Coaching to go
sich nicht so fürchterlich viel aus Felgen, freut sich aber ein bisschen mit, bis sie ihn fragt, von welchem Geld er die bezahlt hat. Da wird unser Mann blass und als die Wahrheit ans Licht gekommen ist, fällt jener Satz: »Du nervst total mit deinem Auto!«
Diese Geschichte ist übrigens wahr!
Was also könnte die Frau jetzt stattdessen sagen? Da gibt es einen Trick:
Was empfindet sie denn gerade? Wut, Ärger, Frust, Verletzung, Enttäuschung – so etwas in der Art. Daraus lassen sich prima Verben machen:
»Horst, ich bin sehr wütend auf dich! Ich habe mich so sehr auf unseren Urlaub gefreut, und jetzt bin ich total frustriert und enttäuscht von dir, weil du unser Urlaubsgeld für dich ausgegeben hast! Du hast mich damit sehr verletzt!«
So, nun hat Horst eine sehr genaue Beschreibung dessen, was in seiner Frau vorgeht. Vorher war sie »nur« genervt, irgendwie genervt, aber ist ja halb so schlimm, genervt sein, das vergeht ja wieder … genervt, das ist sie doch öfter, ist nicht weiter tragisch – morgen wird’s schon besser sein.
Was sie in der zweiten Fassung gesagt hat, geht da schon etwas mehr unter die Haut! Das heißt zwar immer noch nicht, dass er dann etwas anderes macht, als mit den Achseln zu zucken. Aber immerhin weiß er jetzt Bescheid: Ihr geht es echt nicht gut mit seinen Felgen! Und morgen wird das Ganze nicht einfach verflogen sein.
Auch seine Frau hat auf diese Weise Zugang zu ihren tatsächlichen Gefühlen gefunden, sich Luft gemacht, wie man so schön sagt. Wo Luft ist, kann der Atem fließen. Wenn der Atem fließt, lässt sich besser reden …
Meine Klientin hat’s probiert und der Mann hat verstanden, dass das nicht in Ordnung war. Er hat sich von einem Freund Geld geliehen und der Urlaub fand dann doch statt. So einfach ist es sicher nicht immer, aber einen Versuch ist es wert!
Wer sich verständlich ausdrückt, wird verstanden!
Das Verb »nerven« ist sehr ungenau und wird oft bagatellisierend gebraucht.
Das eigentliche Gefühlsmotiv bleibt sowohl dem Verwender als auch dem Empfänger verborgen.
Die deutsche Sprache ist eine sehr präzise Sprache. Es gibt viele Möglichkeiten, das Wort »nerven« so zu ersetzen, dass glasklar wird, was eigentlich gemeint ist.
An die Übung auf der nächsten Seite erinnern Sie sich vielleicht noch aus der Schulzeit.
Es geht darum, Sätze aus den einzelnen Satzteilen zu bilden. In diesem Fall mit dem Ziel, das Verb »nerven« durch ein anderes zu ersetzen, was Ihnen passend scheint. 4
So entsteht zum Beispiel aus »Mein Mann« – »wütend machen« – »mich« der Satz »Mein Mann macht mich wütend!«
Sie werden feststellen: Sobald Sie ein anderes Wort gebrauchen, bekommen Ihre Gefühle plötzlich eine andere Dimension, eine andere Wichtigkeit. Probieren Sie ruhig mehrere Varianten, bis es »sitzt«!
Ich hoffe, dass diese Übung Sie dazu anregt, das Wort »nerven« in Zukunft etwas weniger zu strapazieren, und Ihren wahren Gefühlen Worte zu verleihen!
verletzen
ausnutzen
reizen
ärgern
ängstigen
Mein Mann
zurückweisen
Meine Freundin
ablehnen
Mein Freund
aufregen
Mein Chef
kränken
Mich
langweilen
mich
Es
verwirren
meine Gefühle
Meine Mutter
frustrieren
Mein Vater
traurig machen
Meine Arbeit
wütend machen
Du
rasend machen
aufbringen
belästigen
verärgern
verbittern
provozieren
aus der Ruhe bringen
17. Ich dreh’ mich im Kreis
Ich dreh’ mich schon seit ein paar Wochen im Kreis!
Diesen Satz höre ich oft, wenn jemand sich schon sehr lange mit einer Sache beschäftigt. Er hat dann das Gefühl, sich im Kreis zu drehen, meint aber natürlich damit seine Gedanken, die immer wieder um eine Sache kreisen. Was nicht heißt, dass ihm dabei nicht schwindelig werden kann …
Falls Sie gerade in einer solchen Situation sind, lesen Sie dieses Kapitel jetzt nicht weiter, sondern holen Sie sich Papier und ein paar Stifte und folgen Sie den Anweisungen. Dann haben Sie mehr davon! Ach ja, etwas Zeit brauchen Sie auch noch. Sagen wir 30 Minuten.
Hier ist das Bild eines Kreises hilfreich.
Offenbar gibt es hier weder einen Anfang noch ein Ende, das ist das Wesen eines Kreises. In diesem Bild kann es keine Lösung geben. Wahrscheinlich lässt der Schwindel schon etwas nach, wenn man sich einmal von diesem Bild verabschiedet und stattdessen ein anderes malt (legen Sie den Kreis nun beiseite, den brauchen Sie später
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