Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
da. Er sendete das richtige Blinksignal, und die jeweilige Identität wurde durch zuvor vereinbarte, sinnlose Sätze bestätigt, die durch die Dunkelheit gerufen wurden. Die beiden Go-fasts gingen längsseits, und fleißige Hände hievten die zwanzig Fässer an Deck. Dann folgten die leeren Benzintanks, die bald darauf randvoll wieder heruntergelassen wurden. Nach ein paar spanischen Abschiedsworten fuhr die Virgen de Valme weiter nach Colón, und die Go-fasts gingen auf Heimatkurs. Während des folgenden Tages würden sie wieder auf dem Meer dümpeln, und ehe der dritte Tag heraufdämmerte, wären sie zurück in ihren Mangrovensümpfen, sechzig Stunden, nachdem sie sie verlassen hatten.
Die 5000 Dollar für die Matrosen und die 10 000 für die beiden Steuerleute waren für sie ein fürstlicher Lohn. Was sie transportiert hatten, würde die Endverbraucher in den USA an die 84 Millionen Dollar kosten.
Als die Virgen de Valme die Einfahrt in den Panamakanal erreichte, war sie ein ganz normaler Frachter, der auf der Reede wartete, es sei denn, jemand hätte sich in die Bilge hinuntergewagt, in den Hohlraum unter dem Boden des untersten Laderaums. Aber das tat niemand. Um dort zu überleben, brauchte man die Atemgeräte, die von der Besatzung als Feuerwehrausrüstung ausgegeben wurden.
An der Pazifikseite Panamas ging der Frachter auf Nordwestkurs, vorbei an Mittelamerika, Mexiko, Kalifornien und weiter nach Norden. Vor der Küste von Oregon wurden die zwanzig Fässer schließlich an Deck gebracht, bereit gemacht und unter Segeltuchplanen versteckt. In einer mondlosen Nacht umschiffte die Virgen de Valme Cape Flattery und fuhr in die Juan-de-Fuca-Straße hinein, um den brasilianischen Kaffee in ihren Laderäumen nach Seattle zu bringen, zu den anspruchsvollen Gaumen der amerikanischen Kaffeehauptstadt.
Bevor sie aber dort einbog, hievte die Besatzung die zwanzig Fässer über Bord, beschwert mit Ketten, die jedes Fass im dreißig Meter tiefen Wasser sanft auf den Grund sinken ließen. Dann tätigte der Kapitän einen kurzen Anruf mit dem Handy. Selbst wenn die Überwachungsanlagen der National Security Agency in Fort Meade, Maryland, zuhörten (was sie taten), waren seine Worte unauffällig und harmlos: Ein einsamer Seemann würde in ein paar Stunden seine Freundin wiedersehen.
Die zwanzig Tonnen waren mit kleinen, aber leuchtend farbigen Bojen markiert, die in der Morgendämmerung auf dem grauen Wasser dümpelten, wo vier Männer auf einem Krabbenkutter sie fanden. Sie sahen aus wie die Markierungen für Hummerkörbe. Niemand beobachtete, wie die Männer die Tonnen aus der Tiefe heraufzogen. Hätte ihr Radar im meilenweiten Umkreis irgendein Patrouillenboot angezeigt, wären sie nicht in die Nähe der Stelle gefahren. Aber die GPS-Position des Kokains war bis auf ein paar Quadratmeter genau angegeben, und so konnten sie den richtigen Augenblick abwarten.
Aus der Fuca-Straße fuhren die Schmuggler wieder hinauf in das Gewirr der Inseln nördlich von Seattle und landeten an der Festlandsküste bei einem Fischerpfad, der zum Wasser herunterführte. Ein großer Bierlastwagen erwartete sie dort. Er würde die Fässer landeinwärts transportieren, womit sie Teil der dreihundert Tonnen Kokain wären, die jedes Jahr in die USA gebracht wurden. Alle Beteiligten würden ihr Honorar auf dem vereinbarten Konto vorfinden. Die Krabbenfischer würden nie erfahren, wie der Frachter geheißen hatte oder wem der Bierlaster gehörte. Sie brauchten es auch nicht zu wissen.
Mit der Landung auf amerikanischem Boden hatten sich die Eigentumsverhältnisse geändert. Bis dahin hatte das Kokain dem Kartell gehört, und alle Beteiligten waren vom Kartell bezahlt worden. Vom Bierlaster an gehörte es dem amerikanischen Importeur, der dem Kartell nun eine atemberaubende Summe schuldete.
Der Preis für 1,2 Tonnen reines Kokain war bereits ausgehandelt. Kleine Fische müssen hundert Prozent des Betrages bei Lieferung bezahlen. Große Akteure zahlen fünfzig Prozent des Rechnungsbetrages. Der Importeur würde sein Kokain weiterverkaufen, und der Aufschlag zwischen dem Bierlaster und den menschlichen Nasenlöchern in Spokane oder Milwaukee würde beträchtlich sein.
Er würde die Zwischenhändler und Strohmänner bezahlen, die ihn vor dem Zugriff des FBI und der DEA bewahrten. Alle Zahlungen würden in bar erfolgen. Aber nachdem das Kartell die restlichen fünfzig Prozent des Kaufpreises bekommen hatte, würde der amerikanische Gangster immer
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