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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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Material«. Aber gerade Bausteine werden von Klienten oft
     mit »Kinderkram« assoziiert. Ihr Einsatz ruft am Anfang meistens Staunen hervor. Sie eignen |302| sich aber ganz ausgezeichnet, um den strukturellen Ist-Zustand von Organisationen zu verdeutlichen.
    Bausteine sind immer die Medien der Wahl, um schnell eine Übersicht über formale Strukturen zu erlangen. Gerade strukturell
     nur schwer fassbare Systeme können mit Bausteinen als »flexible Organigramme« (
Schreyögg
1989) besonders gut dargestellt werden; denn Bausteine lassen sich ja während des Coaching-Dialogs ständig verschieben. Häufig
     ist es auch relevant, die formale mit der informellen bzw. »latenten« Struktur (
Selvini Palazzoli
et al. 1988) in Beziehung zu setzen. In solchen Fällen kann für die formale eine Farbe, z. B. blau, und für die informelle
     eine andere, z. B. rot, verwendet werden. In vielen Fällen müssen auch innerorganisatorische Interessengegensätze bei Positionsinhabern
     ermittelt werden. Diese lassen sich ebenfalls mit Bausteinen farblich kenntlich machen.
    Weniger regressionsgeladene Materialien sind Magnettafeln mit bunten Magnetplättchen. Wir finden sie heute in den meisten
     Büros zur Terminplanung usw. Sie erfüllen dieselben Zwecke wie bunte Bausteine, und ihre Anwendung löst im Allgemeinen weniger
     Erstaunen aus.
    5.3 Puppen und andere Spielmaterialien
    Auch Puppen und andere Spielmaterialien als »Anleihe aus dem Kinderzimmer« lassen sich gut fürs Coaching nutzen. In manchen
     Fällen bieten sich Kasperlefiguren an. Sie ermöglichen aufgrund ihrer Eigenladung eine lustvolle Verfremdung von sozialen
     Situationen. Auf diese Weise büßen Auseinandersetzungen mit dem Chef oft an Bedrohlichkeit ein.
     
    Ein leitender Betriebspsychologe thematisierte im Verlauf eines Gruppen-Coachings, dass er in den nächsten Tagen eine für
     ihn sehr schwierige Unterredung mit seinem Chef habe. Er wollte nämlich eine längst fällige Gehaltserhöhung fordern. Dieser
     Vorgesetzte behandelte ihn als »Psychofritzen« bislang eher herablassend. Nach einer Rekonstruktion der Interaktionsdynamik
     meinte der Klient: »Er ist eigentlich nicht unfreundlich, aber ich komme mir jedes Mal im Gespräch mit ihm wie ein Hanswurst
     vor.« Damit gab er mir das Stichwort, ihn zu fragen, ob er Lust habe, das kommende Gespräch mithilfe von Kasperlefiguren vorzubereiten.
     Der Klient und die übrigen Gruppenmitglieder stimmten vergnügt zu.
    Ich holte nun eine ganze Serie von männlichen Kasperlefiguren, also den Seppel, den König, den Räuber, den Teufel, den Zauberer
     und natürlich den Kasper, |303| legte die Figuren aus und bat den Klienten, je eine Figur für sich und den Vorgesetzten auszuwählen. Für sich wählte er den
     Kasper und für den Vorgesetzten den König. Nun bat ich ihn, einen passenden Mitspieler für den König/Vorgesetzten aus dem
     Teilnehmerkreis auszusuchen. Nach einer kurzen Rollenanweisung des Mitspielers begann das Spiel. Der König eröffnete mit gnädig
     herablassendem Ton das Gespräch, der Kasper wurde immer jämmerlicher, worauf der König noch herablassender reagierte usw.
    Ich bat, das Spiel zu stoppen, und den Klienten, eine andere Figur für sich auszuwählen. Dieses Mal suchte er sich den Seppel
     aus. Als Seppel reagierte er schon selbstbewusster und der König etwas weniger herablassend. Ich bat, noch einmal zu stoppen
     und nun mit einer wieder anderen Figur gegen den König anzutreten. Jetzt war der Räuber dran. Als Räuber machte der Klient
     einige unflätige Bemerkungen, der König geriet aus dem Tritt, der Räuber wurde mutiger, worauf der König immer kleinlauter
     reagierte.
    Der Klient lachte nun schallend über die spielerisch ausagierte Frechheit gegenüber dem Vorgesetzten, und die gesamte Gruppe
     klatschte Beifall. In der nachfolgenden Coaching-Sitzung berichtete der Psychologe begeistert, dass das Gespräch mit dem Vorgesetzten
     »ganz toll« gelaufen sei. Er habe sich während der Verhandlung immer wieder an das Spiel erinnert und sehr deutlich gemerkt,
     dass er vor sich selbst die Achtung bewahren müsse und sich nur nicht in die Rolle des »Kleinlauten« hineinbegeben dürfe.
     
    Andersartige Ladungen weisen Stofftiere auf. Sie ermöglichen oft eine spielerische Auseinandersetzung mit Rollen und Komplementärrollen
     von Klienten.
     
    In einem Team-Coaching, das schon über ein Jahr gelaufen war und in dem ein beträchtliches Maß an Vertrautheit bestand, legte
     ein

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