Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Darstellung von gefühlshaften Phänomenen am Arbeitsplatz geht.
Ein Wissenschaftler, der in einem Kammerorchester Violine spielte und »einmal alle seine Kollegen darstellen« wollte, akzentuierte
deren Unterschiedlichkeit zunächst mithilfe seines Instrumentes. Differenzen in Tonlage und Rhythmus ergaben etliche Anhaltspunkte
für sein Verhältnis zu den Kollegen. Die instrumentell dargestellten Aspekte bildeten die Grundlage für weitere Rekonstruktionen
im Coaching.
Viel häufiger lassen sich aber Instrumente und andere Klangkörper in einem gruppalen Rahmen verwenden, bei dem etwas mehr
Zeit als gewöhnlich zur Verfügung steht.
Im Verlauf des zweitägigen Team-Coachings einer Blindeneinrichtung, deren Mitarbeiter an die Arbeit mit Klangkörpern gewöhnt
war, entwickelten die Mitarbeiter die Idee, sie wollten mal ausprobieren, wie gut »wir als Orchester harmonieren«. Sie holten
Instrumente wie Xylophone, Glockenspiele, Flöten usw., aber auch andere Gegenstände zum Geräuschemachen, z. B. Topfdeckel,
Löffel usw. Sie baten den Leiter des Hauses zu dirigieren, und begannen nun zu improvisieren. Bei dieser Sequenz erlebten
sie nicht nur viel Freude an ihrer gemeinsamen »Arbeit«, sie fanden jetzt auch »Ausreißer« oder »Tongeber« ihres Teams heraus.
|306| 5.7 Materialien für Masken
Maskenarbeit erfreut sich in der Kreativitätstherapie heute großer Beliebtheit (
Weiß
1990). Im Coaching ist ihre Verwendung derzeit noch kaum erprobt. Maskenarbeit kann aber die Auseinandersetzung mit Fragen
fördern, inwieweit Menschen in unterschiedlichen beruflichen Zusammenhängen »natürliche Masken« tragen. Durch diese Arbeitsform
lässt sich nämlich eine persönliche Verformung durch bestimmte berufliche Positionen sehr plastisch erarbeiten. Bau und Umgang
mit Masken setzt allerdings immer einen breiteren zeitlichen Rahmen voraus. Und er erfordert eine hohe Bereitschaft von Klienten,
ihr aktuelles Sosein zu offenbaren.
Im Rahmen eines eintägigen Gruppen-Coachings zum Thema »Meine Maske im Beruf« wurden die Teilnehmer gebeten, Masken anzufertigen.
Als Grundmaterial wurden große weiße Tüten verwendet, die sich über den Kopf stülpen ließen. Auf diese konnten die Teilnehmer
allerlei bunte Papiere, Zeitungsausschnitte, Wollfäden usw. aufkleben. Der Bau erfolgte in zwei Schritten: Auf der einen Seite
der Tüte sollten die Teilnehmer ihre Maske im Beruf darstellen, auf der anderen Seite Persönlichkeitszüge, die sie in ihrem
Beruf glauben nicht zeigen zu können. Danach wurden die Teilnehmer gebeten, mit der fertigen Maske vorne und hinten in einen
inneren Dialog einzutreten. In einem dritten Schritt wurden die Teilnehmer angeleitet, ihre Masken aufzusetzen und auf einer
provisorisch errichteten Bühne zu verkörpern. Sie stellten jeweils zuerst die eine Seite, sodann die andere dar. Diese Spielsequenz
erzeugte bei allen Beteiligten eine starke Bewegung über die Diskrepanz der beiden Maskendarstellungen. In einer anschließenden
Auswertungssequenz ergaben sich vielfältige Themen, wie sich Menschen von ihrer beruflichen Situation verformen lassen und
wie dem entgegenzuwirken ist.
Es sei allerdings angemerkt, dass es sich hierbei um eine Übung handelt, bei der intensive persönliche Gefühle evoziert werden.
Aus diesem Grund sollte Maskenarbeit vom Coach sehr sorgsam begleitet werden.
5.8 Andere Materialien
Neben den bisher beschriebenen Materialien lassen sich natürlich auch viele andere, zum Teil völlig »trivial« erscheinende
verwenden. Entscheidend für ihren Einsatz ist immer das Coaching-Ziel. Hier sind der Kreativität |307| des Coach im Prinzip keine Grenzen gesetzt. So lässt sich zur Präzisierung von Interaktionsphänomenen in Teams ein Wollknäuel
verwenden, das jeder Klient jedem anderen, den er anspricht, im Verlauf einer thematischen Debatte hinüberwirft. Nach einiger
Zeit ist das Team mit einem charakteristischen Netz überzogen, das eine für alle sichtbare Interaktionsstruktur widerspiegelt.
Ein anderes Beispiel für die kreative Anwendung von trivialen Materialien stellt »Kartoffelschälen« dar.
Im Verlauf des Team-Coachings in einem Unternehmen beklagten Mitarbeiter aus einer Verwaltungsabteilung die »permanente Hetze«
in der Firma. Die Klagen wurden aber eher emotionslos vorgetragen, sodass die Beraterin nach einer Form der emotionalen Verdichtung
suchte. Sie bat Mitarbeiter des
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