Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
jamaikanischen »Yardbirds« und die Nigerianer sind beide schwarz und arbeiten gut zusammen. In Italien bildeten Sizilianer und Neapolitaner, sonst gewohnheitsmäßige Widersacher, eine sehr vorübergehende Partnerschaft gegen die Außenseiter, und das Blutvergießen begann.
    Es fegte über Europa hinweg, wie es über die USA hinweggefegt war. Kein Land in der Europäischen Union war davon ausgenommen; allerdings trugen die größten und somit reichsten Märkte die Hauptlast.
    Die Medien hatten Mühe, ihren Lesern, Hörern und Zuschauern zu erklären, was im Gange war. Von Dublin bis Warschau wurden Bandenmorde verübt. In Bars und Restaurants warfen Touristen sich schreiend auf den Boden, als Maschinenpistolen quer über Speisetische und Bürofeiern hinweg Rechnungen beglichen.
    In London fand das Kindermädchen des Innenministers, das mit seinen Schützlingen am Primrose Hill spazieren ging, eine Leiche im Gebüsch. Sie hatte keinen Kopf. In Hamburg, Frankfurt und Darmstadt lagen eine Woche lang jede Nacht Tote auf der Straße. An einem einzigen Morgen wurden vierzehn Ermordete aus französischen Flüssen gezogen. Zwei waren schwarz, und bei den übrigen ermittelte man anhand des Zahnstatus, dass sie keine Franzosen waren, sondern aus dem Osten stammten.
    Nicht alle starben bei den Schießereien. Notaufnahmen und Unfallambulanzen wurden überschwemmt. Afghanistan, somalische Piraten, Treibhausgase und gierige Banker verschwanden von den Titelseiten der Zeitungen, und die Schlagzeilen schrien ihre ohnmächtige Wut hinaus.
    Polizeichefs wurden vorgeladen, angebrüllt und durften dann gehen, um ihre Untergebenen anzubrüllen. Politiker aus siebenundzwanzig europäischen Parlamenten, dem Kongress in Washington und in den fünfzig Bundesstaaten der USA bemühten sich, eine beeindruckende Pose einzunehmen, doch es gelang ihnen nicht, denn ihre totale Ohnmacht wurde für die Wähler immer offensichtlicher.
    Die politische Gegenreaktion begann in den Vereinigten Staaten, aber auch in Europa ließ sie nicht lange auf sich warten. Wütende oder panische Anrufe brachten die Telefonleitungen der Bürgermeister, Kongressabgeordneten und Senatoren zum Glühen. Zwanzigmal am Tag erschienen Experten mit ernster Miene in den Medien, und alle widersprachen einander.
    Polizeichefs mit versteinerten Gesichtern mussten sich Pressekonferenzen aussetzen, aus denen sie schließlich hinter den Vorhang flüchteten. Die Polizei ertrank in Arbeit, genau wie Kliniken, Leichenschauhäuser und Rechtsmediziner. In drei Städten mussten Schlachthöfe beschlagnahmt werden, damit man die Leichen unterbringen konnte, die man von der Straße sammelte, aus durchlöcherten Autos und eiskalten Flüssen zog.
    Anscheinend hatte niemand geahnt, wie groß die Macht der Unterwelt war, die Bevölkerung zweier verwöhnter, allen Risiken abgeneigter Kontinente in Angst, Schrecken und Abscheu zu versetzen, wenn diese Unterwelt, getrieben von Habgier, in gewalttätige Raserei verfiel.
    Die Zahl der Toten überstieg die Fünfhundertergrenze, und zwar auf jedem Kontinent. Gangster wurden nur von ihresgleichen und ihren Familien betrauert, aber auch harmlose Bürger gerieten zwischen die Fronten, und sogar Kinder waren dabei, was die Boulevardpresse veranlasste, in ihren Wörterbüchern nach neuen Superlativen der Empörung zu suchen.
    Ein Akademiker und Kriminologe erklärte im Fernsehen mit sanfter Stimme, was die Ursache des Bürgerkriegs sei, der in dreißig Ländern seine Narben hinterließ. Es herrsche ein totaler Mangel an Kokain, sagte er leise, und die Wölfe der Gesellschaft kämpften um die letzten kläglichen Vorräte.
    Die Alternativen – Cannabis, Crystal Meth, Heroin – könnten die Lücke nicht ausfüllen. Zu lange sei es zu leicht gewesen, an Kokain zu kommen, fuhr der alte Herr fort. Mittlerweile sei es in breiten Kreisen der Gesellschaft kein Genussmittel mehr, sondern eine Notwendigkeit. Vielen habe es zu einem gewaltigen Vermögen verholfen und diese Hoffnung in vielen anderen geweckt. Auf jedem der beiden großen westlichen Kontinente sterbe eine Fünfzig-Milliarden-Dollar-Industrie, und was wir sähen, seien die ultrabrutalen Todeszuckungen eines Monsters, das zu lange ungezähmt unter uns gelebt habe. Ein verdatterter Moderator dankte dem Professor, als dieser das Studio verließ.
    Danach änderte sich die Botschaft der Bevölkerung an ihre politische Führung. Sie wurde immer klarer, und sie lautete: Bringt das in Ordnung oder tretet

Weitere Kostenlose Bücher