Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Ordner über den Tisch. Der Stabschef klappte ihn auf: Zwei Blätter, die aussahen wie mit der Maschine beschrieben. Fünf Absätze. Nummeriert. Er las den ersten.
1. Ich brauche totale Unabhängigkeit im Handeln bei absoluter Geheimhaltung. Nur die allernächste Umgebung des Präsidenten darf wissen, was geschieht und warum es geschieht, ganz gleich, wie viele Leute sich dadurch auf den Schlips getreten fühlen. Auf allen Ebenen unterhalb des Oval Office darf jeder nur noch erfahren, was er wissen muss, um seine Aufgabe zu erfüllen, und kein Jota darüber hinaus.
»In den Strukturen des Militärs und der Bundesbehörden gibt es keine Lecks«, fauchte Silver.
»Doch, die gibt es«, widersprach Devereaux ungerührt. »Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, sie abzudichten oder den Schaden zu beheben, der durch sie angerichtet wurde.«
2. Ich benötige die durch den Präsidenten autorisierte Vollmacht, von jeder anderen Behörde oder militärischen Einheit, deren Kooperation erforderlich ist, vorbehaltlose Unterstützung zu verlangen und ohne Widerspruch zu erhalten. Das beginnt mit der automatischen Weiterleitung jeder noch so kleinen Information, die anderen Instanzen im Kampf gegen die Drogen zur Kenntnis gelangt, an das Hauptquartier dessen, was ich fortan als »Projekt Cobra« bezeichnen möchte .
»Die werden an die Decke gehen«, knurrte Silver. Er wusste, dass Informationen Macht bedeuteten, und niemand trennte sich freiwillig auch nur vom kleinsten Stückchen seiner Macht. Das galt für die CIA ebenso wie für die DEA , das FBI , die NSA und das Militär.
»Sie alle unterstehen dem Heimatschutzministerium und dem Patriot Act«, sagte Devereaux. »Sie werden dem Präsidenten gehorchen.«
»Beim Heimatschutz geht es um die Terrorgefahr«, sagte Silver. »Rauschgiftschmuggel ist Kriminalität.«
»Lesen Sie weiter«, murmelte der CIA -Veteran.
3. Ich werde meine Mitarbeiter selbst rekrutieren. Nicht viele, aber die, die ich brauche, müssen dem Projekt ohne Nachfragen oder Widerspruch zugeteilt werden.
Der Stabschef erhob keinen Einwand, doch dann kam Nummer vier.
4. Ich brauche ein Budget von zwei Milliarden Dollar, auszahlbar ohne Prüfung und Kontrolle. Sodann benötige ich neun Monate zur Vorbereitung des Angriffs und weitere neun Monate, um die Kokainindustrie zu zerschlagen.
Verdeckte Operationen und geheime Budgets hatte es schon öfter gegeben, aber hier ging es um eine gewaltige Summe. Der Stabschef sah die roten Warnlampen blinken. Wessen Etat würde dafür geplündert werden? Der des FBI ? Der CIA ? Der DEA ? Oder würde das Finanzministerium eigene Mittel freigeben müssen?
»Die Ausgaben müssen überprüft werden«, sagte er. »Die Finanzleute werden es nicht akzeptieren, dass sich zwei Milliarden Dollar in Luft auflösen, nur weil Sie einkaufen gehen möchten.«
»Dann wird die Sache nicht klappen«, antwortete Devereaux ruhig. »Wenn ein Schlag gegen das Kokainkartell und die ganze Industrie geführt werden soll, kommt es entscheidend darauf an, dass sie ihn nicht kommen sehen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, so heißt es immer noch. Die Beschaffenheit des erworbenen Materials und der Mitarbeiter würde den ganzen Plan erkennbar werden lassen, und er würde todsicher an irgendeinen investigativen Journalisten oder Blogger durchsickern, sowie Buchprüfer oder Finanzbeamte die Sache übernehmen.«
»Die brauchen nichts zu übernehmen. Sie sollen nur die Ausgaben überprüfen.«
»Das läuft auf dasselbe hinaus, Mr. Silver. Wenn sie ins Spiel kommen, ist die Deckung aufgeflogen. Und wenn die Deckung auffliegt, ist man tot. Glauben Sie mir. Ich weiß Bescheid.«
Auf diesem Gebiet konnte der Exkongressabgeordnete aus Illinois nicht widersprechen. Er ging weiter zu Bedingung fünf.
5. Es wird erforderlich sein, Kokain nicht länger als Betäubungsmittel der Klasse A zu behandeln, dessen Einfuhr ein Verstoß gegen bestehendes Recht ist, sondern fortan der Kategorie der nationalen Bedrohung zuzuordnen und seine Einfuhr oder beabsichtigte Einfuhr als terroristischen Akt zu behandeln.
Jonathan Silver sprang auf. »Sind Sie wahnsinnig? Das wäre eine Änderung unseres Rechts.«
»Nein, das würde eine Verordnung per Bundesgesetz erfordern. Hier ändert sich lediglich die Kategorie, der eine chemische Substanz zugeordnet wird. Dazu ist nur ein Rechtsakt der Exekutive nötig.«
»Welche chemische Substanz meinen Sie?«
»Kokain-Hydrochlorid ist eine Chemikalie. Zufällig handelt es
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