Coaching to go
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19. Eigenlob stinkt!
Dieses Kapitel ist eine Ausnahme. Die restlichen Sätze sind tatsächlich alle so von meinen Klienten oder anderen Menschen in meinem Umfeld gesagt worden – der Satz »Eigenlob stinkt!« wird selten laut geäußert, aber oft genug gedacht, und deshalb soll er auch in diesem Buch seinen Platz bekommen.
Es handelt sich um ein altes Sprichwort, das noch in vielen Köpfen spukt und dort Unheil anrichtet. Warum?
Weil wir alle viel Anerkennung und Zuwendung brauchen – von anderen und von uns selbst. Und wenn wir nicht genug davon haben – dann holen wir sie uns von anderen!
Das kann unter Umständen wesentlich schlimmer »stinken«, als dies das Eigenlob vermeintlich tut, wie das folgende Beispiel zeigt:
Brigitte ist Mitte 30 und arbeitet als Bürokauffrau. Sie ist – wie sie lachend erzählt – »nicht nur die rechte, sondern auch die linke Hand des Chefs«, und in letzter Zeit deshalb ziemlich erschöpft, weshalb sie bei mir ist. Später stellt sich heraus, dass sie auch für die anderen zwölf Mitarbeiter sowohl die linke als auch die rechte Hand ist. Dabei gehen die »Jobs«, die sie für andere erledigt, weit über den Arbeitsplatz hinaus. So ist es üblich, dass sie für Familienangehörige der Mitarbeiter Geschenke besorgt, Hochzeiten organisiert und abends manchmal für einen schriftstellerisch ambitionierten Kollegen dessen Geschichten Korrektur liest.
Ich mache an dieser Stelle mal einen Break: Was läuft gerade in Ihnen ab, während Sie das lesen? Kennen Sie so etwas in dieser oder einer abgeschwächten Form von sich oder anderen? Haben Sie schon eine Idee, was das mit dem alten Sprichwort zu tun haben könnte? Ich helfe Ihnen:
Eigenlob stinkt – und deshalb hol’ ich mir Lob – von anderen wo und wann es geht!
Brigitte ist Single und lebt allein. Sie hat abends viel Zeit und sie tut anderen, wie sie sagt, »schrecklich gern« einen Gefallen. Dass dies im Zusammenhangmit ihrer Erschöpfung steht, ist ihr »schon klar«, aber sie »kann nicht anders«: »Ich mach’ das halt so gern!«
Offenbar braucht sie die Anerkennung der anderen, auch das ist ihr bewusst, allerdings nicht, wie sehr sie sie braucht. Brigitte ist abhängig vom Lob der anderen – ohne das fühlt sie sich leer, wertlos, ungeliebt. Andererseits weiß sie auch, dass es so nicht weitergehen kann. Sie schläft schlecht, wacht nachts auf, kann nicht mehr einschlafen, geht in Gedanken ihre ellenlange To-do-Liste durch: Was, wenn es das Geschenk für Kollege X nicht mehr gibt? Wo könnte sie es noch kriegen? Hätte sie vielleicht doch die blauen Perlen nehmen sollen? Sie könnte ja morgen noch schnell vor dem Büro …
Brigitte befindet sich in einer Zwickmühle:
Verlust von AnerkennungErschöpfung
Auf der einen Seite die Abhängigkeit der Anerkennung von anderen – auf der anderen ihre Erschöpfung, die für sie immer bedrohlichere Ausmaße annimmt. Geht sie nach links, entscheidet sie sich für die Erschöpfung, geht sie nach rechts, entscheidet sie sich für den Verlust von Anerkennung. Was immer sie tut, ist »falsch«. In beiden Fällen schadet sie sich selbst.
Im weiteren Verlauf unserer Coaching-Sitzungen entscheidet sich Brigitte für eine Seite: Sie möchte weniger abhängig vom Lob anderer sein. In dieser Sitzung schlage ich ihr vor, dass sie sich einmal so richtig dolle selbst lobt.
»Eigenlob stinkt!«, kommt es da wie aus der Pistole geschossen aus dem Sessel gegenüber.
»Wer sagt das?«, möchte ich wissen (siehe auch Kapitel »Man sollte …«).
»Das ist so!«, sagt Brigitte und muss dann selbst lachen, weil sie es so laut und bestimmt gesagt hat. »Als wäre ich ein König!«, lacht sie.
»Gibt es einen König in Ihrem Leben, der so etwas gesagt haben könnte?«
»Mein Papa«, kommt es wieder sehr schnell herausgeschossen, »und der hat es wahrscheinlich von seinem Papa, also meinem Großvater, der hat das immer gesagt. Als ich klein war …«
Und so erzählt Brigitte von den Königen und Königinnen in ihrem Leben, nach deren »Eigenlob-stinkt-Maxime« sie immer noch lebt – ohne sie zu hinterfragen.
In diesem Fall war es offensichtlich aus dem Elternhaus übernommen. Es gibt andere Beispiele, in denen die Herkunft nicht so leicht nachzuverfolgen ist. Manchmal gibt es überhaupt keine Hinweise, dann kommt der Satz vielleicht vom »Ober-König«, der Kultur, in der wir aufgewachsen sind und die uns geprägt
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