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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sich dabei um eine verbotene Chemikalie, deren Import ein Verstoß gegen amerikanisches Strafrecht ist. Anthrax ist auch eine Chemikalie, genau wie das Nervengas VX . Aber Ersteres ist als bakteriologische Massenvernichtungswaffe klassifiziert, und VX als chemische Waffe. Wir sind in den Irak einmarschiert, weil das, was seit meinem Abschied als Central Intelligence Agency durchgeht, davon überzeugt war, dass dieses Land beides besaß.«
    »Das war etwas anderes.«
    »Nein, es war genau das Gleiche. Klassifizieren Sie Kokain-Hydrochlorid als nationale Bedrohung, und alle Dominosteine kippen nacheinander um. Wer uns jedes Jahr mit tausend Tonnen davon überzieht, begeht kein Verbrechen mehr, sondern einen terroristischen Akt, und dann können wir rechtmäßig entsprechend reagieren. Die Gesetze dafür existieren bereits.«
    »Sie wollen alles, was wir im Schrank haben?«
    »Alles. Aber für den Einsatz außerhalb unserer Hoheitsgewässer und unseres Luftraums. Und unsichtbar.«
    »Sie wollen das Kartell behandeln, als wäre es al-Qaida?«
    »Grob formuliert, aber ganz treffend«, sagte Devereaux.
    »Ich soll also …«
    Der silberhaarige Mann aus Boston erhob sich. »Sie, Mr. Silver, sollen als Stabschef entscheiden, wie zimperlich Sie sind und – was noch wichtiger ist – wie zimperlich der Mann am Ende des Korridors ist. Wenn Sie das entschieden haben, gibt es kaum noch etwas zu sagen. Ich glaube, die Aufgabe ist zu bewältigen, aber Sie kennen jetzt die Bedingungen, ohne deren Erfüllung sie nicht zu bewältigen ist. Zumindest nicht durch mich.«
    Ohne dass er verabschiedet worden wäre, ging er zur Tür und blieb dort noch einmal stehen.
    »Bitte lassen Sie mich beizeiten wissen, was der Präsident gesagt hat. Sie finden mich zu Hause.«
    Jonathan Silver war es nicht gewohnt, dass man ihn dasitzen und eine geschlossene Tür anstarren ließ.
    Die höchste administrative Anordnung, die in den USA ergehen kann, ist die Präsidentenorder. Sie wird üblicherweise veröffentlicht, da man sie sonst ja kaum befolgen kann. Aber eine Präsidentenorder kann auch vollständig geheimgehalten werden.
    Der alte Mandarin aus Alexandria konnte es nicht wissen, doch er hatte den schroffen Stabschef überzeugt, und dieser wiederum überzeugte den Präsidenten. Nach der Konsultation eines sehr überraschten Professors für Verfassungsrecht wurde Kokain in aller Stille neu eingestuft und galt von nun an als Toxin und nationale Bedrohung, und also solche gehörte es jetzt in den Bereich des Kampfes gegen Bedrohungen der natio nalen Sicherheit.
    Weit westlich der portugiesischen Küste, fast in Höhe der spanischen Grenze, pflügte sich die MV Balthazar mit einer deklarierten Stückgutladung nordwärts zum Europort Rotterdam. Mit ihren nur 6000 Tonnen war sie nicht groß, und ihr Kapitän wie auch die achtköpfige Besatzung waren Schmuggler. Die kriminelle Seite ihrer Arbeit war so lukrativ, dass der Kapitän sich in zwei Jahren als reicher Mann in seiner venezolanischen Heimat zur Ruhe setzen wollte.
    Er hörte den Wetterbericht für Kap Finisterre, das jetzt noch fünfzig Seemeilen weit vor ihnen lag. Die Rede war von Windstärke vier und rauer See. Aber er wusste, dass die spanischen Fischer, mit denen er ein Rendezvous auf dem Meer verabredet hatte, hartgesottene Seeleute waren und auch bei einem mehr als frischen Wind arbeiteten.
    Das portugiesische Oporto war weit hinter ihm, und das spanische Vigo lag unsichtbar im Osten, als er seinen Leuten befahl, die vier Ballen aus dem dritten Laderaum heraufzuholen, wo sie verstaut lagen, seit die Besatzung sie hundert Meilen vor der Küste von Caracas von einem Krabbenfischer an Bord genommen hatte.
    Kapitän Goncalves war vorsichtig. Er weigerte sich, mit Schmuggelware an Bord in einen Hafen ein- oder dort auszulaufen, erst recht, wenn es sich um solche Schmuggelware handelte. Die nahm er erst auf hoher See an Bord, und dort löschte er sie auch wieder. Wenn er nicht gerade von einem Spitzel verraten wurde, konnte er so kaum erwischt werden. Sechs erfolgreiche Atlantiküberquerungen hatten ihm ein schönes Haus eingebracht und ihm geholfen, zwei Töchter großzuziehen und seinen Sohn Enrique auf ein College zu schicken.
    Kurz hinter Vigo erschienen die beiden spanischen Fischerboote. Er bestand auf den harmlos klingenden, aber entscheidenden Grußworten, als die Kutter in der rauen See neben ihm rollten. Spanische Zollbeamte könnten sich in die Bande eingeschlichen haben und jetzt

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