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Coaching to go

Coaching to go

Titel: Coaching to go Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dasa Szekely
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nicht er hat das Bild gemacht, er hat nur ausgeführt, was ihm befohlen wurde. Hätten die »höheren Wesen« gesagt, »linke obere Ecke blau malen« oder »linke untere Ecke ablecken«, hätte er auch dies getan. Vorausgesetzt, er akzeptiert diese Wesen als eine höhere Macht, die ihm diktiert, was er zu tun hat.
    Ähnlich verhält es sich mit »man«: Wir haben gewisse Regeln akzeptiert, auf die sich unsere Gesellschaft geeinigt hat. »Man« steht hier also für die Allgemeinheit, die etwas beschlossen hat. Hier ein paar Beispiele für »gesellschaftliche Konventionen«:

    Man isst mit Messer und Gabel.
    Man gibt dem anderen die Hand zur Begrüßung.
    Man quatscht nicht einfach in den Unterricht, man meldet sich.
    Viele Sprichwörter beschreiben von einer Allgemeinheit definierte Kulturregeln und nutzen »man«, um dem Ausdruck zu verleihen:
    Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
    Durch Erfahrung wird man klug.
    Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.
    So manches »man« kommt auch ohne »man« aus, und wird dann gern durch das passive »es« ersetzt, auch so ein höheres Wesen!
    Es ist nicht gestattet, im Hof mit Bällen zu spielen.
    Es geht nicht.
    Es ist strengstens untersagt, am Straßenrand Meerschweinchen zu grillen.
    (Okay – Letzteres habe ich erfunden, aber Sie wissen, was ich meine. In Südamerika werden sie übrigens gern gegrillt, wenn auch nicht immer am Straßenrand.)

    Oder verkürzt:
    Rasen betreten verboten.
    Konventionen geben uns Geborgenheit, Sicherheit: So macht man das! Wenn ich es so mache, werde ich von den anderen akzeptiert. Auf diese Weise helfen zum Beispiel unsere »höheren Wesen« den kleinen Wesen, den Kindern, sich in der Welt zu orientieren. Und auch wir größeren niedrigen Wesen haben es deutlich leichter, wenn wir wissen, »was man bei Tische macht« und was man besser lässt, wenn man nicht unangenehm auffallen möchte. So gesehen macht »man« Sinn.
    Es gibt allerdings auch einen Aspekt am häufigen Gebrauch des Wortes«man«, den ich für gefährlich halte. Hierzu noch ein Beispiel: Man entschuldigt sich, wenn man geniest hat. Früher sagte man »Gesundheit!« zu dem, der geniest hat. Wer war hier eigentlich das maßgebliche höhere Wesen, das für diese neue Regel verantwortlich war? Die Frage nach der Verantwortung ist hier eine ganz entscheidende! Denn wann immer wir »man« sagen, geben wir unsere Verantwortung ab, wir delegieren sie an imaginäre höhere Wesen – und das ist uns manchmal ganz recht! Zum Beispiel, wenn uns dünkt, wir müssten jetzt aber auch mal wirklich endlich die Steuererklärung machen. Würde man (!) das Wort »man« durch »ich« ersetzen, hätte dies Folgen. Probieren Sie es aus, sagen Sie folgende beiden Sätze mal laut:

    Man müsste mal die Steuererklärung abgeben.
    Ich müsste mal die Steuererklärung abgeben.
    »Man müsste mal« ist übrigens eine Bagatellisierung, die uns hilft, die Verantwortung kleiner zu machen, als sie ist. Auch hier mal ausprobieren bitte:

    Man muss die Steuererklärung abgeben.
    Ich muss die Steuererklärung abgeben.
    Spüren Sie, wie viel stärker die Verantwortung beim zweiten Satz ist? Sprachlich ausgedrückt so etwas wie: »Tja, nun muss ich es wohl wirklich tun!«
    Und wie – im Gegensatz dazu – der erste geradezu harmlos klingt, weil die Verantwortung noch bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen liegt?
    Wenn Sie einen Moment Zeit haben, machen Sie folgende Übung, um sich den Unterschied fühlbar klarer zu machen. Ja, es gibt einen Unterschied zwischen »Ich hab’s verstanden!« und »Jetzt fühle ich den Unterschied«! Das eine ist kognitiv, das andere geht in den Bauch – oder, wenn Ihnen das besser gefällt: in den Teil des Gehirns, mit dem wir intuitiv erfassen, was wir übrigens permanent und meistens unbewusst tun.
    Für alle Eiligen
    Sie haben jetzt die Gelegenheit, zwei Übungen in einer zu machen:
    1. Den Unterschied zwischen »man« und »Ich« fühlen.
    2. Den Unterschied zwischen kognitivem und gefühltem Verständnis spüren.

    1. Bilden Sie Sätze, in denen »man« vorkommt.
    Zum Beispiel: Man müsste mal die Blumen gießen. Vielleicht erinnern Sie sich ja auch »man«-Sätze, die Sieselbst oft sagen? Dann nehmen Sie diese!
    2. Ersetzen Sie »man« durch »ich«.
    3. Sprechen Sie anschließend beide Sätze laut aus. Inwiefern fühlt sich der erste anders an als der zweite?
    Wenden wir uns noch einem anderen Aspekt zu. Bei » Man sollte nicht so lange über Entscheidungen

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