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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verstehen oder sogar die Empathie einer echten Freundschaft entwickeln werden, ist völlig unvorhersehbar. Manchen gelingt es, anderen nicht. Die Geschichte weiß, dass Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill niemals frei von Meinungsverschiedenheiten waren, aber einander mochten. Ronald Reagan und Margaret Thatcher waren echte Freunde, trotz der tiefen Kluft zwischen den stahlharten Überzeugungen der Engländerin und dem leutseligen Humor des Kaliforniers.
    Zwischen Briten und Europäern auf dieser Ebene gab es selten mehr als formelle Höflichkeit, und oft nicht einmal diese. Der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt brachte einmal eine so furchterregende Ehefrau mit, dass Harold Wilson, als man am Esstisch Platz nahm, eine seiner seltenen humorvollen Spitzen losließ und das versammelte Personal informierte: »Tja, mit Partnertausch wird’s heute nichts.«
    Harold Macmillan konnte Charles de Gaulle nicht ausstehen (was auf Gegenseitigkeit beruhte), während er den sehr viel jüngeren John F. Kennedy mochte. Möglich, dass es etwas mit der gemeinsamen Sprache zu tun hatte, aber das muss nicht so sein.
    In Anbetracht der sehr unterschiedlichen Herkunft der beiden Männer, die an diesem Herbstabend gemeinsam die Wärme des Feuers genossen, während es langsam dunkler wurde und draußen der Secret Service zusammen mit dem britischen SAS patrouillierte, war es vielleicht überraschend, dass sie nach nur drei Zusammentreffen – einem in Washington, einem bei den Vereinten Nationen und jetzt hier in Chequers – eine persönliche Freundschaft entwickelt hatten.
    Der Amerikaner hatte die schwierigere Herkunft: ein kenianischer Vater, eine in Kansas geborene Mutter, eine Jugend in Hawaii und Indonesien, frühe Kämpfe gegen die Intoleranz. Der Engländer war Sohn eines Börsenmaklers und einer Beamtin, er hatte ein Kindermädchen gehabt und zwei der teuersten und angesehensten Privatschulen des Landes besucht. Eine solche Herkunft kann einem Menschen den gelassenen Charme verleihen, hinter dem sich ein stahlharter Kern verbergen könnte. Bei manchen ist das der Fall, bei anderen nicht.
    Auf einer oberflächlicheren Ebene hatten die beiden sehr viel mehr gemeinsam. Beide waren noch keine fünfzig, verheiratet mit schönen Frauen und Väter von Kindern, die noch zur Schule gingen. Beide hatten erstklassige Collegediplome, und sie hatten ihr ganzes Erwachsenenleben in der Politik verbracht. Und beide plagte die beinahe obsessive Sorge wegen des Klimawandels, der Armut der Dritten Welt, der nationalen Sicherheit und der Lage derer in ihren eigenen Ländern, die Frantz Fanon »die Verdammten dieser Erde« nannte.
    Während die Frau des Premierministers der First Lady ein paar der ältesten Bücher in der Sammlung zeigte, fragte der Präsident seinen britischen Kollegen leise: »Hatten Sie Zeit, einen Blick auf den Report zu werfen, den ich Ihnen gegeben habe?«
    »Selbstverständlich. Beeindruckend … und besorgniserregend. Wir haben ein massives Problem hier drüben. Wir sind das größte Kokainabnehmerland in Europa. Vor zwei Monaten hat mich die SOCA  – die bei uns für die Bekämpfung des organisierten Verbrechens zuständig ist – über die damit zusammenhängende Folgekriminalität informiert. Warum fragen Sie?«
    Der Präsident blickte ins Feuer und wählte seine Worte sorgfältig.
    »Ich habe einen Mann, der zurzeit dabei ist, eine Idee auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen. Wäre es mit unserer gesamten Technologie und den Fähigkeiten unserer Special Forces möglich, diese Industrie zu zerschlagen?«
    Der Premierminister starrte den Amerikaner verblüfft an. »Hat der Mann sich schon geäußert?«
    »Nein. Aber ich erwarte sein Urteil jeden Augenblick.«
    »Und seinen Rat. Werden Sie ihn annehmen?«
    »Ich denke schon.«
    »Und wenn er sagt, es sei machbar?«
    »Dann glaube ich, dass sich die USA daran halten werden.«
    »Wir geben beide gigantische Summen für den Kampf gegen Rauschdrogen aus. Alle meine Fachleute sagen, die völlige Vernichtung der Industrie sei unmöglich. Wir fangen Lieferungen ab, wir verhaften die Schmuggler und die Gangster, wie sperren sie ein, und zwar für lange. Aber das ändert nichts. Die Drogen strömen weiterhin ins Land. Neue Freiwillige ersetzen die Inhaftierten. Und der Appetit der Kundschaft wird immer größer.«
    »Aber wenn mein Mann sagt, es sei möglich, würde Großbritannien dann mitmachen?«
    Kein Politiker steckt gerne einen solchen Tiefschlag ein, nicht

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