Coaching to go
hat. Unabhängig davon, woher wir als Kinder unsere Ideen vom Leben beziehen, machen wir uns einen eigenen Reim darauf – und der ist relevant. Und: Wir können diesen Reim immer wieder umdichten und umformulieren!
Für Brigittes Gedicht-Neufassung war es wichtig, dass sie sich ihren Vater noch einmal ins Gedächtnis rief, in welcher Zeit er aufgewachsen war und wie sehr es damals auf dem Lande generell verpönt gewesen war, sich selbst zu loben.
Damals war das so – ob es für Brigitte heute noch genauso ist, entscheidet sie ganz allein. Sie hat jetzt die freie Wahl, wie sie sich in Bezug auf Eigenlob verhalten möchte.
Sie entschied sich dafür, es zu probieren, und merkte schnell, dass ihr die Worte dafür fehlten. Also erarbeiteten wir für sie einen neuen Wortschatz, mit dem sie sich loben konnte, wann immer sie wollte. Was soll ich sagen – nach einer Weile gefiel es ihr richtig gut! Dementsprechend war sie auch immer weniger bereit, permanent für andere Jobs zu erledigen. Diese Veränderung hatte natürlich auch Folgen für Ihr Umfeld! Es ist wichtig, den Kontext zu berücksichtigen, in dem neues Verhalten angewendet wird. Wie man sich vorstellen kann, waren die Kollegen wenig erbaut davon, dass Brigitte jetzt lieber Kegeln ging, statt sich den Kopf über Geschenke zu zerbrechen oder Manuskripte zu lesen. Es hat seine Zeit gedauert, bis sie das akzeptiert haben, und Brigitte hat noch ein paar Anerkennungs-Abhängigkeits-Runden gedreht, weil die anderen sie natürlich immer wieder »eingeladen« haben, in ihr altes Verhaltensmuster zurückzukehren. Aber Brigitte war sich nun dessen bewusst und wurde immer besser im »Nein«-Sagen.
Die Moral von der Geschicht’: Loben Sie sich lieber selbst, bevor sie davon abhängig werden, dass andere es tun!
Wenn es Ihnen schwerfällt, holen Sie sich Unterstützung von Ihrer Familie und ihrem Freundeskreis – denen fällt bestimmt etwas ein. Vielleicht bekommen Sie auf diese Weise einen neuen Lob-Wortschatz!
Einer anderen Klientin half folgende olfaktorische Übung dabei, dem stinkenden Eigenlob den Schrecken zu nehmen:
Mal angenommen, Eigenlob stinkt nicht, sondern duftet lecker. Nach was würde es riechen?
Wählen Sie einen Lieblingsduft Ihrer Wahl – ist es Vanille, Rosmarin, Basilikum? Sind es Veilchen, Rosen, Maiglöckchen? Oder ist es vielleicht Ihr Lieblingsparfüm? Wonach soll Ihr zukünftiges Eigenlob riechen?
Mit dieser Übung verknüpfen Sie Ihre bisherige Einstellung zum Eigenlob mit einem neuen Bild (je nachdem, was Sie gewählt haben) und zugleich mit einem Ihrer Sinne, nämlich Ihrem Riechorgan. Auf diese Weise bahnen Sie neue Vernetzungen in Ihrem Gehirn an. Sie können das Ganze noch unterstützen, indem Sie tatsächlich an Ihrem gewählten Duft riechen, ihn tief einatmen und etwas Gutes über sich sagen. Wann immer Sie dann diesen Duft riechen, werden Sie daran erinnert werden, dass Sie sich mal wieder loben könnten.
Mein Eigenlob-Duft ist übrigens der Geruch von frisch gebackenem Brot. Deshalb habe ich in Bäckereien häufig den Impuls, mir in Gedanken etwas Nettes zu sagen. Das versetzt mich augenblicklich in eine gute Stimmung, was nicht selten in ein strahlendes Lächeln der Bäckereifachverkäuferin mündet, die dann nicht selten etwas Nettes über mich sagt. Manchmal ist das Leben ganz einfach …
20. Das Problem ist …
Viele Menschen nennen jede auch noch so kleine Schwierigkeit ein Problem. In unserer Kultur scheint es eine kollektive Liebe zum Problem zu geben. Problem ist das Königswort für …
– alles, was uns nicht gelingt,
– alles, worunter wir leiden,
– alles, was uns Sorgen und Angst macht,
– eine schwierige/unangenehme Aufgabe, die vor uns liegt,
– Menschen, die nicht tun, was wir möchten,
– ein kniffliges Rätsel,
– Streit,
– Fragen, die nicht in die Kategorie »Wie viel ist 1 x 1?« fallen.
– schwierige Situationen,
– alles, was höhere Mächte uns auferlegen, ohne dass wir meinen, etwas dagegen tun zu können,
– alles, was wir sehen, wenn wir schlechte Laune haben
und vieles mehr.
Ein Mädchen für alles, sozusagen. Und das ist schon ein Problem mit dem Problem: Es ist unpräzise. Wann immer wir also sagen, dass wir ein Problem haben, drücken wir uns ungenau aus. »Ich habe Probleme mit meinem Magen!« – »Dann kaufen Sie sich einen neuen!«, wird der Arzt nicht sagen, sondern sicher mit vielen Fragen versuchen, das Problem zu erfassen, es zu präzisieren, denn erst dann kann
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