Coaching to go
brachte er grinsend einen Lichtschalter mit …
Mit seiner unbewussten Entscheidung, lieber im Dunkeln zu sein und dort blind herumzutappen, wählte mein Klient eine zwar unangenehme Art des Daseins – aber das war immer noch erträglicher für ihn, als sich im Hellen seinen Schwächen zu stellen. Anders gesagt: Das kleinere Übel »im Dunkeln tappen« war ihm lieber als das große: eigenverantwortlich handeln. So hatte er sich selbst unbewusst dazu »gezwungen«, mit dem Dunkeln vorliebzunehmen und tapsig herumzutappen, statt aufrecht zu gehen und zu sehen.
Mit dieser sehr kurzen Kurzfassung einer Sitzung wollte ich Ihnen einmal mehr zeigen, wie wichtig es ist, Sprache ernst zu nehmen. Wie viel tiefe Wahrheit in dem steckt, was wir sagen. Insbesondere die sprachlichen Bilder sind immer wieder eine Fundgrube für Veränderung. Probieren Sie es aus!
Hilfreiche Fragen für den Umgang mit Ich tappe im Dunkeln! oder anderen »dunklen« Metaphern
Sie können diese Fragen natürlich auch anderen stellen!
Wie viel Zeit Ihres Lebens tappen Sie im Dunkeln?
Wie viele Stunden am Tag/in der Woche? Gibt es bestimmte Tageszeiten?
Woran würde ich erkennen, dass Sie gerade im Dunkeln tappen? In welcher Haltung sind Sie dann? Gehen Sie in diese Haltung, bleiben Sie kurz darin und spüren Sie, wie es Ihnen geht. Dann folgen Sie Ihrem Impuls: Welche Haltung würden Sie jetzt am liebsten einnehmen? Was bedeutet das für Ihre Situation?
Was ist besser, wenn Sie im Dunkeln/blind sind? Hören Sie dann vielleicht besser? Fühlen Sie anders?
Was »sehen« Sie besser, wenn Sie im Dunkeln/blind sind? (Im Dunkeln könnte man ja mal ganz unabgelenkt auf sich schauen …)
Welcher Teil in Ihnen möchte, dass es dunkel bleibt?
Welcher Teil in Ihnen möchte, dass es hell wird?
Was würden Sie sehen, wenn es hell wäre?
Mal angenommen, es gibt etwas, das Sie nicht sehen möchten – was könnte das sein? Eine bestimmte Verhaltensweise? Ein Ziel, das sich nicht erreichen lässt? Angst vor einem unguten Ausgang? Ein Mensch, den Sie nicht sehen möchten? …?
Und schließlich: Gibt es jemanden, der es vielleicht gern hat, wenn Sie im Dunkeln tappen? Der davon auf irgendeine Weise profitiert?
16. Das nervt mich
Mein Mann nervt! Pia nervt mit ihrem ständigen Gejammere! Es nervt mich, wenn Leute sich vordrängeln. Meine Arbeit nervt. Mein Chef nervt vielleicht! Du kannst dir nicht vorstellen, wie meine Mutter jedes Mal nervt!
Wie sehr wir doch immer wieder versucht sind, dieses Verb zu verwenden: nerven .
Nerven steht, so kommt es mir mittlerweile vor, für gefühlt mindestens 2000 andere Verben, die Gefühle präziser und besser beschreiben.
Insofern zähle ich es zu den Irrtümern, denn es verallgemeinert, wo Präzision wohltuende Klarheit schaffen würde – und klare Konsequenzen.
Wenn eine Klientin beispielsweise zu mir sagt: »Mein Mann nervt«, weiß ich nicht genau, was er da eigentlich macht. Irgendetwas Unangenehmes – aber was?
Es ist nicht schwer vorstellbar, dass die Frau auch einmal direkt zu ihrem Mann so etwas sagt wie: »Du nervst total mit deinem Auto!«
Was genau soll er sich jetzt darunter vorstellen? Was genau würde »nicht mehr nerven« bedeuten? Was soll er tun? Er weiß es nicht! Ehrlich, ich habe Mitleid mit diesem Mann, und das, obwohl ich natürlich auch die Frau verstehen kann (auch wenn sie sich so unverständlich ausdrückt). Ich übersetze das dann einfach. Kennen Sie, oder? Dass Sie, wenn Sie etwas nicht ganz verstehen, in Ihrem Kopf andere Wörter suchen, die es für Sie klarer machen. Kann man machen, muss man aber nicht.
Besser fände ich es, wenn die Frau gleich sagen würde, was Sache ist.
Denn erstens weiß sie es auf diese Weise selbst besser und bekommt Zugang zu dem, was sie wirklich fühlt. Zweitens kriege ich eine präzise Auskunft und muss nicht raten, was sie damit meint. So sind wir beide besser dran!
Was könnte sie denn stattdessen sagen?
Dazu brauchen wir eine kleine Geschichte! Mal angenommen, die beiden haben zusammen auf einen Urlaub auf den Malediven gespart und die Frau freut sich schon seit Monaten darauf. Im nächsten Monat wollen sie die Reise buchen. Nun begab es sich, dass ihr Mann im Schaufenster eines Autohauses die Felgen gesehen hat, von denen er schon als kleiner Junge träumte. Sie ahnen es bereits: Er nimmt die Hälfte des Geldes – im Glauben, es sei ja sowieso sein Geld – und münzt es in Felgen um, die er seiner Frau strahlend präsentiert. Die macht
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