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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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Lebensbedingungen drogenabhängiger Frauen beschäftigt. Nun
     in einer therapeutischen Einrichtung »angekommen«, versuchte sie, in Form von Einzel- und Gruppentherapie ganz besonders die
     traumatischen Erfahrungen der Frauen zu bearbeiten. Nach einem halben Jahr erlebte sie ihre Arbeit zunehmend als belastend.
     »All diese Missbrauchs- und Prostitutionsgeschichten … es ist ein Wahnsinn. Mir rutschen so langsam alle meine Normen weg,
     vor allem meine eigene Sexualität kommt völlig in Unordnung.« Es bedurfte einer Reihe von Arbeitssequenzen, bis die Psychologin
     wieder eine angemessene Distanz zu ihrer Klientel erwarb, aber auch ihre Arbeit thematisch etwas umzustrukturieren bereit
     war.
     
    In diesem Beispiel handelte es sich vorrangig um Belastungen, die aus einer selbst auferlegten Aufgabe resultierten. Oft begegnen
     uns aber auch Bedrängnisse, die sich aus selbst gewählten konzeptionellen Verengungen ergeben. Auch diese finden wir vielfach
     in »Helfermilieus« (
Fengler
1992). Manche Therapeuten z. B. leiten aus psychoanalytischen Entwicklungskonzepten so hohe Anforderungen an sich ab, dass
     sie für ihre Patienten im Sinne einer »Nachbeelterung« potenziell rund um die Uhr zur Verfügung stehen wollen. Eine so verstandene
     Rollendefinition führt gelegentlich zu umfassenden Gefühlen von Insuffizienz. Die Aufgabe von Coaching besteht dann vorrangig
     im Zurechtrücken überzogener konzeptioneller Ansprüche.
    Job-Stress
    Stress wird in der aktuellen Literatur unterschiedlich definiert. Als allgemeine Bestimmung lässt sich sagen, dass er in einem
     »Druck« besteht, d. h. in Belastungs-, Anforderungs-, Zeitdruck, und dass er Gefühle von Überforderung, Missmut, Sich-Gehetzt-Fühlen,
     Erfahrungen von Inkompetenz oder Ohnmacht auslöst (
Lazarus
1991). Symptomatisch stehen meistens tätigkeitsspezifische Phänomene im Vordergrund, weshalb in der |85| Literatur auch immer wieder dem »Job-Stress« (
Perrewé
1991) besondere Beachtung gilt.
    Während frühe Autoren (
Cannon
1936;
Selye
1936) Stress als rein biologisches Ereignis begriffen, bei dem auf schädliche Außenreize hin automatisch physiologische Alarmreaktionen
     mit der Konsequenz von Erschöpfung ausgelöst würden, suchen neuere Autoren nach psychischen und/oder sozialen Erklärungen
     als Stress verursachende Faktoren. Bei einem Teil dieser Autoren werden im Anschluss an
Lazarus
(1991) bis heute Stresserfahrungen primär in persönlichkeitsbedingten Aspekten verortet und entsprechende Muster zu ermitteln
     gesucht, die zur Bewältigung führen. Stress stellt hiernach eine subjektive, vom Menschen selbst konstruierte Belastung dar.
     Wie aber insbesondere die Life-Stress-Forschung zeigt (
Kaplan
1983;
Brief
1991 u. a.), ist Stress mindestens ebenso umfassend als objektivierbares Phänomen zu begreifen, das sich aus interaktionellen,
     institutionellen und sogar gesellschaftlichen Kontexten ergeben kann.
    Bei Menschen, die um Coaching ansuchen, begegnen wir in der Regel einem Konglomerat aus individuellen und kontextbedingten
     Stressoren, die aber durchaus nach der einen oder anderen Seite akzentuiert sein können. Es ist grundsätzlich davon auszugehen,
     dass die strukturelle psychische Ausstattung eines Menschen ihm bei der Bewältigung seiner beruflichen Aufgaben im Wege stehen
     kann. So erweisen sich Positionen, bei denen höhere Grade von Komplexität wie selbstverständlich balanciert werden müssen,
     für Personen, die zu ihrer psychischen Befriedung auf überschaubare, klar strukturierte Welten angewiesen sind, schnell als
     stressreich.
     
    Die Unternehmerin einer Firma für die Installation von Software suchte mich auf, weil ihr »alles über den Kopf zu wachsen
     drohte«. Nach einem Informatikstudium hatte sie sich bald selbstständig gemacht, um »in die eigene Tasche zu wirtschaften«.
     Aufgrund ihrer sorgfältigen Arbeit (sie wollte »für jeden Betrieb immer eine maßgeschneiderte Lösung anfertigen«) wurde ihre
     Dienstleistung gut nachgefragt, sodass sie bald Mitarbeiter einstellen musste, zuerst eine Sekretärin, dann einen Mathematiker,
     eine weitere Informatikerin, bis das System acht Personen umfasste. »Ich habe die Dinge nicht mehr im Blick, mir entgleitet
     alles,« stöhnte sie. Nachdem sie mit einem Mitarbeiter auch noch ein »Fiasko« erlebt hatte, weil dieser in einer Firma wegen
     »Schludrigkeit« aufgefallen war, erlebte sie ihre Arbeit als Firmenchefin so stressreich, dass sie aus

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