichkeiten der Männer in den Pausen unangenehm sind.« Ein sehr weit gefasstes, interpretatives und konfrontatives Feedback
     dagegen würde lauten: »Mir scheint, Sie fädeln sich da als Trainerin etwas ein, was Ihnen nachher nicht gefällt.«
     
    Die erste Variante des Feedbacks würde die Klientin wahrscheinlich nur bestätigen oder geringfügig korrigieren. Das zweite
     dagegen signalisiert: »Irgendwie bist du wohl selbst schuld an der Sache.« Dieses Feedback wird die Klientin vermutlich nicht
     sofort bestätigen bzw. sich vielleicht verbitten oder sogar empört die Beratung abbrechen.
    Das Ausmaß, in dem Feedbacks im Coaching Lernchancen eröffnen, bestimmt sich nach einer Reihe von Gesichtspunkten: Hier sind
     vor allem (a) der Zeitpunkt des Gespräches und (b) die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern relevant. Außerdem spielt
     (c) die Art des Feedbacks eine Rolle und (d) sein inhaltlicher Kern.
Feedbacks des Coach bei

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