Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Pfarrerteam gespalten. Die Situation eskalierte so weit, dass sie keine Sitzung mehr gemeinsam bestritten.
In dieser Situation empfahl der Stellvertreter des Superintendenten, einen Teamcoach/Gemeindeberater zu engagieren, und erbot
sich sogar, einen anzusprechen.
Die nun folgende Situation findet mit dem Teamcoach/Berater, mit den drei Pfarrern, dem früheren Kirchmeister und zwei Presbytern
statt.
1. Rolle: Pfarrer Jürgen Hanisch aus Hohenfels
Sie sind 38 Jahre alt, verheiratet, haben zwei Kinder. Sie sind Pfarrer des Gemeindesprengels Hohenfels, eines Gemeindeteils
mit einer relativ wohlhabenden Klientel, d. h. Ihre Gemeindemitglieder sind z. B. Ärzte, Rechtsanwälte oder Architekten, die
in einer nahe gelegenen Großstadt |365| tätig sind und in Ihrem Sprengel nur wohnen. Von Presbytern Ihres Sprengels stammt die Idee, ein altes Gemeindehaus, das ja
nach der Zusammenlegung der Gemeinden nicht mehr gebraucht wird, zu einem Geschäftshaus mit Supermarkt und Bank umzubauen,
um es dann zur Aufbesserung der finanziellen Situation der Gemeinde zu verpachten. Sie sind erst drei Jahre Pfarrer. Sie waren
vorher Religionspädagoge, haben sich aber schon immer gewünscht, Pfarrer zu werden. Ihr Vorgänger auf dieser Pfarrstelle,
Pfarrer Domsch, war für Sie ein leuchtendes Vorbild. Sie haben lange in seiner Gemeinde gearbeitet. Er hat Sie auch ermutigt
und unterstützt, eine Gleichwertigkeitsausbildung zum Pfarrer zu absolvieren, um später seine Nachfolge anzutreten. Vor drei
Jahren war es dann endlich soweit. Die Freude an Ihrem Amt ist Ihnen aber sehr vergällt worden, als nämlich plötzlich ein
massiver Streit um den Umbau entbrannte, den Ihr Vorgänger mit dem Kirchmeister so geschickt vorgeplant hatte. Sie haben sich
natürlich auch immer für den Umbau eingesetzt. Das führte aber dazu, dass der Kollege Herbst aus Eckenscheidt mit einigen
seiner Anhänger immer ausfälliger Ihnen gegenüber wurde. Im Augenblick fühlen Sie sich nur noch müde und abgeschlagen. Zum
Glück ist Ihre Kirche jeden Sonntag voll. Jetzt hat der Superintendent einen Coach mit der Beilegung des Konfliktes beauftragt.
Sie hoffen sehr, dass es gelingt.
2. Rolle: Pfarrer Johannes Herbst aus Eckenscheidt
Sie sind 55 Jahre, verheiratet, haben fünf Kinder. Sie sind seit 19 Jahren in dieser Gemeinde. Sie haben sich notdürftig an
den Gedanken gewöhnen müssen, dass Sie durch die Fusion einen Teil Ihrer früheren Autonomie eingebüßt haben. Was der Kollege
Hanisch aber mit dem Kirchmeister angezettelt hat, geht Ihnen entschieden zu weit. Sie finden diese Umbauidee eine entsetzliche
Protzerei, ein ekelhaftes Unternehmergetue, eine ganz und gar kirchenferne Aktion, die man da starten will. Der Vorgänger
von dem Hanisch hatte auch schon immer solche Ideen, na ja, der alte Domsch war hier natürlich der Platzhirsch mit seinen
30 Jahren Gemeindedienst in dem »Vornehmensprengel« Hohenfels. Wenn aber nun dieser junge Spund auch solche Ideen hat, geht
das entschieden zu weit, was fällt dem ein. Ethisch ungehobelt ist der, der soll sich lieber um eine qualifizierte Theologie
kümmern … das ist ja bei dem gar nicht so sicher, kommt ja aus der Religionspädagogik |366| und ist so einer von den Nachberufenen. Sie haben dem Superintendenten einen Brief geschrieben, dass die Vorgänge um den Umbau
unerträglich sind. Anstatt dem Hanisch das auszureden, schickt der jetzt einen Coach, der den Konflikt regeln soll. Sie sind
skeptisch, ob das gelingen kann.
3. Rolle: Pfarrer Walter Holter aus der Gemeinde Waldhaus
Sie sind 60 Jahre, verheiratet, haben drei erwachsene Kinder, sind Großvater von fünf Enkelkindern. Sie arbeiten seit 15 Jahren
in dieser Gemeinde. Die Fusion der drei Gemeindeteile finden Sie gar nicht übel, weil Sie nun an den Wochenenden etwas mehr
Zeit für Ihre Hobbys haben. Sie musizieren in einem kleinen Kammerorchester, und Sie verfassen vor allem Kinderbücher. Sie
schreiben schon seit einigen Jahren und haben es damit zu einem beträchtlichen Erfolg gebracht. Sie können sich gut in die
Welt von acht- bis zehnjährigen Kindern einfühlen und schreiben für diese Altersgruppe Abenteuergeschichten. Die Querele mit
dem Umbau, die Ihre Kollegen austragen, finden Sie eigentlich nur nervig. Der Kollege Herbst hat immer wieder versucht, Sie
als Mitstreiter zu gewinnen gegen den Bau. Eine Ihnen nahe stehende Presbyterin findet die Sache auch etwas »unanständig«
und
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